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Neuenmarkt fürchtet um Bahn-Anschluss


Autor: Jürgen Gärtner

Neuenmarkt, Montag, 04. März 2013

Der Bahnhof Neuenmarkt/Wirsberg darf vom Bahn-Fernverkehr nicht abgekoppelt werden. Darum kämpft Bürgermeister Siegfried Decker. Er befürchtet, dass das Eisenbahnerdorf in der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans 2015 nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Bürgermeister Siegfried Decker befürchtet, dass der Fernverkehr am Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg vorbei laufen könnte. Foto: Jürgen Gärtner


"Im Nahverkehr sind wir gut bedient, nach Kulmbach und Bayreuth kommt man im 30-Minuten-Takt", sagt das Gemeindeoberhaupt. Aber der Fernverkehr sei problematisch. "Hier sind wir nur unzureichend angebunden." Das ist ein Umstand, der Decker die Sorgenfalten in die Stirn treibt. "Langfristig wird der Fernverkehr von der Elektrifizierung der Strecken abhängen", ist er überzeugt.

Deshalb kämpft er darum, dass die Elektrifizierung der Strecke Hof-Neuenmarkt/Wirsberg weiter nach Bayreuth und Schnabelwaid beziehungsweise nach Kulmbach und Lichtenfels erfolgt. "Dieses Projekt muss in den Bundesverkehrswegeplan 2015/16 aufgenommen werden." Kopfschmerzen bereitet ihm dabei die Tatsache, dass sich Bayreuth als oberfränkische Hauptstadt von der klassischen Verbindung über die Schiefe Ebene immer mehr weg orientiere und den Schwerpunkt auf den Anschluss von Nürnberg über Bayreuth und Marktredwitz nach Hof setze.

Decker weiß auch warum

und kann den Standpunkt der Wagnerstadt nachvollziehen: "Weil die Verbindung dort zweigleisig und für die Elektrifizierung vorgesehen ist. Aber wenn sich Bayreuth anders orientiert, dann ist das für uns kritisch."

Auch mit Blick darauf, dass der Flugverkehr Hof-Frankfurt eingestellt worden ist und eine leistungsfähige Anbindung in den Wirtschaftsraum Frankfurt daher umso notwendiger ist.

Um die Region für die Zukunft fit zu machen, fordert Decker daher auch die Wiederherstellung des durchgehenden zweiten Gleises zwischen Stammbach und Marktschorgast sowie die Sicherung des "Franken-Sachsen-Express" von Nürnberg nach Dresden über Bayreuth und die Schlömener Kurve über den bis 2014 vertraglich zugesicherten Zeitraum hinaus.

Decker weiß, dass das nicht einfach ist. Deshalb will er diesen Forderungen in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 7. März noch einmal Nachdruck verleihen.

Die Frage nach der Bahnanbindung im Raum Bayreuth/Kulmbach wurde zwischen den betroffenen Kommunen der Region Lichtenfels, Kulmbach, Bayreuth und Hof im März 2011 mit der so genannten Kulmbacher Erklärung einvernehmlich geklärt, betont dazu der Pressesprecher der Stadt Bayreuth, Joachim Oppold. Demnach sei die Sicherung des stündlichen Franken-Sachsen-Express, der bis Ende 2013 in jeder zweiten Stunde über Münchberg, die Schlömener Kurve und Bayreuth fährt, von gemeinsamem Interesse.

Nach Marktredwitz orientiert

In Sachen Streckenausbau strebe die Stadt Bayreuth zunächst die vollständige Elektrifizierung der Sachsen-Franken-Magistrale über Marktredwitz an, wie das im gültigen Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf verankert sei. Auf dieser Strecke werde sich künftig der lang laufende Personenzugverkehr zwischen Franken und Sachsen konzentrieren, da nur elektrisch betriebener Schienenverkehr ökologisch und ökonomisch sinnvoll und attraktiv ist.

Die Stadt Bayreuth strebe die zeitgleiche Einbindung in das elektrifizierte Streckennetz durch den Ausbau des kurzen Abzweigs Schnabelwaid-Bayreuth an. Darauf aufbauend werde die Elektrifizierung der Streckenäste Hof und Hochstadt-Marktzeuln nach Neuenmarkt-Wirsberg und weiter nach Bayreuth gefordert.

Für die Stadt Bayreuth sei der Betrieb des Franken-Sachsen-Express über Bayreuth - Schlömener Kurve/Schiefe Ebene - Hof bis zur vollständigen Elektrifizierung der Sachsen-Franken-Magistrale unerlässlich, so Oppold weiter.

Doch auch nach vollständiger Verlegung des Franken-Sachsen-Express von Nürnberg nach Dresden auf die elektrifizierte Trasse über Marktredwitz sollen nach den Vorstellungen der Stadt Bayreuth fernverkehrs ähnliche Züge über Bayreuth sowie über die Schlömener Kurve/Schiefe Ebene rollen. Denn es sei durchaus denkbar, dass zusätzliche Dieselzüge von Nürnberg über Bayreuth, Münchberg und Hof nach Gera und Leipzig eingesetzt werden.

Langfristig ist auch für Oppold die Elektrifizierung aller oberfränkischen Hauptstrecken unerlässlich. "Damit können auch die wichtigen RegionalExpress-Linien mit zeigemäßen elektrischen Zügen betrieben werden." Das würde auch die Anbindung des Raumes Bayreuth/Kulmbach nach Berlin über die ICE-Halte Coburg oder Bamberg attraktiver gestalten. Dies könnte auch die Rückverlegung des Franken-Sachsen-Express über Münchberg und Bayreuth ermöglichen.

Die Elektrifizierung Hof-Neuenmarkt/Wirsberg müsse jedoch mit Trassierungsverbesserungen einher gehen, um die Fahrgeschwindigkeit erhöhen zu können.

"Ostoberfranken hat eisenbahntechnisch großen Nachholbedarf. Daran ändert der Einsatz von modernen Neigetechniktriebwagen mit Dieselantrieb wenig. Für die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen sowie der Standortqualität der Unternehmen sollte eine rasche und flächendeckende Elektrifizierung eines der Hauptziele der Region sein", ist seine Forderung.