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Peggy: Sind es ihre Knochensplitter?


Autor: Jochen Nützel

Lichtenberg, Mittwoch, 24. April 2013

Erste Entdeckung bei der Suche nach der seit zwölf Jahren vermissten Peggy: Im Hinterhof eines Anwesens in Lichtenberg stießen die Ermittler auf Reste von Knochen. Wie der Fund zu bewerten ist, bleibt abzuwarten - das Grundstück grenzt an eine Kirche und einen vor vielen Jahren aufgelassenen Friedhof.
Im aufgebaggerten Hinterhof des durchsuchten Hauses fanden die Ermittler Knochenreste. Die werden gerichtsmedizinisch ausgewertet. Mit Ergebnissen ist laut Polizei erst in einigen Tagen zu rechnen. Foto: Nützel


Wenn man nicht wüsste, dass es um das mysteriöse Verschwinden der kleinen Peggy Knobloch geht - man könnte dieses Loch in einem Lichtenberger Hinterhof für die Arbeiten nach einem veritablen Wasserschaden halten. Nasse Erde, Schlick, Sandsteine, dazwischen Reste von Kies, auf dem bis Montagmorgen die Pflastersteine der Hofeinfahrt lagen. Jetzt ist das alles zerwühlt und abgetragen. Mehr als zwei Meter in die Tiefe blicken Ermittler und Journalisten gestern Mittag, starren in die Reste einer Sickergrube und sehen - nichts.

Dass es da nichts gibt, ist nicht ganz richtig: Wie Oberstaatsanwalt Ernst Schmalz (Bayreuth) berichtet, seien die Ermittler auf Knochensplitter gestoßen. Diese werden demnach seit Dienstagabend von Gerichtsmedizinern untersucht. Der Ursprung der Fragmente sei noch unklar, womöglich könne es sich um Tierknochen handeln. Es sei auch denkbar, dass die Stücke zwar menschlichen Ursprungs seien, nicht aber von der gesuchten Peggy stammen, sondern aus einem Grab des aufgelassenen Friedhofs ganz in der Nähe des untersuchten Grundstücks.

Die Polizei hatte das Anwesen am Marktplatz genau unter die Lupe genommen, nachdem es neue Hinweise auf einen denkbaren Ablageort von Peggys Leiche gegeben habe. Bei der Durchsuchung hatte der Tüv Rheinland mit Radarsonden Hohlräume unter dem Haus und dem gepflasterten Hinterhof angezeigt. Die Kripo ließ schweres Gerät anrücken, ein Bagger grub sich mehr als zwei Tage lang durch den hinteren Teil des Anwesens. Zum Vorschein kamen neben einer Abwasserleitung neueren Datums mehrere steinerne Drainagen, die offenbar in eine größere Grube münden.

Die Grabungen im Außengelände seien damit beendet, sagte Jürgen Stadter, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Die Spurensuche konzentriere sich nun auf einen möglichen Zugang im Keller des Hauses, der zu einem unterirdischen Raum führen könnte. Presslufthämmer sollen den Fahndern bald Zutritt verschaffen.

Bewohner gilt als Beschuldigter
Der Bewohner des Hauses, ein 63-jähriger Mann, gelte laut Staatsanwaltschaft nun als Beschuldigter. Der Frührentner, der 2008 wegen sexuellen Missbrauchs an seiner Enkelin und seinem Patenkind zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, befand sich in den vergangenen Tagen auf dem Revier der Bayreuther Polizei und wurde dort befragt. Einen Haftbefehl gegen ihn gebe es nicht. Polizeisprecher Stadter bestätigte aber, dass die Ermittlungsbehörden zwei weitere Objekte untersucht hatten, die mit dem 63-Jährigen in Verbindung stehen: eine Scheune im benachbarten Thüringen sowie ein Wohnhaus in Nürnberg, in dem Verwandte des Mannes leben sollen.

Keine Angaben macht die Polizei weiterhin zu der Quelle, die den Nachbarn von Peggy in den Fokus der Ermittlungen rückte. Betrachtet man jedoch den Aufwand der Spurensuche, den die Polizei in seinem Haus betreibt, muss sie dem Hinweisgeber ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit einräumen. Gemunkelt wird, es könne sich um einen früheren Mitbewohner des 63-Jährigen handeln, der den - möglicherweise entscheidenden - Fingerzeig gegeben haben.