Pechgrabener Ziegenstreit geht weiter: Gehört der Bock ins Dorf?
Autor: Jochen Nützel
Pechgraben, Freitag, 05. April 2019
Bei der umstrittenen Tierhaltung in Pechgraben geht es auch um die Frage: Kann die Kommune ihren Bürgern künftig Rechtssicherheit gewährleisten?
Sultan weiß nichts von dem Buhei, den es um seine Person gibt. Der Ziegenbock tut das, was er immer tut: fressen und für Nachwuchs sorgen in der Ziegenschar auf dem Grundstück von Katrin Küfner in Pechgraben, wo ein Hofladen entstehen soll - auch mit Produkten aus der Ziegenhaltung. Dagegen hat Nachbarin Silvia Eichner nichts, wie sie sagt. Der gehörnte Bock aber in unmittelbarer Geruchsnähe, der stinkt ihr buchstäblich. Sie will, dass Sultan genügend Abstand zu ihrer Gartenwerkstatt hält.
Der Zwist beschäftigt mittlerweile auch die Kommunalpolitik. Am Montag ist der Bock-Mist, der in Pechgraben regelrecht Gräben aufgerissen hat, Thema in der Sitzung des Gemeinderats. Dann bringt die Fraktion der FuG (Für unsere Gemeinde) einen Antrag ein, mit dem sich zwar der Nachbarschaftsstreit nicht wird lösen lassen, wohl aber "Rechtssicherheit für die Bürger in künftigen Fällen" geschaffen werden soll, wie Vorsitzender Björn Sommerer bekundet.
"Wir verfolgen die Geschichte aufmerksam - und zwar vor dem Hintergrund, dass bei der Argumentation gegen die Ziegenbockhaltung der Dorfcharakter von Pechgraben als solcher infrage gestellt wird. Ja es gibt gar Bestrebungen, Pechgraben zum Mischgebiet umzuinterpretieren. Das aber wollen wir nicht."
Sommerer und die FuG beziehen sich in ihrem Antrag darauf, festzuzurren, dass Pechgraben seinen ländlich - und damit auch landwirtschaftlich - geprägten Dorfcharakter behält. "Wir möchten, dass damit geregelt wird, dass dieser alte Ortsteil eine Mischung bleibt aus Wohngebiet, aber auch mit der Erlaubnis für landwirtschaftliche und gewerbliche Nutzungen. Wir haben hier einen Bauern, eine Autowerkstatt, einen Maschinenbauer - sie alle müssen sicher sein können. Und wenn der Bebauungsplan aus dem Jahr 1996 dafür nicht mehr ausreicht, dann muss ihn die Kommune entsprechend aktualisieren."
Das sei kein Hexenwerk und auch kein teures Großprojekt, entgegnet Sommerer Gegenargumenten, die vor allem aus Reihen der CSU kommen. "Es genügt ja bereits, einen einfachen Bebauungsplan mit der Festsetzung ,Dorfgebiet - MD" aufzustellen. Und man muss ja nicht gleich für alle Ortsteile aktiv werden. Für Pechgraben aber schon, das hat der Nachbarschaftsstreit leider gezeigt."
Ob der FuG-Antrag eine Mehrheit findet? Sommerer hat seine Zweifel. "Leider hat die SPD/Offene Liste nach ersten Zusagen wieder davon Abstand genommen. Wir als FuG werden zwar an unserem Vorschlag festhalten, doch wir fürchten, dass der Kern unseres Anliegens nicht bei allen durchdringen wird. Wir schaffen eine Basis für die Zukunft, weil wir den Dorfcharakter genau definieren. Alles andere, was Genehmigungen etc. angeht, obliegt ohnehin dem Landratsamt. Als Kommune aber sollten wir das beeinflussen, was wir beeinflussen können."