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Patrick Schönfelds doppelter Abstieg


Autor: Christian Schuberth

Bielefeld, Dienstag, 20. Mai 2014

Vom FC Ludwigschorgast auf die Bielefelder Alm - oder wie ein 24-jähriger Franke die bitteren Seiten des Fußballs kennenlernt.
3:1 siegt die Bielefelder Arminia mit Patrick Schönfeld (links) im ersten Zweitliga-Relegationsspiel beim SV Darmstadt 98 (rechts Aytac Sulu). Doch im Rückspiel versagten Bielefeld die Nerven.  Foto: imago


Wie kann es sein, dass man auswärts 3:1 gewinnt und dann vor eigenem Publikum einen Zwei-Tore-Vorsprung noch verspielt? Diese Frage müssen sich die Bielefelder Fußballer stellen, unter ihnen auch ein Kicker mit Wurzeln im Landkreis Kulmbach.

Patrick Schönfeld lernte als Sechsjähriger beim FC Ludwigschorgast das Kicken und stand am Montagabend im Zweitliga-Relegationsspiel für die Arminia auf dem Platz. Bis zur 122. Minute waren die Bielefelder gerettet, doch dann schickte sie der Darmstädter Joker Elton mit dem 4:2 nach nur einem Jahr zurück in die 3. Liga. Und die "Lilien" waren nach 21 Jahren wieder zweitklassig.

Patricks Vater Uwe Schönfeld erlebte das Drama als einer von 26.200 Zuschauern auf der altehrwürdigen Bielefelder Alm. Der Realschullehrer, seit dieser Saison Rektor an der Realschule II in Kronach, kann es immer noch nicht fassen. "Vor dem Spiel herrschte eine riesengroße Euphorie.

Alle waren sich sicher, dass nach dem 3:1 in Darmstadt eigentlich nichts mehr anbrennen kann." Eine fatale Einschätzung, die nach dem Schlusspfiff in kollektiver Schockstarre mündete. "Es herrschte totale Agonie, alle waren am Boden zerstört, völlig enttäuscht", schildert der Kulmbacher Uwe Schönfeld die Stimmung im Stadion.

Die Spieler verkrochen sich erst einmal in der Kabine, konnten es selbst nicht fassen, dass sie gegen den Drittliga-Vizemeister das Zweitliga-Ticket in letzter Sekunde verspielt hatten. Patrick Schönfeld traf spät noch seinen Vater. "Wir sind noch lange nach dem Spiel zusammengesessen", berichtet Uwe Schönfeld.

Patrick Schönfeld war zuletzt absolute Stammkraft bei der Bielefelder Arminia, zu der er 2011 nach zwei Jahren bei Rot-Weiß Oberhausen gewechselt war. In der abgelaufenen Zweitliga-Saison bestritt der 24-Jährige 30 Partien, die meisten von Anfang an und meist im offensiven Mittelfeld hinter der einzigen Spitze. Drei Mal traf der 1,86 Meter große Franke ins Schwarze. Zwei Spiele musste Patrick zuschauen. In Paderborn hatte er Rot gesehen. "Ein Revanchefoul", sagt sein Vater, der so oft wie möglich im Stadion zuschaute. Patrick Schönfelds Bedeutung für das Team honorierte Trainer Norbert Meier, indem er ihn zum stellvertretenden Kapitän ernannte. Zwei Mal schon durfte Patrick Schönfeld sein Team ins Stadion führen.

Die falsche Taktik?

Auch beim 3:1-Sieg im Relegationshinspiel in Darmstadt stand Patrick Schönfeld von Beginn an auf dem Platz. Doch für das Rückspiel nahm ihn Arminen-Coach Norbert Meier raus, brachte mit Philipp Riese zunächst einen defensiveren Mann. "Die Defensivtaktik war ein Fehler", glaubt Uwe Schönfeld, der aber noch eine weitere Erklärung für die 2:4-Niederlage findet. "Monatelang stand Bielefeld unten und konnte nur gewinnen." Doch nach dem 3:1-Sieg in Darmstadt sei Patricks Team zum ersten Mal in der Situation gewesen, etwas verlieren zu können. "Das hat die Spieler scheinbar gelähmt", mutmaßt Uwe Schönfeld.

Er selbst kickte einst für den FC Kupferberg. Der 55-Jährige stammt aus Mannsflur, wo seine Mutter heute noch lebt. Dann verschlug es ihn beruflich nach Nürnberg. Dort kam Patrick 1989 zur Welt. Als er sechs Jahre alt war, wohnten die Schönfelds in Ludwigschorgast und Patrick kickte beim dortigen FC ein Jahr in der F-Jugend. 1996 zog die Familie wieder nach Mittelfranken. Patrick spielte beim 1. FC Nürnberg vor und wurde sofort genommen. Nach sieben Jahren beim Club wechselt er zum SC Feucht, dann zum SK Lauf und schließlich zum Bayernligisten FSV Erlangen-Bruck, ehe ihn 2009 der damalige Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen entdeckte und verpflichtete.
2013 feierte Patrick Schönfeld dann mit Arminia Bielefeld den Aufstieg in die 2. Bundesliga. "Vor einem Jahr stand er noch auf dem Rathausbalkon in Bielefeld, und jetzt das", sagt sein Vater kopfschüttelnd. Verständlich, dass Patrick am Tag nach dem Abstieg nicht nach Reden zumute war. Uwe Schönfeld gibt Einblick in die Gefühlswelt seines Sohnes: "Für Patrick war es die bitterste Stunde im Fußball" - aber nicht die erste Enttäuschung heuer. "Patrick leidet doppelt, denn Club-Fan ist er ja auch noch..."

Ob Patrick mit der Arminia noch einmal in die 3. Liga geht? Uwe Schönfeld weiß es nicht, verrät aber, dass sein Sohn eine Ausstiegsklausel hat. "Patrick hat sich in Bielefeld eigentlich immer wohl gefühlt und mit ein paar Mitspielern sogar ein BLW-Fernstudium begonnen."

Gedanken über seine Zukunft wird sich Patrick Schönfeld im Urlaub machen. Er geht in die USA. Möglichst weit weg.