Druckartikel: OB Schramm verspricht eine "Überraschung"

OB Schramm verspricht eine "Überraschung"


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Mittwoch, 19. Juni 2013

Hängt das Buntglasfenster mit der Darstellung des Konraditages von 1553 bald wieder im Rathaus? Der Kulmbacher Volker Matern hat das Bild gesehen - in vier Teile zerlegt, aber wohl in gutem Zustand, wie er im Gespräch berichtet.
So sah es vor der Rathaus-Sanierung aus: Das von Familie Heinlein gestiftete Buntglasfenster nach dem Entwurf von Max Wild hängt in einer Fensterlaibung im Treppenaufgang zum 1. Stock. Foto: BR-Archiv


Die gute Nachricht zuerst: Das Buntglasfenster mit Max Wilds Darstellung des Konraditags 1553 ist offenbar noch da. Jener 26. November, als Kulmbach ein Raub der Flammen wurde. Diese Flammen züngeln in der künstlerischen Darstellung so feurig-rot wie eh und je - bestätigt jedenfalls BR-Leser Volker Matern. Der pensionierte Historiker hat das Fenster vor etwa drei Wochen bei einem Besuch im Rathaus gesehen, wie er gestern im Gespräch mit der BR berichtet. Es sei in "sehr ordentlichem Zustand", nichts sei beschädigt worden, so weit er das habe erkennen können.

Auf einem Tisch entdeckt

"Ich habe mich auf den Weg gemacht, weil ich wissen wollte, was aus dem Fenster geworden ist." Im 3. Stock des Rathauses wird der 72-Jährige, wie er sagt, fündig. "Das Fenster lag auf einem Tisch, ein Tuch darunter.

Es war zerlegt in vier Teile, ich schätze mal jedes davon misst etwa 80 Mal 60 Zentimeter. Es wirkte im Liegen größer als ursprünglich hochkant in der Wandlaibung." Ein Mitarbeiter der Stadt habe ihm verraten, dass das Werk nach dem Entwurf von Max Wild wieder an seinen Platz zurückkehren soll.

Kunst- statt Tageslicht

Matern überlegt schon, wie das aussehen könnte. "Da es wohl nicht mehr in die Maueröffnung eingebaut wird, fehlt künftig das Tageslicht als natürliche Hinterleuchtung." Sollte das Fenster quasi als Wandbild eine neue Verwendung finden, bedürfe es aber einer künstlichen Lichtquelle, um das Farbenspiel der Scheiben wieder ansprechend zur Geltung zu bringen.
Volker Matern hofft, "dass die Sache bald ihren Lauf nimmt". Er habe sich gewundert, als er im Herbst vergangenen Jahres nach der Renovierung des Rathauses beim Tag der offenen Tür das Bild nicht mehr entdeckte. "Aus meiner Sicht als Historiker halte ich den Konraditag - neben dem Tag der Stadtgründung - für den schicksalhaftesten und bedeutendsten in Kulmbachs Geschichte. Man mag sich über den künstlerischen Wert des Werkes streiten, ich halte das Fenster für gelungen und bedeutsam."
So denkt auch Peter Heinlein, dessen Großvater Georg Heinlein das Glasbild der Stadt stiftete. "Ich wusste nicht, wo es abgeblieben ist", sagt Peter Heinlein. Er verhehlt nicht, dass er "enttäuscht" gewesen sei, von der Stadt nicht über den Verbleib des Fensters unterrichtet worden zu sein, nachdem es im Zuge der Rathaussanierung ausgebaut wurde. "Es gab bis heute keine Auskunft von offizieller Seite." Vor der Renovierung hing das Kunstwerk an gut sichtbarer Stelle im Treppenaufgang zum ersten Stock.

Rückblick: Peter Heinlein ist noch ein kleiner Bub, als das Buntglasfenster als offizielle Gedenkstätte für seinen Großvater Georg Heinlein bei einer Feierstunde eingeweiht wird. Es ist der 4. Juni 1962. Der damalige Oberbürgermeister Wilhelm Murrmann übergibt das Kunstwerk seiner Bestimmung und lobt die Gönner: "Der alteingesessenen Kulmbacher Familie Heinlein hat es kaum besser gelingen können, ihre treue Verbundenheit mit der Vaterstadt deutlicher zum Ausdruck zu bringen als mit der Spende dieses Fensters", sagte Murrmann an die Adresse von Georg Heinleins Witwe Babette, die wie ihre beiden Söhne bei der Übergabe im Rathaussaal anwesend ist.
Der heutige Rathauschef Henry Schramm (CSU) hält sich noch bedeckt, was das Fenster und die mögliche Rückkehr an Ort und Stelle angeht. "Es soll eine große Überraschung werden", sagt er auf Nachfrage. "Aber ich bitte noch um etwas Geduld."