Neue Pläne für den Kaufplatz in der Kulmbacher Innenstadt?
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Samstag, 01. Dezember 2012
Seit dem Sommer gehört der Komplex mitten in der Kulmbacher Innenstadt einer niederländischen Firma. Die besitzt auch das "Atrium" in Bamberg und hat dort offensichtlich Großes vor.
Eine Meldung aus der Nachbarstadt Bamberg lässt aufhorchen: Dort verdichten sich die Gerüchte, dass das "Atrium", ein in den letzten Jahren arg heruntergekommenes Einkaufszentrum direkt am Bahnhof, umgebaut und neu und attraktiv wieder eröffnet werden soll. "Die kaufen nichts, um es liegen zu lassen", wird der Geschäftsführer des Bamberger Stadtmarketing-Vereins, Klaus Stieringer zitiert.
Seit einem Jahr tot
"Die" - das ist die neue Besitzerin, die niederländische Kapitalgesellschaft Promontoria. Eben jene Gesellschaft, der seit kurzem auch der Kulmbacher "Kaufplatz" gehört, ein 8000 Quadratmeter großer Gebäudekomplex mitten in der Stadt, noch mehr heruntergekommen und noch weniger attraktiv als das Bamberger "Atrium".
Seit einem Jahr ist der Komplex tot.
Die Kulmbacher nutzen die kleine Fußgängerzone nur noch als schnelle Verbindung zwischen Holzmarkt und Fritz-Hornschuch-Straße. Die meisten haben es eilig. Stehenbleiben mag keiner. Es gibt ja auch nichts mehr zu sehen.
Aber gibt es nun womöglich Pläne, den "Kaufplatz" wieder zu beleben? Eine Anfrage bei der Stadt Kulmbach ergibt nichts Konkretes. Man halte an dem Wunsch fest, das Gebäude zu kaufen, abzureißen und dort etwas ganz Neues entstehen zu lassen, sagt Simon Ries, Pressesprecher der Stadt. "Das geht nur, wenn der Eigentümer auch bereit ist, zu vernünftigen Konditionen zu verkaufen."
Das war, zumindest aus städtischer Sicht, bisher nicht der Fall. Auf rund 2,8 Millionen beziffere Promontoria den Buchwert des Gebäudekomplexes, hatte es im Sommer geheißen, als die Niederländer das Portfolio der bisherigen Besitzerin, der Fondsgesellschaft Heddon, nach deren Insolvenz übernommen hatten. Einen fünfstelligen Betrag würde man wohl investieren, hatte Oberbürgermeister Henry Schramm damals gesagt - und wenige Wochen später die großen Bauruinen in Kulmbach zu einem der Kernthemen seines Wahlkampfes gemacht. Fürs KDM hat sich ein Investor gefunden, die Sanierung der alten Spinnerei beginnt in Kürze. In Sachen "Kaufplatz" ist wohl bestenfalls ganz verhaltener Optimismus angesagt.
Vertreten werden die Eigentümer des derzeit nutzlosen Betonklotzes in bester Innenstadt-Lage von der Acrest Property Group in Berlin. Es habe bereits mehrfach Kontakt gegeben, auch zwischen dem Geschäftsführer und Oberbürgermeister Schramm, heißt es aus dem Rathaus. "Der OB hat dabei deutlich gemacht, dass eine schnelle Lösung für Kulmbach sehr wichtig ist", sagt Pressesprecher Ries.
Von der Acrest Property Group ist kurzfristig keine Stellungnahme zu bekommen. Der Pressesprecher sei schlecht zu erreichen. Man möge auf die Mail-Box sprechen oder mailen.
Ob die Chancen der Stadt, das Gelände zu kaufen und neu zu gestalten, in den letzten Monaten seit der Übernahme durch Promontoria nun gewachsen oder eher gesunken sind? Dazu gibt es keine Auskunft. "Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen", sagt Simon Simon Ries.
Sondierungsphase
Man habe bei der Stadt den Eindruck, dass die Eigentümer noch in der Sondierungsphase seien. "Nach unserem Kenntnisstand prüfen die Neueigentümer auch eine Revitalisierung des Komplexes."
Das heißt nichts anderes, als dass in das gut 30 Jahre alte Gebäude irgendwann vielleicht doch einmal wieder Geschäfte und Lokale einziehen könnten. Den Plänen derer, die sich statt des Klotzes auf dem Gelände am Weißen Main Grünflächen oder auch Wohnungen vorstellen können, entspräche das sicherlich nicht. Aber: "Jede Veränderung, die dort vorgenommen wird, ist eine Verbesserung", sagt Pressesprecher Ries. "So, wie es ist, kann's nicht bleiben!"
Chronik eines Niedergangs:
1980 Der "Kaufplatz" wird eröffnet und erhält bei den Kulmbacher schnell, angelehnt an den damaligen Hauptmieter, den Namen "bilka". Das Objekt ist beeindruckend: 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche, zwei Parkdecks mit 300 Stellplätzen, das erste Buffet-Restaurant Kulmbachs.
1998/99 wird das Gebäude umgebaut. "19 starke Partner" (Slogan) werben um Kunden.
August 2009 Die Krise wird augenfällig. Der Ankermieter "diska" (eine Edeka-Tochter) zieht aus.
August 2009 Renate Emmert ist die letzte, die mit ihrem "Creativ-Shop" im "Kaufplatz" eine Neueröffnung wagt
August 2010 Der Anfang vom Ende: Die Eigentümerin, die luxemburgische Gesellschaft Heddon, kündigt dem Center-Management und den Haustechnikern. Immer mehr Mieter ziehen aus.
Ende 2011 gehen die Lichter im "Kaufplatz" endgültig aus. "Kreuzers Backhäusla", die letzte verbliebene Verkaufsstelle in dem bereits gespenstisch anmutenden Gebäude, schließt.
2011/2012 Die Stadt äußert den Wunsch, den Komplex zu kaufen und abzureißen.
August 2012 Das Objekt wechselt in den Besitz der niederländischen Kapitalgesellschaft Promontoria. Die nennt als Buchwert stolze 2,8 Millionen Euro. gey