OB-Wahl in Kulmbach: Es kommt zum Duell
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 13. März 2020
Amtsinhaber Henry Schramm (CSU) verpasst die absolute Mehrheit und muss sich in der Stichwahl am 29. März Ingo Lehmann (SPD) stellen.
Wohl noch nie zuvor ist das Ergebnis einer Oberbürgermeisterwahl in Kulmbach mit so viel Spannung erwartet worden wie gestern Abend. Schon nach den ersten ausgezählten Stimmbezirken zeichnet sich ein Trend ab, der sich im vorläufigen Ergebnis bestätigt: Henry Schramm, gemeinsamer Kandidat von CSU, WGK und FDP, schafft die absolute Mehrheit nicht, pendelt um die 45 Prozent. Es wird eine Stichwahl zwischen ihm und Ingo Lehmann von der SPD geben, dessen Ergebnis sich um die 35 Prozent bewegt.
Kein Vergleich zum Erfolg 2012
Bei der letzten OB-Wahl 2012 hatte Schramm mit 61,57 Prozent im ersten Wahlgang seine beiden Konkurrenten (Ingo Lehmann von der SPD und Hans-Dieter Herold von den Grünen), auf Anhieb deutlich hinter sich gelassen. Ein triumphales Ergebnis. Damit konnte er dieses Jahr nicht unbedingt rechnen. Erstens wollten ihm gleich drei Gegenkandidaten seinen Posten streitig machen. Zweitens war die heiße Phase des Wahlkampfs überschattet von Schramms Grundstücksaffäre und weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn.
Gegen 20 Uhr sind alle 51 Stimmbezirke ausgezählt, das vorläufige Ergebnis steht fest: Schramm liegt mit 45,53 Prozent in Führung, gefolgt von Ingo Lehmann mit 35,46 Prozent. Dagmar Keis-Lechner von den Grünen kommt auf 14,11 Prozent, AfD-Kandidat Hagen Hartmann muss sich mit mageren 4,88 Prozent begnügen.
"Das ist Demokratie"
"Natürlich habe ich gehofft, dass das, was ich in den vergangenen 13 Jahren für Kulmbach machen durfte, zu einem guten Ergebnis führt. Aber das ist in einer Demokratie so, da braucht man 50 Prozent, und die habe ich leider nicht erreicht", sagt Henry Schramm. "Bei vier Kandidaten ist das natürlich auch nicht leicht, und die letzten Wochen haben anscheinend wirklich ihre Spuren hinterlassen. Aber ich danke allen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben."
Die Aufgabe für die kommenden zwei Wochen ist für Schramm klar: "Jetzt geht es für mich darum, die Menschen zu überzeugen, die Sachpolitik wieder in den Vordergrund zu stellen und zu zeigen, dass ich der Richtige bin, um die Aufgaben der Zukunft zu lösen und die Entwicklung Kulmbachs weiter voranzubringen." Alle Wahlberechtigten bittet Schramm, die als Briefwahl durchgeführte Stichwahl zu nutzen.
Zufrieden, aber keineswegs euphorisch, zeigt sich der Zweitplatzierte im Rennen, Ingo Lehmann: "Uns war im Wahlkampf wichtig, dass das Kommunalpolitische im Mittelpunkt steht. Auch wenn die SPD bundes- und bayernweit nicht so erfolgreich ist, können wir mit dem, was wir in Kulmbach erreicht haben, schon zufrieden sein." Für den Amtsinhaber sei dessen Ergebnis allerdings "eine Niederlage", meint Lehmann.
Lehmann gibt sich optimistisch
"Ich gehe optimistisch in die Stichwahl!" Zunächst einmal sei er allerdings gespannt auf das Abschneiden der Kandidaten bei den Stadtrats- und Kreistagswahlen. Als schwierig sieht er angesichts der Corona-Krise die Möglichkeiten, bis zur Stichwahl echten Wahlkampf machen zu können. "Da müssen wir uns etwas überlegen."