Neustart in Gärtenroth: Pferdeweide gesucht - Hotel gefunden
Autor: Stephan Tiroch
Gärtenroth, Sonntag, 13. Januar 2019
Im Gasthaus Rot steht ein neues Team am Start: Warum sich Anissa und Mario Gropp aus Altenkunstadt neben der Umwelttechnik noch ein Standbein zugelegt haben.
Das Gasthaus Rot in Gärtenroth sei ein Schnäppchen gewesen, heißt es am Stammtisch. Verkauft für 180.000 Euro. "Ja, haben wir auch schon gehört", sagen Anissa und Mario Gropp. Die Altenkunstadter lächeln amüsiert, während die Handwerker im Haus herumwuseln.
Den Fantasiepreis, der im Dreiländereck Lichtenfels-Kulmbach-Kronach herumgeistert, stellt das Unternehmerpaar gleich mal richtig: "Wir investieren einen hohen sechsstelligen Betrag." Und die gelernte Hotelfachfrau (27) und ihr Mann (40) erzählen eine ungewöhnliche Geschichte - wieso sie sich noch ein Standbein zugelegt haben.
Deutschlandweit und in Österreich tätig
Am Jahresende gab es im Gasthaus Rot (früher Hofmann) einen Eigentümerwechsel. Holger Sattler ist raus. Die Neuen kommen aus einer ganz anderen Branche: Ihr Metier war bisher die Umwelttechnik - Kanal-TV, Rohr- und Kanalreinigung, Tankbau, Öl- und Fettabscheider. 2006 gegründet, hat sich das Altenkunstadter Unternehmen am Markt etabliert und ist mit mittlerweile 15 Mitarbeitern deutschlandweit und in Österreich tätig.
Was war der Grund, so ein Anwesen zu übernehmen? Ganz einfach: Zufall. Mario Gropp: "Wir haben eine Pferdeweide gesucht. Der Makler sagte, er hat was - aber mit Hotel und Gastwirtschaft." Bei der Besichtigung hat's gleich gefunkt. "Wir waren fasziniert und haben es gekauft", so seine Frau.
"Es" ist ein Fachwerkgebäude von 1823 und nicht gerade klein: ein ausgewachsenes Wirtshaus mit Tradition, dazu ein jüngerer Anbau mit Festsaal und Hotel mit über 60 Betten. Bei der zweiten Besichtigung stellte sich heraus, dass der Renovierungsbedarf doch beträchtlich ist. "Wir haben nicht gedacht, dass wir so viel reinstecken müssen", sagt die Hotelfachfrau. Deshalb dauert's noch mit der Eröffnung. "Ende Februar", schätzt die Chefin.
Gagel: Viele machen zu
Dass es in Gärtenroth weitergeht, freut auch den Kreisvorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverbands. Denn: "Wie in ganz Bayern machen auch im Kreis Lichtenfels viele Wirtshäuser zu", klagt Volker Gagel aus Michelau und spricht von "schwierigen Rahmenbedingungen". Man finde kaum Personal. Dafür gebe es umso mehr Kontrollen von Zoll, Finanzamt und Lebensmittelüberwachung. Dazu der Verwaltungsaufwand ("der Wahnsinn") mit den Dokumentationspflichten. Gärtenroth sei mal "ein sehr positives Zeichen", so Gagel.
Derweil wird im Gasthaus Rot überall renoviert. Großreinigung im ganzen Haus, es wird gestrichen, umgebaut, ausgebaut. "Die Hotelzimmer erkennt man danach nicht mehr. Wir bringen alles auf Vordermann", sagt Anissa Gropp, deren Mutter die Leitung des Hotels - bald mit Hochzeitssuite mit Whirlpool - übernehmen wird.