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Oliver Trelenberg radelt für einen guten Zweck - auch durch Kulmbach


Autor: Sonja Adam

Kulmbach, Sonntag, 09. August 2020

Fünfmal hat Oliver Trelenberg bereits eine Radreise für den guten Zweck gemacht. Bei seiner aktuellen Tour machte er am Samstag in Kulmbach Station.
Elisabeth und Daniel Bettge warteten auf Oliver Trelenberg vor dem Rathaus, wollten am liebsten gleich spenden. Doch Bar-Spenden nimmt Oli nicht entgegen, alles muss überwiesen werden. Foto: Sonny Adam


Das Thermometer zeigte 32 Grad. Auf dem Kulmbacher Marktplatz ist das Leben eingeschlafen. Plötzlich kommt ein Mann auf einem goldenen Fahrrad angefahren: Oliver Trelenberg. "Nein, es ist nicht zu heiß, um quer durch Deutschland zu fahren", sagt er gleich. Das Radeln ist für ihn eine Passion, und er tut damit etwas für einen guten Zweck.

Nach Kulmbach radelte er von Bamberg aus; morgens um 10 Uhr war er dort gestartet, kurz nach 16 Uhr traf er am Kulmbacher Rathaus ein. Bürgermeister Frank Wilzok hieß den Ausnahme-Radler herzlich willkommen und überreichte ihm ein großes Handtuch mit Stadtwappen. "Wir freuen uns, dass Oli in Kulmbach Station macht und wir unterstützen die gute Sache natürlich gern", sagte Wilzok und zollte dem Radler größten Respekt für seine Leistung.

Am 6. Juni ist Oliver Trelenberg in Hagen aufgebrochen, um eine Tour durch Deutschland zu machen. "Ich möchte Menschen Mut machen. Ich möchte zeigen, wozu man fähig ist, wenn man Krebs überstanden hat. Und ich möchte mit vielen Menschen sprechen", hat er sich vorgenommen.

Oliver Trelenberg wurde selbst nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren, erzählt er. Körperliche Gewalt war für ihn an der Tagesordnung. Schon als Jugendlicher trank er zu viel, immer wieder gab es Ausraster. Er wurde straffällig, musste Jugendstrafen verbüßen - nicht nur einmal. Sein Körper ist mit Tattoos übersät - die Körperbemalungen sind für ihn Erinnerungen an schwierige Zeiten. "Ich konnte mein Leben damals nur mit Alkohol ertragen", sagt Oliver Trelenberg schonungslos offen.

2003 schaffte der heute 54-Jährige die Trendwende: kein Alkohol mehr. "Aber mein Leben war geprägt von Depressionen, traumatischen Störungen und Zwangshandlungen. Es folgten viele Therapien, und 2009 entdeckte ich das Fahrradfahren für mich", berichtet Trelenberg. Das Fahrradfahren half ihm auch 2013, den nächsten Schicksalsschlag - Kehlkopfkrebs - zu überstehen. Anfangs konnte Oliver Trelenberg nur fünf bis sieben Kilometer fahren. "Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich trainierte weiter."

Seit 2015 fährt Oliver Trelenberg einmal im Jahr Fahrrad für einen guten Zweck. Seine Reisen dauern zwischen 30 und 92 Tage. Er sammelte für den Deutschen Kinderhospizverein, für krebskranke Kinder oder um mittellosen Krebspatienten einen Urlaub zu ermöglichen und sterbenskranken Menschen einen Wunsch zu erfüllen.

In diesem Jahr musste er seine Benefiz-Radtour verschieben - wegen Corona. Die Tour führt ihn von Hagen aus 5000 Kilometer quer durch Deutschland. 81 Etappen hat er bis 26. September geplant.

Das Fahrrad, ein nagelneues Merida-Pedelec für knapp 4000 Euro wurde ihm vom Hersteller zur Verfügung gestellt. "Ich werde von Shimano unterstützt", sagt Oli Trelenberg und ist froh darüber. Denn aus eigenen Mitteln könnte er sich mit seiner kleinen Rente solch ein Rad nicht leisten.

Oli Trelenberg geht es nicht um sportliche Höchstleistungen. "Ich möchte einfach nicht zu Hause sitzen. Ich möchte was machen, ich möchte Menschen, denen es schlecht geht, zeigen, dass man etwas tun kann", sagt er. Dass er auf seiner Reise viele Termine wahrnimmt und sich mit den Bürgermeistern trifft, hilft ihm beim Spendensammeln. 30 000 Euro hat er in den letzten Jahren schon zusammengebracht.

In Kulmbach haben Elisabeth und Daniel Bettge von der Aktion gehört und wollten Oli Trelenberg am liebsten gleich Geld in bar spenden. "Bitte überweisen Sie das Geld. Ich nehme nichts in bar", meinte der Benefiz-Radler, dem es wichtig ist, dass kein Zweifel an seiner Aktion aufkommt.

Die Stadt Kulmbach hat für Oli Trelenberg zwei Übernachtungen gebucht. Den Sonntag nutzte der Radler zum Relaxen. Und am Montagmorgen ging es weiter nach Hof. Nach der Tour beginnen übrigens bereits die Planungen für die nächste Tour 2021. Vielleicht geht es dannh auf den Schwarzwald-Panoramaweg...