"Oberfranken ist mein Mekka"
Autor: Michael Kraus
Ludwigschorgast, Montag, 19. Mai 2014
In Ludwigschorgast wurde der neue Pfarradministrator Pfarrer Michal Osak in sein Amt eingeführt. Mit uns sprach er über seinen neuen Posten, seinen Glauben und seine Liebe zu Oberfranken.
Herr Osak, seit Anfang Mai sind Sie zum Pfarradministrator ernannt worden, aber für die Ludwigschorgaster sind Sie schon lange "ihr" Pfarrer. Was ist Ihr Aufgabenbereich im Seelsorgebereich Main-Schorgast-Tal?
Michal Osak: Unser Seelsorgebereich umfasst drei Pfarreien und drei Filialkirchen, zu denen auch die Autobahnkirche Himmelkron gehört. Mit dem leitenden Pfarrer Ignacy Kobus halten wir abwechselnd die Gottesdienste und spenden Sakramente. Ebenso teilen Pfarrer Kobus und ich uns alle anderen Aufgabenbereiche, zu denen auch Geburtstagsbesuche gehören.
Auch polnische Gottesdienste halten Sie. Wo und wie oft finden diese statt?
Als polnischer Seelsorger bin ich für fünf Dekanate im nördlichen
Erzbistum zuständig und zwar: Hof, Coburg, Lichtenfels, Kronach und Kulmbach. Die Gottesdienste finden statt: In Hof und Coburg alle zwei Wochen und in Kulmbach an jedem fünften Sonntag im Monat.
Nach Deutschland sind Sie 2006 gekommen und haben offensichtlich diesen Schritt nicht bereut. Was gefällt Ihnen denn in Deutschland besonders?
Schon als Junge habe ich mich für historische Bücher und die Geschichte interessiert, so dass ich Stunden in der Bibliothek damit verbracht habe, Stammbäume der deutschen Fürstenhäuser zu fertigen. Mit meiner Ankunft in Deutschland konnte ich endlich die Gegenden erkunden, über die ich so viel gelesen und von denen ich immer geträumt habe. Oberfranken und Bayern sind in dieser Hinsicht mein persönliches historisches "Mekka".
Sie waren anfangs in Frankfurt am Main und dann in Mainz tätig. Im Dezember 2013 sind Sie nach Oberfranken gekommen, genauer zu uns in den Frankenwaldort Ludwigschorgast. Wie sind Sie überhaupt auf Ludwigschorgast gekommen?
Zwei Gründe haben mich nach Ludwigschorgast geführt. Der erste war der plötzliche und traurige Tod des jungen Pfarrers Michael Leicht und zum zweiten gab es seit längerem keinen polnischen Seelsorger für diesen Teil des Bistums.
Was waren denn Ihre Beweggründe, sich für die Pfarrstelle in Ludwigschorgast zu entscheiden?
Eigentlich habe ich nur positiv auf die Anfrage eines Delegaten aus Hannover geantwortet.
Und wie war Ihr erster Eindruck von Ludwigschorgast und der Pfarrgemeinde, den Sie dabei gewonnen haben?
Ich bin sehr positiv überrascht worden, als ich mit meinem Gepäck ankam und von der Gemeinde mit Kaffee und Kuchen ganz herzlich empfangen wurde.
Bestimmt haben Sie Ziele, die sie verwirklichen möchten?
Voller Freude über die Heiligsprechung vom Johannes XXIII kann ich mit seinen Worten antworten: "Damit die Kirche im dritten Jahrtausend nicht ein Museum sondern ein blühender Garten wird."
Welches Ziel liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
Dass die Ausübung des Glaubens nicht aus Momentsituationen besteht, sondern eine konsequente und systematische Antwort auf das Wort Gottes bildet.
Oft ist es nicht einfach, "Neues" einzuführen beziehungsweise lange Zeit Bestehendes zu ändern. Nicht immer findet man Mitmenschen, die von neuen Ideen begeistert sind. Eher stößt man zunächst auf ablehnende Haltung. Ein Sprichwort aber sagt: "Wer stehen bleibt, wird schnell überholt". Mit welchen "kleinen Schritten" werden Sie neue Ideen voranbringen, um später einmal sagen zu können, "das war ein gelungenes Gemeinschaftswerk".
Johannes Paul II. hat gesagt: "Der Mensch ist der Weg der Kirche." Somit ist "Neues" immer mit Menschen verbunden. Deswegen würde ich gerne zunächst die Menschen in meiner Gemeinde kennenlernen. Das ist der erste "kleine Schritt" auf meinem Weg der Neuerung. Unsere Kirchenband "Inkognito", die sich schon 1999 gegründet hat und von Erzbischof Ludwig Schick für ihr ehrenamtliches Engagement eine Auszeichnung erhielt (2012), umrahmt musikalisch Gottesdienste bei besonderen Anlässen, wie zum Beispiel Erstkommunion, mit modernen Liedern und Rhythmen.
Sind Ihnen solche musikalisch ausgestalteten Gottesdienste aus Ihren früheren Kirchengemeinden schon bekannt, oder war es für Sie hier in Ludwigschorgast eine erste Erfahrung?
Auch in Mainz wurden besondere Gottesdienste von andersartiger Musik, wie zum Beispiel der Schola begleitet, so dass es für mich nichts Neues ist.
Da Sie doch lieber klassische Musik hören, können Sie sich trotzdem mit dieser "Bandmusik" in der Kirche anfreunden?
Die Tatsache, dass ich klassische Musik mag, bedeutet nicht, dass ich kein Freund von anderen Musikrichtungen bin. Vor allem von solcher Musik, mit der die Jugend ihre Gefühle ausdrücken kann.
Können Sie kurz sagen, wie sie sich inzwischen eingelebt haben?
Als ich hergefahren bin, habe ich mich umgeschaut und den Bahnhof und die Züge entdeckt.
Somit habe ich mir gedacht: "Es ist gar nicht so schlimm..." Danach lief alles problemlos weiter.
Und welche Menschen haben Ihnen dabei besonders geholfen?
In erster Linie war es der Dekan, der mich während der ganzen Zeit unterstützt hat. Des weiteren Pfarrer Kobus und das hauptamtliche Team, das mir bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite steht. Vom ersten Tag an freue ich mich über die Freundlichkeit vieler Menschen aus dem ganzen Seelsorgebereich und vor allem auch über die Unterstützung meiner Pfarrsekretärin, Kerstin Müller, sowie von der Kirchenverwaltung, Franz Frosch, der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Maria Kienzle und Mesner Roland Konrad.
Wie gefällt Ihnen das Pfarrhaus? Haben Sie baulich etwas verändert?
Es gefällt mir ganz gut. Es ist modern und chick, so dass ich keine baulichen Änderungen vornehmen musste.
Fällt Ihnen noch etwas ein, über das Sie etwas erzählen möchten?
Als ich hier ankam, dacht ich, dass es eine kleine und ruhige Gemeinde ist. Allerdings bin ich nun nach fünf Monaten sehr positiv darüber überrascht, wie viel religiösen Reichtum Ludwigschorgast besitzt.
Zu guter Letzt noch eine Frage. Welche Botschaft liegt Ihnen besonders am Herzen, die Sie gerne verkünden möchten?
Im Angesicht der zahlreichen Kirchenaustritte möchte ich Papst Benedikt XVI, dessen Gedankengut ich sehr schätze, zitieren: "Die Kirche lebt. Und
die Kirche ist jung. Sie trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem einzelnen den Weg in die Zukunft."