Problemlos Sonne auf Kulmbachs Eku-Platz tanken?
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Sonntag, 09. Sept. 2018
Die Stadtwerke haben auf dem umgestalteten Eku-Platz Vorkehrungen für eine Ladesäule getroffen. Ingenieur Jürgen Öhrlein zweifelt den Standort an.
Die Symbole zeigen an, wo es bald Strom zu tanken gibt: Zwei Stellplätze auf dem umgestalteten Eku-Platz sind reserviert; hier sollen an einer Ladesäule zwei Elektroautos zeitgleich ihre Akkus aufladen können. Jürgen Öhrlein hingegen fragt sich: Was macht die Tankstelle oberirdisch, wo sie der prallen Sonne ausgesetzt ist - und nicht in der Tiefgarage darunter, also im Schatten?
Der Ingenieur und Elektro-Pionier aus Rothwind, der zwei Elektrofahrzeuge der Marke Renault fährt, führt bei seiner Anmerkung Physik und Chemie ins Feld. "Es sollte den Stadtwerken eigentlich bekannt sein, dass bei Temperaturen jenseits der 35 Grad Celsius der Ladevorgang - egal bei welcher Art von Batterie - nicht mehr komplikationslos vonstatten geht. Das kennt man vom Handy auch. Es kann sehr viel länger dauern als normal, bis der Akku voll ist, bisweilen kann der Ladevorgang auch komplett abreißen, dann geht nix mehr."
Städte wie Bamberg hätten das bei der Installation der E-Tankstellen berücksichtigt und beispielsweise an der Konzerthalle in die Tiefgarage verlegt.
Um besagte 35 Grad als kritische Grenze zu erreichen, brauche es nicht einmal einen derartigen Hochsommer, wie ihn auch Kulmbach in den vergangenen Wochen erlebt hat, sagt Öhrlein. "Die 35 Grad und mehr habe ich schnell beisammen, vor allem bei dunklen Fahrzeugen." Dazu gibt das aufgeheizte Pflaster zusätzlich Wärme ab, die ihrerseits Einfluss nimmt auf den Akku, seine Kapazität und schließlich dessen Lebensdauer.
Die Wohlfühltemperatur
Unterstützung bekommt der Kulmbacher von Experten wie dem Erlanger E-Mobil-Experten Frank Juhlke. "Die absolute Wohlfühltemperatur eines Akkus liegt zwischen vier und elf Grad", bekundet Juhlke, der eines der ersten Elektro-Autos überhaupt in Deutschland fuhr. Manche Fahrzeugtypen verfügten über eine gesonderte Batterie-Klimatisierung, die sich beim Laden oder Fahren zuschaltet. Juhlke empfiehlt, bei extremer Witterung - auch hohen Außentemperaturen - den Wagen am Ladepunkt anzustecken und die Akku-Klimatisierung bis zum Weiterfahren zu benutzen. Je optimaler die Umgebungstemperatur, desto stö rungsfreier der Akku-Gebrauch.
Hersteller empfehlen Schatten
Selbst Akku-Hersteller empfehlen den Elektroauto-Besitzern, an heißen Tagen das Vehikel im Schatten zu parken oder auf einer Wiese statt auf Asphalt, um die Wärmeabstrahlung zu minimieren. Erste Wahl seien Tiefgaragen. Gleiches gelte übrigens für die Zeit des Aufladens.
Bleibt die Frage: Warum sind die Ladesäulen im Herzen Kulmbachs an besagter Stelle vorgesehen, wo sie Wind und Wetter ausgesetzt sind? "Der Standort der Ladesäulen wurde umfangreich mit den Planern, unserer Tiefbauabteilung, den Stadtwerken und Bayernwerk diskutiert", schreibt Pressesprecherin Ulrike Michael dazu auf BR-Nachfrage. Letztlich habe man sich "wegen der besseren Zugänglichkeit zu der Säule" für die Stellflächen auf dem Platz selbst entschieden. "Sollten Störungen auftreten, stellt das System der Ladesäule eine Notabschaltung sicher." Die Ladesäule wird demnach mit zwei Anschlüssen ausgestattet und hat eine Ladeleistung von 22 Kilowatt. Vorerst stelle die Stadt Kulmbach das Aufladen an der Säule kostenlos zur Verfügung. Mit dieser Säule wird es dann vier von der Stadt Kulmbach - in Kooperation mit Partnern - im Stadtgebiet bereitgestellte Tankmöglichkeiten geben.