Pilotprojekt hilft Jugendlichen
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Sonntag, 20. Dezember 2015
Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof und die Jugendwerkstatt Kulmbach haben eine in Bayern bislang einmalige Zusammenarbeit begonnen. Vier jungen Männern ermöglicht die Initiative eine Ausbildung.
Auf dem Ausbildungsmarkt sieht es in Kulmbach im Grunde nicht schlecht aus. Das Lehrstellenangebot ist groß, doch für einige Jugendliche ist es trotzdem schwierig, nach dem Schulabschluss eine Ausbildungsstelle zu finden. Es sind Jugendliche, die besondere Unterstützung benötigen, um einen erfolgreichen Abschluss hinzubekommen - eine spezielle pädagogische und fachliche Begleitung, die im normalen betrieblichen Umfeld nicht geleistet werden kann.
Benachteiligung ausgleichen
"Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass diese Gruppe nicht kleiner wird", sagt Beate Scherm, bei der Agentur als Teamleiterin für die Berufsberatung in Bayreuth und Kulmbach zuständig. So bildet die Jugendwerkstatt der Geschwister-Gummi-Stiftung in der E.-C.-Baumann-Straße in Kulmbach inzwischen 27 Jugendliche in den Bereichen Malerei, Schreinerei, Wäscherei und Verwaltung aus. "Die Benachteiligungen dieser Gruppe sind vielfältig", so Werkstattleiter Peter Engelbrecht. "Gemeinsam ist unseren Jugendlichen, dass sie oftmals familiäre Krisen nicht gut bearbeiten konnten."Für die Arbeitsagentur ist es wichtig, den jungen Leuten eine Ausbildung zu ermöglichen, damit sie eine berufliche Perspektive haben, betont Scherm, die sich mit den Berufsberatern Angelika Panek und Helmut Fischer um die Azubis des Projekts kümmert. Deshalb haben sich die Agentur und die Jugendwerkstatt, die große Erfahrung in der Förderung jugendlicher Azubis hat, zusammengetan: "Damit hat nun die Berufsberatung die Möglichkeit, diejenigen Schulabgänger in die Jugendwerkstatt zu vermitteln, die in den bislang üblichen Maßnahmen der Agentur nicht ausreichend gefördert werden können.
Vier junge Kulmbacher haben im September eine Ausbildung in der Jugendwerkstatt begonnen. Zwei von ihnen werden den Beruf des Tischlers und jeweils einer den Beruf des Textilreinigers und des Kaufmanns im Büromanagement erlernen.
Dominik Sühler ist einer der beiden künftigen Tischler - sein Traumjob. Der 17-Jährige hat unzählige Bewerbungen geschrieben und ebenso viele Absagen erhalten und stand nach seinem Abschluss an der Mittelschule, einem Jahr in einer berufsvorbereitenden Maßnahme und dem Berufsgrundschuljahr immer noch ohne Lehrvertrag da. Durch die neue Kooperation hat er nun die Chance, in der Jugendwerkstatt seinen Wunschberuf zu erlernen.
Für sein Selbstwertgefühl hat er dieses positive Erlebnis dringend gebraucht: "Es ist sehr frustrierend, wenn man immer nur Absagen bekommt und einen kein Betrieb haben will", sagt er. "Irgendwann bekommt man dann schon Zweifel: Schaffe ich das? Aber ich habe nicht aufgegeben, und jetzt hat es doch noch geklappt."
Man sieht, was man schafft
In der Jugendwerkstatt fühlt er sich wohl, ebenso wie der 19-Jährige Kubilay Yilmaz, der ebenfalls Tischler werden will. Was ihm an dem Beruf so gut gefällt? "Er ist vielseitig und abwechslungsreich, und man sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat."Toll finden die beiden Azubis, dass die Ausbildung sehr breit gefächert ist: "Wir lernen alles, vom Fußbodenbelag über Maßanfertigungen nach Kundenwunsch bis zum Restaurieren alter Möbel."