Pflegelotto: Kurzzeitpflege-Plätze im Raum Kulmbach sind knapp
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Montag, 02. Sept. 2019
Wer derzeit auf die Schnelle einen Kurzzeitpflegeplatz benötigt, braucht ein kleines Wunder. Jochen Illing gehört zu denen, die bei der Suche Glück hatten.
Der Notfall kam von heute auf morgen. Jochen Illing aus Kulmbach bekommt einen Anruf von seiner Tante Linde: "Ich kann nicht mehr allein." Die 88-Jährige klagt über Schmerzen, kann nicht einmal das Nötigste erledigen. Siglinde Kleemeier hatte ein paar Monate zuvor eine schwere Operation über sich ergehen lassen müssen, war dann allein zu Hause in Hof. Doch es fiel ihr immer schwerer, ihren Alltag zu meistern.
Jochen Illing wird sofort aktiv: Ein Kurzzeitpflegeplatz für die Tante muss her, möglichst in Kulmbach, damit er bei Problemen immer schnell zur Stelle ist. Doch in den Sommerferien ist das eine fast unlösbare Aufgabe. Die wenigen Kurzzeitpflegeplätze sind belegt, freie Betten in Pflegeheimen in ganz Oberfranken Mangelware.
Der 68-Jährige hat unverhofft Glück und kann seine Tante kurzfristig im Karl-Herold-Senioren- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in der Johann-Brenk-Straße unterbringen. In einem der Appartements der Anlage wohnt seine Mutter Elfriede. So kann Illing sich auf kurzen Wegen um beide alte Damen kümmern. "Ich bin sehr erleichtert, dass das geklappt hat. Das war ein Riesenglück, dass gerade ein Platz frei wurde, als ich ihn gebraucht habe."
Möglich war das tatsächlich nur deshalb, weil das Pflegeheim in der Brenkstraße in der kritischen Urlaubszeit deutlich mehr Kurzzeitpflegegäste aufnimmt als eigentlich für die Einrichtung vorgesehen sind. "Wir haben im Moment 15 Kurzzeitpflegegäste", sagt Heimleiterin Renate Seuß. "Und auch das reicht noch bei weitem nicht. Ich muss jeden Tag mindestens drei Anfragen ablehnen." Genauso ergeht es den Verantwortlichen in den anderen Heimen im Landkreis.
Das Unmögliche möglich machen
Wie prekär die Situation ist, davon kann Katrin Kesselbaur, Fachkraft für Pflegeüberleitung am Klinikum Kulmbach, ein Lied singen. Kesselbaur und ihre Kolleginnen versuchen tagtäglich das Unmögliche möglich zu machen und Lösungen für Patienten zu finden, die entlassen werden, aber vorübergehend oder dauerhaft auf Pflege oder andere Formen der Unterstützung angewiesen sind.
"Unser Vorteil ist: Wir haben sehr gutes Netzwerk", sagt Katrin Kesselbaur. Das kann zwar die vorhandenen Plätze nicht vermehren, aber die Expertin weiß, an wen sie sich in Notfällen wenden kann. "Die Heime bei uns in der Region sind sehr hilfsbereit. Aber wenn keine Betten frei sind oder nicht genug Personal vorhanden ist, dann geht's halt nicht."
Trotz aller Schwierigkeiten: Niemand muss Angst haben, ohne Anschlussversorgung entlassen zu werden. "Irgendeine Lösung finden wir immer", sagt die nervenstarke Expertin, die seit 26 Jahren im Klinikum arbeitet. Entweder gibt es eine Lösung mit Betreuung durch die Angehörigen zu Hause, durch Hilfsmittel und einen Pflegedienst, oder Kesselbaur sucht außerhalb des Landkreises einen Pflegeplatz. Im äußersten Notfall bleibt jemand mal einen Tag oder zwei länger im Klinikum. "Unser Ziel ist immer, dass die Patienten bestmöglich versorgt sind, wenn sie entlassen werden."