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Osteuropäische Banden knacken Luxusautos


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Donnerstag, 19. März 2015

Immer wieder werden hochwertige Range Rover geklaut, die in Osteuropa verschwinden. Die Polizei ist bei der Fahndung auf Kommissar Zufall angewiesen. Bei Kasendorf und Harsdorf konnte sie zwei Diebe fassen.
Osteuropäische Autoknacker-Banden sind in ganz Deutschland unterwegs. Oft haben sie es auf Range Rover abgesehen. Foto: Symboldbild/dpa


Range Rover sind Luxus-Autos, auf die es organisierte Banden in Osteuropa mehr denn je abgesehen haben. Am vergangenen Samstag war der Polizei bei Kasendorf ein Autodieb aus Litauen ins Netz gegangen, der einen solchen Geländewagen der Oberklasse in Frankfurt am Main geklaut hatte. Nur eine Woche zuvor hatte die Beamten einen 19-jährigen Autodieb bei Harsdorf gefasst. "Beides waren Zufallstreffer", sagt Anne Höfer von der Pressestelle der Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth. Aufmerksamen Passanten sei es zu verdanken, dass die Männer dingfest gemacht werden konnten.

In Kasendorf hatte ein Spaziergänger den Range Rover in einem Waldstück entdeckt und die Polizei informiert. Als die Streife kam, startete der alkoholisierte Fahrer den Wagen und flüchtete. Er kam aber nicht weit und prallte mit dem Auto gegen einen Baum.

Auf direktem Weg in den Osten

Ob der Mann ein Einzelgänger war? Er sei einer der üblichen "Abholer", die im Auftrag der Bandenchefs die Range Rover zumeist aus Autohäusern klauen und sich dann auf direktem Weg nach Osteuropa machen würden, erläutert die Polizeisprecherin. Der schnellste Weg aus Hessen führe über die A70 und die A9. Zwei Autobahnen, die auch der 36-Jährige benutzt hat, der den 45.000 Euro teuren Wagen in Frankfurt am Main geknackt hatte und in dem Waldstück bei Kasendorf wohl eine Pause eingelegt hat.

Nur eine Woche zuvor war der Polizei bei Harsdorf ein 19-jähriger Autodieb ins Netz gegangen, der einen 80.000 Euro teuren Range Rover ebenfalls in Frankfurt entwendet hatte. Auch hier hatte die Polizei die Festnahme aufmerksamen Zeugen zu verdanken, die den in einem Wald gestrandeten, unfallgeschädigten Luxuswagen entdeckt hatten. Der Dieb war zu Fuß geflüchtet und konnte nach einer Großfahndung von der Polizei dingfest gemacht werde.

Tatort Autohaus

"Früher waren es hochwertige BMW, jetzt sind in Osteuropa Range Rover gefragt", sagt Anne Höfer, die belegen kann, dass es die Banden in den Vorjahren auch schon auf in Oberfranken stehende Geländewagen abgesehen hatten. 2013 wurde je ein Range Rover in Hof und Bamberg aus einem Autohaus geklaut. 2014 hat die oberfränkische Polizei zwei versuchte Diebstähle sowie fünf vollendete in Bayreuth, Wunsiedel, Bamberg und Coburg verzeichnet.

Da die Diebe, die für ein Auftragsgeld handeln würden, schnell über die Grenze wollten, würden sie oft eine sehr rasante Fahrweise an den Tag legen. "Sie wollen so schnell wie möglich aus Deutschland raus, möglichst bevor der Diebstahl entdeckt wird und der Wagen im Fahndungssystem ausgeschrieben ist", sagt Anne Höfer. Oft gelingt ihnen das. Aber nicht immer, wie die Beispiele aus Kasendorf und Harsdorf zeigen.

Die Reise nach Tadschikistan

Das Berliner Landeskriminalamt vermutet übrigens, dass viele der in Deutschland gestohlenen Luxusautos in Tadschikistan landen, in einer der ärmsten früheren Sowjetrepubliken. In der Hauptstadt Duschanbe gibt es einen riesigen Automarkt .

Auch Fußballprofi war ein Opfer

Reporter der Fernsehsendung Panorama und des Magazins der Süddeutschen Zeitung hatten im vergangenen Jahr recherchiert, nachdem auch der 80.000 Euro teure Range Rover des früheren Bundesliga-Fußballprofis Otto Addo geklaut worden war.

Otto Addos Luxuswagen haben die Reporter entdeckt. Der Range Rover stand in einer Seitenstraße in der Hauptstadt Duschanbe .