Neckische Geister spuken auf der Burg
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Donnerstag, 28. April 2016
Die Burgführer erwecken am Sonntag, 1. Mai, Kulmbacher Sagengestalten zum Leben.
Auf der Burg geht die weiße Frau um, in den Gassen und Häusern des Burgbergs ärgern die "Grauen Männla" böse Menschen, während sie den Guten beistehen. Diese und viele andere Sagengestalten wird Burgführer Peter Hofmann am Sonntag, 1. Mai, allen Interessierten bei einer Sonderführung um 14.15 Uhr vorstellen.
Es gibt viele spannende Geschichten zu erzählen, die bislang nur die wenigsten Kulmbacher kennen, so Hofmann. Einige davon finden sich in einem Buch der Heimatschriftstellerin Elise Gleichmann aus den 1930er-Jahren, andere in den bislang unveröffentlichten handschriftlichen Texten Gleichmanns im Stadtarchiv.
458 Seiten, 20 Übersetzer
Die in deutscher Schrift geschriebenen und nur schwer leserlichen Texte der Allgemeinheit zugänglich zu machen - diese Aufgabe hat sich der Kulmbacher Literaturverein vor eineinhalb Jahren gestellt. 458 Manuskriptseiten galt es zu entziffern und in heutiges Deutsch zu übertragen, eine Aufgabe, der sich insgesamt 20 ehrenamtliche Übersetzer gewidmet haben - vorwiegend ältere Menschen, die die deutsche Schrift noch lesen und die Dialektausdrücke verstehen können.
Gemeinsam ausgetüftelt
Projektleiterin Andrea Senf vom Literaturverein hat inzwischen die kompletten Texte vorliegen. Das Buch soll im Herbst erscheinen. "Aber es gibt und gab immer wieder Lücken und auch viele Andeutungen, mit denen wir nichts anfangen konnten", erzählt sie. Geholfen hat die enge Zusammenarbeit mit Kastellan Harald Stark sowie den Burgführern Peter Hofmann und Jens Partheymüller: "Die Drei konnten mir bisher alle Fragen beantworten. Das ist klasse!"
Umgekehrt hilft Andrea Senf den Heimatforschern natürlich auch gerne. "Es ist wichtig, dass wir das alte Wissen bewahren und weitergeben."
Genau das wird bei den Sonderführungen auf der Plassenburg passieren, die heuer insgesamt vier Mal angeboten werden. Von den rund 25 interessanten Kulmbacher Sagengestalten haben Stark, Hofmann und Partheymüller zehn ausgewählt. Die Burgbesucher erfahren zum Beispiel, was es mit dem "Huckauf" auf sich hat, einem ruhelosen Geist, der sich auf den Rücken der Menschen setzt, die ihn beleidigen, was ihnen nicht gut bekommt. Und sie lernen die "Hulzfraala" und "Moosweibla" kennen.
"Meine Lieblings-Sagengestalten sind die "Pöbel", die bei Elise Gleichmann auch unter der Bezeichnung "Püüpala" zu finden sind." Dabei handelt es sich um die eingangs erwähnten "Grauen Männla", denen auch nachgesagt wird, dass sie fleißigen Schlossbediensteten helfen. Klar, dass diese Geister dem Burgführer sympathisch sind.
Wer keine Gelegenheit hat, an den Führungen teilzunehmen, kann auf der Burg trotzdem jederzeit etwas über die sagenhaften Gestalten lernen: In den Markgrafenzimmern der Staatlichen Sammlungen befinden sich zehn Aufsteller, auf den das Wichtigste nachzulesen ist.