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Neues Schuljahr: Anfang mit Abstand


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Freitag, 04. Sept. 2020

Corona überschattet auch den Schulstart in der nächsten Woche. Von den Verantwortlichen wird viel Organisationstalent gefordert.
Nicht nur für die Abc-Schützen wird am ersten Schultag am Dienstag vieles ganz anders sein als sonst.  Symbolfoto: Robert Michael/dpa-Zentralbild


Die Sommerferien sind vorbei, am Dienstag beginnt das neue Schuljahr. Schüler aller Altersstufen werden dann wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren. Abc-Schützen werden sich, begleitet von Eltern und Angehörigen und ausgerüstet mit Schulranzen und Schultüte, zum ersten Mal auf den Weg machen. Alles also ganz normal. Wirklich? Nicht so ganz. Zwar spricht man in Bayern im Zusammenhang mit dem neuen Schuljahr immer vom "Regelbetrieb". Aber bedingt durch die Corona-Pandemie wird vieles doch ganz anders sein als gewohnt. Details haben wir uns von Michael Hack, Leiter des Staatlichen Schulamts Kulmbach, erläutern lassen. Worauf müssen sich Schüler, Lehrer und Eltern in der nächsten Woche einstellen? Für Schüler und Lehrer aller Schularten mit Ausnahme der Grundschule gilt eine strikte Maskenpflicht - zunächst für zwei Wochen. Dafür kann im Klassenzimmer auf den Mindestabstand verzichtet werden. Für Schulamtsleiter Michael Hack hat diese Vorschrift den Vorteil, dass man am Dienstag wieder zum Regelunterricht zurückkehren könne und die Klassen nicht mehr geteilt werden müssen. Wie wird der Schulalltag im Einzelnen geregelt? Auch wenn nach zwei Wochen die Maskenpflicht im Klassenzimmer fallen sollte, gilt sie weiterhin auf den Fluren und auf dem Pausenhof. Die Schulen haben einen gewissen Gestaltungsspielraum. So können zum Beispiel einzelne Klassen zu unterschiedlichen Zeiten Pause machen - und den Pausenbeginn vorziehen, ihre Brotzeit im Klassenzimmer essen und dann mit Maske nach draußen gehen. Wie sicher sind die Schulen, wenn nach zwei Wochen die Maskenpflicht fällt? Mit der Maskenpflicht will man für eine gewisse Zeit nach den Sommerferien vor allem das Risiko minimieren, dass Reiserückkehrer, die selbst von einer Infektion nichts wissen, womöglich andere anstecken. Danach sollte ein normaler Schulbetrieb möglich sein. Letztlich hängt das aber auch von der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz des jeweiligen Ortes oder Landkreises ab. Das ist die Zahl der Neuinfektionen in einer Woche, bezogen auf eine Einwohnerzahl von 100 000.

Steigt dieser Wert im gesamten Landkreis auf 20 (in Kulmbach wären das 14 bestätigte Neuinfektionen innerhalb einer Woche), kommt wieder die generelle Maskenpflicht im Unterricht. Ab einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert von 35 muss, wie vor den Ferien, im Wechsel unterrichtet werden. Das hat der Landkreis kürzlich so mitgeteilt. Der Schulbetrieb ist immer nur unter bestimmten Auflagen möglich. Über deren Einhaltung wacht ein Hygienebeauftragter, den jede Schule ernennen muss. Sportunterricht mit Maske: Geht das? Im Sportunterricht muss keine Maske getragen werden. Aber es gibt besondere Auflagen. So müssen bei Sportarten mit Körperkontakt feste Trainingsgruppen gebildet und die Zahl der Gruppenmitglieder klein gehalten werden: Der besseren Nachvollziehbarkeit wegen, falls es doch zu einer Infektion mit dem Corona-Virus kommt. Der Sportunterricht soll nicht länger als 120 Minuten dauern, die Sporthalle muss gründlich gelüftet werden. Wie es sich mit dem Schwimmunterricht verhält wird Schulamts-Chef Hack zufolge noch geklärt. Und was ist mit dem Musikunterricht? Singen mit Maske ist schwierig, aber es wäre machbar, sagt Michael Hack. Wichtig ist beim Singen ohne Maske, dass der Mindestabstand, der hier zwei Meter betragen muss, eingehalten wird. Notfalls müsse man zum Singen in die Turnhalle oder auf den Pausenhof ausweichen. Allerdings ermögliche der Lehrplan auch Varianten. "Man kann auf eher theoretischen Unterrichtsstoff ausweichen." Gibt es auch Regelungen für den Pausenverkauf? Auch daran hat das Ministerium gedacht. Der Pausenverkauf kann stattfinden, wenn beim Anstehen ein Abstand von 1,50 Metern von Kind zu Kind eingehalten wird. Können diese und andere Hygiene-Anforderungen nicht erfüllt werden, wird der Verkauf vorübergehend eingestellt. Vernünftiger ist es ohnehin, wenn die Eltern ihrem Kind eine gesunde Brotzeit mitgeben. Werden genug Lehrer zur Verfügung stehen? Es heißt, dass sich diejenigen, die zu einer Risikogruppe gehören, vom Dienst befreien lassen können? Prinzipiell gilt für alle Lehrer die Dienstpflicht. Für die Befreiung von Unterricht ist ein ärztliches Attest nötig, in dem genau aufgelistet wird, welche Tätigkeiten vorstellbar sind und welche nicht. So können Lehrkräfte, die nicht unterrichten, immerhin für Organisations- oder Korrekturarbeiten herangezogen werden. Im Schulamtsbezirk stehen zudem vermutlich vier sogenannter Team-Lehrkräfte zur Unterstützung zur Verfügung. Wie läuft die Einschulung der Erstklässler ab? Im Klassenzimmer würde es zu voll, wenn die Angehörigen dabei sind, sagt Schulamts-Chef Hack. Auch dann, wenn man die Zahl der Begleitpersonen beschränken würde. Denkbar ist, dass Schulen mit mehr als einer ersten Klasse unterschiedliche Anfangszeiten je Klasse wählen und für die Begrüßung der Abc-Schützen in die Aula, die Turnhalle oder auf den Pausenhof ausweichen. Auf die Begrüßung der "Neuen" durch die Kinder der zweiten Klasse - sonst ein schöner Brauch an vielen Schulen - muss man in diesem Jahr verzichten. Aber die Schulen sind kreativ. So hat man beispielsweise in der Mainleuser Schule vor den Ferien Videos gedreht, die den Neulingen einen virtuellen Gang durchs Schulhaus ermöglichen, sie mit ihren künftigen Lehrern bekannt und zumindest auf diesem Weg einen musikalischen Gruß möglich machen.