Risiko Geburt: "Passieren kann auch heut immer etwas"
Autor: Christoph Hägele, Stephan Großmann
Bamberg, Freitag, 11. Januar 2019
Nach dem Tod einer Mutter und ihrem Neugeborenen in Kulmbach hat ein erstes Gutachten das Klinikum entlastet. Bei allem medizinischen Fortschritt bleiben bei einer Geburt immer Restrisiken. Bleibt die Frage: Ist ein Kreißsaal der beste Ort für eine Geburt?
Bei einer Geburt im Kulmbacher Klinikum starben Anfang Dezember eine 33-jährige Mutter und ihr Kind. Der neugeborene Junge starb kurz nach seiner Geburt, die Mutter nach einer Notoperation nur wenige Stunden später. "Ich kann seither kaum schlafen. Meine Gedanken kreisen ständig um jene paar Stunden", sagt Robby Handschuh, der am 8. Dezember seine Frau und sein Kind verloren hat.
Seit diesem Tag quält nicht nur Handschuh die Frage, ob der Tod von Mutter und Kind hätten verhindert werden können. Auch die Leitung des Kulmbacher Klinikums betonte auf Nachfragen wiederholt das Interesse, die Ursachen der Tragödie aufzuklären. Ein am Mittwoch öffentlich gewordenes Gutachten des Rechtsmedizinischen Instituts in Erlangen entlastet die Mitarbeiter des Kulmbacher Klinikums. Demnach starb das Neugeborene an einem Blutstau im Gehirn. Die 33 Jahre alt Mutter starb an inneren Blutungen.
Die Erlanger Gutachter sprechen von einem "außergewöhnlichen Zusammentreffen tragischer Umstände". Dies bestätigte der Leitende Staatsanwalt in Bayreuth, Herbert Potzel. Seine Behörde ermittelt in der tragischen Angelegenheit, nachdem das Kulmbacher Klinik selbst die Polizei gerufen hatten. Zu den Akten gelegt hat Potzel den Fall allerdings noch nicht. Der Leitende Oberstaatsanwalt wartete noch auf das Ergebnis eines zweiten Gutachtens.
Mit Verweis auf das unverändert laufende Verfahren wollte das Kulmbacher Klinik das Ergebnis des Erlanger Gutachtens gestern nicht kommentieren. "Bis das Verfahren abgeschlossen ist, werden wir uns nicht mehr äußern", sagte Geschäftsführerin Brigitte Angermann gestern.
Vom Gutachten selbst Kenntnis genommen habe sie in der Zeitung. "Weitere Details liegen uns nicht vor", sagt Angermann.
Mehr Geburten, mehr Notfälle
"Selbst wenn Geburten nicht als Risiko eingestuft worden sind, kann theoretisch etwas passieren", sagt der Leiter der Geburtshilfe am Uniklinikum Erlangen, Professor Sven Kehl. Weil die Geburtenraten steigen, treten auch seltene Notfälle wieder häufiger auf. Auf diese könne man in einer Spezialklinik besser reagieren. "Allerdings kommen in der Regel nur Risikoschwangere gleich in solche Einrichtungen", so Kehl. Aber: "Selbst wenn alle Rahmenbedingungen optimal sind, können Geburten auch heutzutage schicksalhaft verlaufen", sagt er.
Nicht ohne Risiko
In der Wochenbettphase gibt es für die Mutter klassischerweise drei Risiken, erklärt Astrid Giesen vom Hebammenverband Bayern: