Neue Steine für die alten Mauern der Burgruine Nordeck
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Mittwoch, 10. Sept. 2014
Die Rettung der Burgruine Nordeck, des Wahrzeichens der Stadt Stadtsteinach, geht mit Riesenschritten voran. Spezialisten der Firma Preuße & Rätsch aus Weimar haben einen Teil der Mauern abgetragen. Es wurden tonnenweise neue Muschelkalksteine eingesetzt.
Die einstige gräfliche Wohnturm-Ruine, die vermutlich auf das Jahr 1100 zurückgeht, ist bereits um 30 Zentimeter kürzer gemacht worden. "Die alten Steine waren so brüchig, dass wir sie nicht mehr verwenden konnten", sagt Thomas Korsch von der Firma Preuße & Rätsch aus Weimar. Während der Chef der fünfköpfigen Spezialisten-Truppe dies noch erklärt, kippt sein Kollege Daniel Böhm schon wieder eine Schubkarre voller alter Steine in die runde Röhre, die bis zum Fuß des Bergsporns, führt, auf dem die Ruine steht. Mit großem Getöse rattert der Schutt aus den letzten Jahrhunderten in einen Container.
Spezialisten mit viel Erfahrung
Thomas Korsch und seine Mitstreiter sind von Beruf Maurer, aber alle haben ein Faible für die Herausforderung, die Naturstein mit sich bringt.
Schon sieben Wochen wohnt Thomas Korsch mit seinen vier Kollegen in Römersreuth und repariert fachmännisch die Burgruine mitten im Wald. "Es ist schon sehr einsam hier", sagt er. "Aber es ist toll, dass solche alten Dinge erhalten bleiben."
Die Fugen der Nordeck werden mit viel Akribie ausgestemmt, von Verunreinigungen, Pflanzen, aber auch vom alten Mörtel befreit. "Die Ruine hält trotzdem, denn sie ist ja noch immer gesichert", sagt Korsch.
Nachdem die oberen rund 30 Zentimeter abgetragen worden sind - Teile, die nicht mehr zu retten waren - haben die Experten wieder neue Steine wieder aufgemauert. Der obere Teil der Nordeck erinnert jetzt fast ein bisschen an einen gepflasterten Treppenaufgang - so glatt und breit ist er jetzt. Insgesamt 18 Tonnen neue Steine werden verarbeitet: Muschelkalksteine aus Sommerhausen. Ein einziger Stein wiegt 40 Kilo und mehr. Die Steine wurden zwar mit einem Kran auf das Burgplateau gehievt, doch zu den obersten Reihen reichte der Kranausleger nicht heran. Die letzten Meter müssen die Arbeiter die Kolosse per Hand befördern.
Mit Hochdruck in die Fugen
Befestigt werden die Steine mit Trasskalkmörtel. "Der hat sehr wenig Zementanteil hat. Man verwendet ihn sehr häufig in der Denkmalpflege", sagt Korsch. Das Material wird mit Hochdruck in die Fugen eingebracht. "Die Fugen sind ja bis zu 50 Zentimeter tief", erklärt Korsch. Durch händisches Verfugen würde man niemals die Haltbarkeit wie beim Hochdruckverfahren erreichen.
Die Hohlräume in der Ruine werden zudem mit einer Zementschaum-Suspension verfüllt. Diese hat den Vorteil, dass sie auch Salz, das in den Steinen vorhanden ist, bindet.
Als letzter Schritt werden die innere und die äußere Schale der Burgruine Nordeck mit 2,50 Meter langen Edelstahlnadeln miteinander verbunden. Die Nadeln haben einen Durchmesser von 16 Millimetern.
Bis Oktober winterfest
Bis Oktober sollen die Arbeiten beendet sein - dann ist die Burgruine Nordeck winterfest und auch bald wieder begehbar, freut sich der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben schon. Damit hat der Forst die nicht ganz billige Sanierung eingehalten und seinen Teil geleistet. "Was dann noch fehlt, ist die Anbringung einiger Schutzgitter, aber wir hoffen, dass wir auch das zügig hinkriegen", sagt Fritz Maier.
Eines allerdings macht dem Leiter des Forstbetriebs Nordhalben Sorgen: "Was noch aussteht, ist die Gründung eines Nordeck-Pflegevereins. Denn es wäre schon toll, wenn sich einige Stadtsteinacher finden würden, die die Pflege der Nordeck dann übernehmen würden. Wir sind jetzt auch nicht so die Gärtner. Oder vielleicht ist die Verbundenheit der Stadtsteinacher mit der Burgruine doch nicht so groß", so Maier, der es schade findet, dass sich bislang ein solcher Verein noch nicht formiert hat. "Da geht es nicht so sehr um das Finanzielle, sondern um den Unterhalt des Areals."
Maier hofft nun auf Reaktionen aus der Bevölkerung - und eine Weiterentwicklung des Tourismuskonzepts für das Stadtsteinacher Wahrzeichen.