Beim "worst case" sind wir noch nicht, aber durch die gegenwärtige Politik und unser Verhalten sind wir ohne schnelles und starkes Umsteuern auf dem Weg in den "worst case". Schnell heißt wirklich "sofort" und nicht erst in ein paar Jahren. Aber selbst dann müssen wir uns dem schon stattgefundenen Klimawandel stellen und uns auf Extremereignisse wie Hochwasser, Hitze und Dürre einstellen. Gerade im städtischen Bereich geht es darum, durch Entsiegelung - Stichwort "Schwammstadt" - Starkregen abzupuffern. Im ländlichen Raum muss dies auch passieren, denn neben Starkregen ist die Landnutzung verantwortlich für Hochwasserereignisse. Gesunde Wälder sind die besten Puffer gegen Überschwemmungen, eine heterogene Landnutzung ist besser als große Monokulturen.
Wissen die Führungskreise in Kommunen überhaupt genau, worauf sie sich einzustellen haben? Lassen sich die Folgen heute so konkret abschätzen, dass auch konkrete Maßnahmen daraus ableitbar sind?
Hier findet gerade ein Umdenken statt. Viele Kommunen haben inzwischen eigene Mitarbeitende für Klima- und Umweltschutz eingestellt. Sie müssen aber unbedingt an zentraler Stelle bei der Stadtpolitik mitwirken und dürfen nicht nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Auswirkungen lassen sich konkret abschätzen und zwar schon länger, so dass konkrete Maßnahmen abgeleitet werden können.
Es heißt, Deutschland müsse vorangehen und dürfe nicht auf andere Staaten warten. Skeptiker sagen, wir machten in der BRD nur einen verschwindend kleinen Teil der weltweiten Emissionen aus und überschätzten unseren Einfluss maßlos.
Die Vorbildrolle Deutschlands als größte Volkswirtschaft in Europa und viertgrößte der Erde mit seiner wirtschaftlichen Verflechtung ist immens. Das Argument, dass Deutschland nur rund zwei Prozent der globalen Emissionen verursacht, ist nicht haltbar - aber noch wichtiger ist, dass Deutschland nur rund ein Prozent der globalen Bevölkerung stellt und durch die historische kumulative Emission eine große Verantwortung trägt. Der Ausstieg aus fossiler Energie und der Umstieg auf Regenerative kommt viel zu spät und viel zu zögerlich. Es wird immer noch in sehr großem Umfang klimaschädliches Verhalten subventioniert. Ein Tempolimit etwa auf 130, besser 120 Stundenkilometer würde die Emissionen sofort signifikant reduzieren, die Verkehrssicherheit erhöhen und durch flüssigeren Verkehr wahrscheinlich sogar zu kürzeren Fahrzeiten führen.
Hand aufs Herz: Schaffen wir die Trendumkehr noch? Und was passiert mit all den anderen Arten, die auch in der Stadt leben?
Dass 1,5-Grad-Ziel ist eigentlich nicht mehr zu halten. Nach dem Abkommen von Paris ist sechs Jahre viel zu wenig passiert. Es muss sofort umgesteuert werden, um wenigstens das 2-Grad-Ziel zu halten, denn bei der gegenwärtigen Politik gelingt auch das nicht. Um Arten in der Stadt sorge ich mich nicht. Hier finden etwa Bienen sogar bessere Lebensbedingungen als in unserer industrialisierten Landwirtschaft. Der massive globale Verlust an Biodiversität hingegen muss uns große Sorgen bereiten. Hier ist beispielsweise der Beschluss in Glasgow, den Waldrückgang bis 2030 zu stoppen, eine Augenwischerei. Das wurde schon mal vereinbart ohne Konsequenzen - und 2030 ist zu spät, denn viele Waldökosysteme haben Kipppunkte wahrscheinlich schon erreicht.