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Neu für Kinder: Singen im Chor


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Freitag, 07. Februar 2020

Auf Anhieb ein Treffer: Das Kindermusical-Projekt von Dekanatskantor Christian Reitenspieß lockt viele Kinder. Eltern sind begeistert von der Initiative.
Schöner Start in großer Runde: Das Musical-Projekt machte viele junge Sänger neugierig.Foto: Dagmar Besand


Der Anfang ist vielversprechend: 19 Kinder sind ins Kantorat am Kirchplatz neben der Petrikirche gekommen, neugierig und gespannt auf das, was sie erwartet. Sie alle wollen gerne mitsingen im neuen Kinderchor. Christian Reitenspieß, seit November neuer Dekanatskantor, steht die Freude ins Gesicht geschrieben: Dass schon zur ersten Probe des Kinderchors, den er gerade erst gründet, so viele singbegeisterte Mädchen und Jungen gekommen sind, übertrifft seine Erwartungen.

Zum Aufwärmen haben der Chorleiter sowie Pfarrer Ulrich Winkler ein paar Kennenlernspiele vorbereitet. Gemeinsam bringen sie schnell Ordnung ins fröhlich-bunte Durcheinander. Und dann geht es schon an die Arbeit - spielerisch und kindgerecht, aber auch hochkonzentriert. Denn Christian Reitenspieß hat viel vor mit den jungen Sängern: Gemeinsam werden sie in den nächsten Monaten das Kindermusical "Daniel in der Löwengrube" von Tobias Eisner einstudieren und auch öffentlich aufführen: im Familiengottesdienst am 10. Mai in der Petrikirche.

Eine spannende biblische Geschichte

Natürlich sollen die Kinder auch verstehen, worum es in dem Musical geht. Reitenspieß erzählt die biblische Geschichte von Daniel, der von Jerusalem nach Babylon verschleppt wurde und dort am Hof des Königs Karriere gemacht hat. Weil er seinen Glauben verteidigt und trotz Verbots weiterhin zu seinem Gott betet, wird er in die Löwengrube geworfen. Doch ihm geschieht nichts Böses, weil Gottes Engel ihn beschützt.

Der Kantor hat mit dem Musical ein Singprojekt gefunden, das vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten bietet. Die poppigen Lieder sind einstimmig, bieten einzelnen Mutigen die Chance, als Solisten aufzutreten. Und da einige junge Sänger gerne schauspielern, erwartet die Gottesdienstbesucher am 10. Mai sicher ein ganz besonderes Erlebnis.

Kinder fürs Musizieren zu begeistern, ist Christian Reitenspieß ein großes Anliegen. Dazu gehört mehr, als nur den richtigen Ton zu treffen: Das Projekt soll Freude machen und Lust auf mehr. Die Kinder machen außerdem Atem- und Haltungsübungen, denn auch das gehört zu einem souveränen Auftritt dazu. Gesungen wird auswendig - Methode Papagei: vorsingen, nachsingen, wiederholen, bis Melodie und Text verinnerlicht sind.

Für viele Eltern ist der Kinderchor genau das Angebot, auf das sie schon lange gewartet haben. "Es gab ja bislang nichts in der Art bei uns.Toll, dass es jetzt möglich ist", sagt Verina Reuß. Ihre beiden Söhne Luis (8) und Jakob (10) waren sofort begeistert von der Idee, im Kinderchor mitzusingen.

Interessierte dürfen noch mitmachen

Auch Sinah Fiedler ist Feuer und Flamme für das Projekt. Die lebhafte Achtjährige singt sehr gerne und möchte unbedingt eine Schauspielrolle übernehmen. Mutter Susanne Fiedler freut sich über den Enthusiasmus ihrer Tochter.

Und was sagen die jungen Sänger? Daumen hoch von Sinah. "Ich find's super!" Und Luis gefällt sowohl die Musik als auch die spannende Geschichte, die im Musical erzählt wird.

Der Kinderchor ist weiterhin offen für singbegeisterte Kinder: Wer zwischen acht und 13 Jahre alt ist und noch beim Musical-Projekt dabei sein möchte, sollte zur nächsten Probe da sein: am Dienstag, 11. Februar, um 17 Uhr im Kantorat, Kirchplatz 4.

Kommentar:

Die Kirche schließt eine Lücke

Als ich mit fünf Jahren zum ersten Mal in einen Kinderkirchenchor ging, entstand eine Liebe fürs Leben. Mit anderen Kindern singen, sich von Woche zu Woche verbessern, Applaus für einen gelungenen Auftritt bekommen, Freunde finden und zusammen Spaß haben - das waren Erfahrungen, die mich geprägt haben und bis heute fürs Musizieren begeistern.

Meine Eltern hat das damals ebenso gefreut wie die Eltern der Kinder, die sich jetzt im neu gegründeten Kinderchor im Kantorat treffen. Die positive Resonanz auf die Initiative von Dekanatskantor Christian Reitenspieß zeigt: Der Bedarf ist da!

Die Kirche schließt damit eine Lücke im musikalischen Bildungsangebot in Stadt und Landkreis. Im Instrumentalbereich gibt es ja durchaus viele Möglichkeiten für Kinder, aber die Chöre richten sich doch in erster Linie an Erwachsene und ältere Jugendliche. Und nicht jede Schule hat einen Schulchor.

Natürlich gibt es Wichtigeres als zu singen, aber man sollte den Wert eines solchen Angebots keinesfalls unterschätzen. Es geht nämlich um viel mehr als darum, den Nachwuchs eine Stunde in der Woche zu bespaßen. Das Singen im Chor fördert Kompetenzen, die auch in Schule und Beruf sowie im täglichen Miteinander wichtig sind: Selbstbewusstsein, sicheres Auftreten, Konzentration, Aufmerksamkeit, eine starke Stimme, eine gute Körperhaltung sowie Rücksicht und Teamgeist, ohne die beim gemeinsamen Musizieren gar nichts geht.

Und nebenbei profitiert auch die Kirche von ihrer investierten Mühe: Die Kinderchorkinder von heute sind die Ehrenamtlichen von morgen.