Oberauhof: Der See stinkt zum Himmel
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Sonntag, 07. Sept. 2014
Das Wettangeln um den Fischerkönig-Pokal 2014 am Oberauhof werden selbst passionierteste Angler so schnell nicht vergessen. An weiten Teilen des Ufers war überhaupt kein Fischen möglich - Blaualgen, so weit das Auge reicht.
Die Kieswäsch ist derzeit ein einziges Bild des Jammers. Dort, wo normalerweise Kinder und Erwachsene baden und die Sommerfreude genießen, ist das Seeufer menschenleer. Selbst Spaziergängern, die den See umrunden, ist die Freude an der herrlichen Landschaft vergangen. Das Wasser hat sich in den vergangenen Tagen zu einer türkisblauen Kloake verfärbt. Weißer Schaum und grüner Schlick schwimmen nicht nur am Ufer, sondern mindestens bis zwanzig, dreißig Meter ins Seeinnere hinein.
Schon vor einigen Tagen trafen sich die Mitglieder des Bezirksfischereivereins zu einer Krisensitzung, um zu beratschlagen, ob man die Traditions-Veranstaltung, das Königsfischen, überhaupt durchführen könnte. Und da es an diesem Tag geregnet hat, hoffte man auf eine Besserung der Situation und entschied sich für die Austragung. Doch das Gegenteil trat ein.
Gefahr für die Gesundheit
Übrigens ist der Bewuchs keine Bagatelle: "Einige Algen arten, die überwiegend den Cyanobakterien angehören, sind in der Lage, Giftstoffe zu bilden. Treten sie in Massen auf, können Hautkontakt und vor allem das Verschlucken des algenhaltigen Wassers Gesundheitsbeschwerden des algenhaltigen Wassers Gesundheitsbeschwerden hervorrufen." So steht es auf einem Warnschild, das die Stadt Kulmbach hat aufstellen lassen.
Tatsächlich sind Blaualgen eigentlich gar keine richtigen Pflanzen, sondern vielmehr handelt es sich um Bakterien. Bakterien, die sich beim Verschlucken des Wassers oder durch Hautkontakt durchaus negativ auf die Gesundheit von Badenden auswirken können. "Neben Übelkeit, Erbrechen und allergischen Hautreaktionen können Blaualgen auch Ohrenschmerzen, Bindehautentzündungen und Fieber hervorrufen", warnt Claudia Schuller vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen. Übrigens nicht nur bei Menschen, auch für Hunde ist das Wasser gefährlich. "Man kann sich schützen, indem man nicht badet oder eben Algenteppiche meidet", erklärt Schuller.
Und genau das haben die Angler beim Fischerkönig-Angeln auch getan: Sie haben das Ufer auf der Seite, wo auch gebadet wird, komplett für Angler gesperrt. "Da hätte auch niemand angeln können", sagt Gerald Kummer und verweist auf den wirklich üblen Geruch, den die Blaualgen verströmen. Gefischt wurde nur auf der hinteren Seite der Kieswäsch, wo die Lage nicht ganz so dramatisch ist, weil der Wind die Algen auf die andere Seite getragen hat.
Mehr Teilnehmer als 2013
Immerhin 66 Angler waren beim Wettangeln dabei - sogar mehr als im vergangenen Jahr. Alle wollten Sportsgeist beweisen, die Tradition aufrecht erhalten. Doch die Ausbeute war schlecht, die Fische waren klein und leicht. Richtig dicke Brummer bissen nicht an. "Die Bedingungen waren für alle gleich schlecht wegen der schlechten Wasserqualität", sagte Frank Podhorn, der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksfischereivereins. "Ich hatte keinen einzigen Biss. Dafür ist der, der neben mir gestanden hat, der Fischerkönig", erzählt Gerald Kummer.
Neben ihm stand Rainer Walther. "Ich bin normalerweise ein Fliegenfischer und angle am Weißen Main Forellen", erzählt der 56-Jährige. Doch mit seinem Köder, Maden und Mais, hat er schon morgens um 7.45 Uhr einen 61 Zentimeter langen Karpfen aus der Kieswäsch gezogen. Und der brachte immerhin 4950 Gramm auf die Waage, war damit der dickste Fang überhaupt. "Ich habe mit zwei Angeln geangelt, an die kurze Angel ging gar nichts", berichtet Rainer Walther. Auch er schiebt es auf die miese Wasserqualität in Ufernähe, dort, wo es flacher wird.
Doch kann man den Karpfen überhaupt essen - bei der Blaualgen-Katastophe? Claudia Schuller von der Landesanstalt für Lebensmittelsicherheit gibt Entwarnung. Und auch Gewässerwart Gerd Suske hat sich vorher eigens noch einmal bei den Experten des Wasserwirtschaftsamtes kundig gemacht. Ja, die Fische, die jetzt aus dem Oberauhof geholt werden, sind auch jetzt noch zum Verzehr geeignet. Schließlich werden sie ja durcherhitzt. "Ich weiß nicht, wie der Fisch schmeckt - ich hoffe, nicht zu grün", sagt Walther lachen und lässt sich die Freude am Riesen-Fang nicht vermiesen. Er wird in jedem Fall den Karpfen filetieren und dann backen oder braten.
Rekord: 79 Barsche gefangen
Auch Udo Hahn ist ein echtes Kunststück gelungen: Er hat 79 Barsche aus dem Oberauhof gezogen - eine absolute Rekordleistung. Und auch dem letztjährigen Fischerkönig Richard Stengel war das Glück hold. Bei den Damen hatte Nicole Hofmann das meiste Glück. Viele Angler gingen komplett leer aus.
Schon im Vorfeld hatte der Bezirksfischereiverein deshalb beschlossen, auch unter den Anglern, die gar nichts geangelt haben, drei Trostpreise zu verlosen. Denn schließlich hatten sie wieder Sachpreise im Wert von Tausenden von Euro zusammengesammelt: Ruten, eine Räucherofen, Werkzeuge etc.
Auch die Fische leiden
Die Blaualgen sind nicht zuletzt auch für die Fische im Oberauhof ein Problem. Denn die Blaualgen verbrauchen Sauerstoff - und der fehlt dann wieder den Fischen. "Dass der Befall in diesem Jahr so schlimm ist, liegt daran, dass wir so ein trockenes Frühjahr hatten. Schon im Frühling hat in der Kieswäsch ein halber Meter Wasser gefehlt", schildert Gewässerwart Gerd Suske die Situation. Jetzt können die Angler nur noch und hoffen, dass das Wetter bald kühler wird und es viel regnet. Und: regelmäßig den pH-Wert kontrollieren. Derzeit liegt er einen Punkt über dem Normalwert - noch kein Todesurteil für die Fische in der Kieswäsch.