Obama/Romney: Auch Douglas hat die Wahl
Autor: Jürgen Gärtner
Azendorf, Montag, 05. November 2012
Die Frage hört Douglas Hammond in schöner Regelmäßigkeit: "Immer wenn in Amerika der Präsident gewählt wird, fragen mich die Leute, ob ich auch mit abstimmen darf." Denn der 55-Jährige, der seit 28 Jahren in Deutschland lebt, ist US-Bürger.
Seine Antwort: Ja, er darf mit wählen. Und ja, er verfolgt die Politik in seinem Heimatland. Im Internet, im Fernsehen. Auch, weil er Verwandte in den USA hat, einen Bruder in Florida. Wählen ist für ihn Pflicht, "eine gewisse Art von Patriotismus".
Nur eine Wahl ausgelassen
Nur eine Präsidenten-Wahl hat er in den 28 Jahren, in denen er in Deutschland lebt, ausgelassen. Die vor vier Jahren, als Barack Obama an die Macht kam.
Im Prinzip funktioniert die Präsidenten-Wahl für Hammond wie für die Deutschen die Briefwahl: Der 55-Jährige ist als US-Bürger, der im Ausland lebt, ein so genannter Absentee. Das heißt übersetzt so viel wie "Abwesender". Er beantragt einen entsprechenden "Ballot", einen Abwesenheitswahlzettel. Darauf macht er sein Kreuzchen und schickt ihn wieder zurück. Dabei hat er immer den Kalender im Blick. "Wenn der Stimmzettel nicht bis 6. November in den USA angekommen ist, dann zählt er nicht."
In Deutschland wählen darf der 55-Jährige nicht. "Obwohl mich das mehr interessieren würde. Ich denke und atme deutsch", sagt er. Kein Wunder, denn neben seiner Tätigkeit als Chiropraktiker im Klinikum Kulmbach ist er in seinem Wohnort in Azendorf in den Vereinen aktiv, betreibt mit seiner Frau Silvia nebenbei sogar eine kleine Gastwirtschaft (Hammond's Wirtshaus). Es fehlt ihm nur der deutsche Pass.
Doppelte Staatsbürgerschaft
Den US-Präsidenten wählen darf in der Familie Hammond übrigens nicht nur Vater Douglas. Seine vier Söhne haben allesamt die doppelte Staatsbürgerschaft und dürfen somit auch ihr Votum abgeben. Nur Mutter Silvia bleibt da außen vor.
Das politische System in den USA hat Douglas seiner Familie bei einer Reise 2008 näher gebracht. Die Oberfranken besuchten in der Regierungshauptstadt Washington unter anderem das Weiße Haus und das Kapitol, den Sitz des Kongresses. Auch am Grab des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy waren sie.
Derzeit steht es 2:2
Vater und Söhne haben allerdings unterschiedliche Ansichten, wer nächster Präsident werden sollte. "Im Moment steht es 2:2." Ein Sohn schweigt, für wen er sein Kreuzchen macht. Wobei Douglas Hammond zu Mitt Romney tendiert, verrät er. Unter anderem, weil der Kandidat der Republikaner härter gegen Terroristen im Ausland, zum Beispiel in Libyen vorgehen möchte. "Amerika ist ein großes Land mit so vielen Möglichkeiten. Es ist diese Freiheit, die die USA ausmacht. Dass jemand dieses Land zerstören möchte, kann ich nicht begreifen", sagt er auch mit Blick auf den 11. September 2001.
Und noch ein Punkt ist es, der in den Augen von Douglas Hammond für Mitt Romney spricht: Denn der habe im Gegensatz zu Obama mehr Gespür für die Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen, ist der oberfränkische Amerikaner überzeugt.
