Ping-Calls: Warum man auf keinen Fall zurückrufen sollte
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Mittwoch, 02. Januar 2019
Polizei und Bundesnetzagentur warnen vor Ping-Calls: Die Anrufer sitzen im Ausland. Wer zurückruft, wird mit großen Beträgen zur Kasse gebeten.
Wenige Tage, nachdem uns eine Mail unserer firmeneigenen IT-Abteilung mit einer eindringlichen Warnung erreicht hat, klingelt um die Mittagszeit das Redaktionshandy. Die Nummer: uns unbekannt. Das Land, aus dem angerufen wird: Polen.
Für uns in der Redaktion Grund genug, den Anruf nicht anzunehmen. Es könnte ein sogenannter Ping-Call sein. Eine Betrugsmasche. Genau die, vor der uns die IT-Experten aus dem eigenen Haus gewarnt hatten.
Ping-Calls. Das klingt harmlos. Tatsächlich steckt dahinter ein groß angelegter Versuch, arglose Telefonbesitzer abzuzocken. Der Ablauf ist immer ähnlich: Das Telefon klingelt. Einmal, zweimal. Öfter nicht. Unmöglich, in so kurzer Zeit den Anruf anzunehmen. Aber wer dann zurückruft, läuft Gefahr, zum Opfer der Gauner zu werden und den Rückruf teuer bezahlen zu müssen. Die Gebühren, die bei solchen Anrufen auflaufen, sind beträchtlich, summieren sich oft auf mehrere Euro je Minute.
Wie genau das funktioniert, haben wir uns von der Bundesnetzagentur erklären lassen, die seit Jahren immer wieder regelrechte Anrufswellen registriert. Die Anrufer agierten von verschiedenen Ländern aus, deren Ländervorwahl oft zu leicht zu verwechseln sei mit Vorwahlen im deutschen Ortsnetz. "So lässt sich die Vorwahl von Koblenz 0261 leicht mit der Vorwahl von Madagaskar 00261 verwechseln; das Gleiche gilt für die Vorwahlen von Rostock 0381 und Dortmund 0231, die an die Vorwahlen von Serbien 00381 und Liberia 00231 erinnern", so eine Sprecherin.
Die Betrüger profitierten letztlich von den Verbindungsentgelten, die bei einem Rückruf fällig werden. "Zwar zieht zunächst der Anbieter des betroffenen Endkunden die Forderung ein", so die Bundesnetzagentur weiter. "Entsprechende Anrufe durchlaufen regelmäßig zahlreiche Netze. Regelmäßig partizipieren somit sämtliche an einer Verbindung beteiligte Netzbetreiber sowie der jeweilige Diensteanbieter an einer Verbindung."
Es sei zudem nicht auszuschließen, dass Menschen, die tatsächlich auf solche Anrufe reagiert und zurückgerufen haben, in der Folge vermehrt mit Ping-Anrufen konfrontiert werden.
Gesicherte Erkenntnisse, wer die Täter sind, gibt es weder bei der Bundesnetzagentur noch bei der Polizei. Auch Rainer Peterson von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Bayreuth hört regelmäßig von solchen Anrufen, hatte sie auch selbst schon auf dem Handy. Sein Rat: Auf keinen Fall zurückrufen! "Auch dann nicht, wenn man denkt, das könnte jetzt ein Angehöriger sein, der im Ausland Urlaub macht."