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Odyssee eines Lkw-Fahrers endet an den Drei Steinen in Kulmbach


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Donnerstag, 24. Januar 2019

Möglicherweise war ein falsch programmierbares Navi schuld, dass ein Sattelzug am Mittwoch für mehr als eine Stunde am Rehberg in Kulmbach feststeckte.


Der Schaden ist überschaubar: "An einem alten Zaun sind zwei Latten verschoben", sagt ein Anwohner. "Das ist nicht der Rede wert." Das Aufsehen freilich war beträchtlich: Mehr als eine Stunde dauerte es am Mittwochabend, bis ein großer Lastwagen, der an der Einmündung der Bergstraße in die Gustav-Adolf-Straße feststeckte, wieder flott war.

Warum es den litauischen Fahrer mit seinem Sattelzug dorthin verschlagen hatte? Das weiß niemand. Hatte ihn sein Navi in die Irre geführt? So etwas kommt vor.

Über die Dr.-Martin-Luther-Straße und die Gustav-Adolf-Straße war der Mann bis zum steilen Rehberg-Anstieg gekommen. Die Engstelle gut 150 Meter zuvor hatte er offensichtlich noch problemlos passiert.

Dann aber ging gar nichts mehr: Sowohl die nach links abzweigende Bergstraße als auch der nach rechts ansteigende Rehberg sind Sackstraßen. Wenden ist in dem engen Einmündungsbereich schon mit einem größeren Pkw ein kleines Kunststück.

In der Familie Seehuber hatte man das Unglück kommen sehen. "Ich habe rausgeschaut und gedacht: Meine Güte, was kommt da für ein Riesen-Laster", erinnert sich Silke Seehuber. Gemeinsam mit ihrem Mann Jörg sei sie sofort nach draußen gegangen um dem Fahrer zu signalisieren, dass er hier auf keinen Fall weiterkommen würde.

Aber da war es schon passiert: Der Sattelzug steckte fest, blockierte die Durchfahrt für einige Anlieger der Bergstraße, die sich mehr als eine Stunde gedulden mussten, bis der Weg für sie wieder frei war. Mit Unterstützung der Anwohner und der Polizei konnte der Fahrer seinen Lastwagen schließlich wenden.

Ende gut, alles gut? Nicht für die Anwohner. Die berichten, dass nicht zum ersten Mal ein Lastwagen auf Abwegen dort oben für Probleme sorgt. "Das kommt immer wieder vor", sagt einer, der sich gut an den italienischen Lastwagen erinnern kann, dessen Fahrer im Sommer ebenfalls erhebliche Probleme hatte, als er versuchte, sein Gefährt zu wenden. "Es kommt schon öfter vor, dass sich einer zu uns verirrt. Es ist dann immer ein ziemlicher Zinnober, bis die Fahrzeuge wieder frei sind", sagt auch der Besitzer des erwähnten Zauns. Und was die Familie Seehuber betrifft, deren Haus direkt an der Abzweigung der Straße "Am Rehberg" steht: Die hat sogar einen großen Stein am Hauseck platziert - um zu verhindern, dass rangierende Fahrzeuge das Gebäude beschädigen.

Dass es solche Fälle gibt, bestätigt uns auf Anfrage auch die Kulmbacher Polizei. Allerdings, so Verkehrssachbearbeiter Klaus-Peter Lang, sei das aus Sicht der Polizei "kein größeres Problem" - wohl, weil nicht jeder Lastwagen auf Irrwegen gleich die Einsatzkräfte auf den Plan rufe.

Lassen sich solche Havarien in Zukunft vermeiden? Die Anwohner haben da einen Vorschlag: Man müsste, so meinen sie, einfach in der Dr.-Martin-Luther-Straße oder spätestens in der Gustav-Adolf-Straße ein entsprechendes Hinweisschild aufstellen. Mit diesem Ansinnen seien sie auch schon an die Stadt Kulmbach herangetreten.

Dort spricht man auf Nachfrage der Bayerischen Rundschau von Einzelfällen: "Soweit es uns bekannt ist, kam es in den vergangenen Jahren nur ganz vereinzelt zu derartigen Ereignissen in diesem Bereich", sagt Pressesprecherin Ulrike Braun. Deshalb gebe es bisher auch kein Hinweisschild. "Generell kommt es sicherlich immer wieder mal in engen Straßen zu solchen Situationen. Meist liegt es an veralteten oder fehlerhaften Navigationsgeräten. Sollten sich die Vorkommnisse häufen, kann eine zusätzliche Beschilderung in Erwägung gezogen werden."

Verkehrssachbearbeiter Lang empfiehlt den Anwohnern aber, ihr Anliegen schriftlich zu formulieren: "Ein formloses Schreiben reicht. Dann schauen wir uns das bei einem Ortstermin an. Wenn es sinnvoll erscheint, können wir dann zum Bespiel eine Längenbeschränkung für Fahrzeuge anordnen."

Verkehrt wäre das sicher nicht: Schon am Donnerstagvormittag, so berichten Anwohner, wurde wieder ein großer Lkw beobachtet, dessen Fahrer es nur unter einigen Mühen schaffte, sein Gefährt am Ende der Gustav-Adolf-Straße zu wenden. Über sein eigentliches Ziel weiß man nichts. Wohin sein litauischer Kollege am Abend zuvor eigentlich wollte, hatten hingegen Nachbarn in Erfahrung gebracht, die dank eines russisch-sprechenden Mannes mit dem Fahrer ins Gespräch kamen: Sein Ziel wäre eine Firma in Lehenthal gewesen.