Pegida-Stadt Kulmbach?
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Sonntag, 25. Sept. 2016
Was beim Zuschauer hängenbleibt, wenn er das ZDF-Magazin "Mona Lisa" mit einem Beitrag vom AfD-Stammtisch in der "Bürgerstube" anschaut.
Zu bester Sportschau-Zeit am Samstag im Ersten geht das ZDF mit "Mona Lisa" an den Start. 23 Jahre lang eine reine Informationssendung für Frauen, begreift man sich seit 2011 als geschlechterübergreifendes Gesellschaftsmagazin. ML beschreibt sich selbst als "engagiert, seriös und kompetent". Man berichtet über (O-Ton) "aktuelle Ereignisse, Hintergründe und Schicksale, die in den Nachrichten oft verlorengehen".
Am Samstag kümmert sich Mona Lisa (hier geht's zum Beitrag in der ZDF-Mediathek) unter anderem um verunsicherte Bürger: "Unzufriedenheit, Orientierungslosigkeit, Angst - in manchen Teilen der Bevölkerung scheint sich zunehmend Unmut auszubreiten. Viele fühlen sich von etablierten Parteien im Stich gelassen." Die Redaktion geht nach Dresden, wo Pegida erfunden worden ist. Und nach Kulmbach, wo 400 Flüchtlinge (1,4 Prozent der Bevölkerung) ziemlich unauffällig leben. Und wo zum AfD-Stammtisch in der "Bürgerstube" ganze 14 Leute gekommen sind - darunter eine Bambergerin, die aus Ostdeutschland stammt.
"Anders ausschauende, dunkelhäutige Menschen"
Hagen Hartmann, dem es nach eigenem Bekunden gut geht, berichtet von seinen Ängsten und davon, dass sich seine Tochter auf dem Schulweg von "anders ausschauenden, dunkelhäutigen Menschen" verfolgt fühlt. Eine Recherche, ob Hartmanns Angaben zutreffen, eine Nachfrage bei der Polizei, bei der Schule oder bei der Stadt - all das erfolgt nicht.Pegida und Sympathie für die AfD werden dem Zuschauer als Ostphänomen erklärt. Aber es ist offenbar auch im Westen, wo Kulmbach nun mal liegt, angekommen. Sind wir - wie Dresden - Pegida-Stadt? Gar eine Hochburg? Geben die Rechten bei uns den Ton an? Das haben wir wirklich nicht verdient. Aber beim Zuschauer bleibt dieser Eindruck halt hängen.