Naturschutz plus Integration in den "Zehn Eichen"
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Sonntag, 29. Mai 2016
Ein Projekt, das Früchte trägt: Bewohner des Wohnheims Herramhof des Diakonischen Werks helfen mit, in der Kleingartenanlage Weißdorn zu pflanzen.
Gut gewässert ist halb angewachsen - das haben Sonja Krauß, Jacob Herzing und Reinhold Schmidt schnell gelernt. Die Weißdorn-Pflanzen aus dem Container müssen nasse Füße kriegen, bevor sie in die Erde dürfen. Und wie lange? Das weiß Joachim Kober, Vorsitzender der Kleingartenanlage Mittelau "Zehn Eichen". Mit einem Kleinbagger und einem Bohraufsatz schafft er an der Grundstücksgrenze die passenden Löcher für die Setzlinge. Sobald deren Wurzelballen durchgeweicht sind, heißt es: ran an die Schaufel und ab in die Erde.
Die drei emsigen Junggärtner sind mit Feuereifer dabei. Sie gehören zum Wohnheim Herramhof des Diakonischen Werks Kulmbach und haben noch nicht viel Erfahrung in dem, was grünt und blüht. Dabei helfen die Kleingarten-Mitglieder den behinderten Menschen. "Es geht hier um das besondere Miteinander", betont Joachim Kober. Und wo sollte das besser gelingen als bei der Anlage und der Pflege eines Gartens?
Eine eigene Parzelle hat das Diakonische Werk bereits angemietet, sagt Johannes Schiffelholz. Der Heilerziehungspfleger ist Wohngruppenleiter und sieht in dem Projekt eine gute Gelegenheit, "die Bewohner unseres Hauses ein bisschen aus ihrem Alltag zu entführen". Auf die Herausforderung im Grünen wurden die Betroffenen behutsam vorbereitet.
240 Pflanzen auf 400 Metern
Alle Theorie ist grau, die Praxis jedoch zeigt: Pflanzen macht Arbeit, aber auch Freude. "Wow, der ist aber stark", sagt Jacob und ist beeindruckt von der Leistung des Bohrers. Derweil kommt Sonja mit Pflanzennachschub, der - wie gehabt - erst ins Wassertauchbad muss.Dass es gerade Weißdorn ist, der auf etwa 400 Metern Länge schon bald den Maschendrahtzaun unsichtbar machen soll, hat laut Joachim Kober einen besonderen Grund: "Der Weißdorn ist eine heimische Pflanze und ein hervorragendes Vogelschutzgehölz. Mehr als 30 verschiedene Arten ernähren sich von den Früchten, die zwischen August und Oktober reifen." Der Gimpel oder der Kernbeißer laben sich auch gerne an den jungen Knospen.
Der Weißdorn sei für die Tierwelt von hoher ökologischer Bedeutung. Drossel, Dorngrasmücke, Gelbspötter und Girlitz dient er als Nistplatz. Aber auch Schmetterlinge wie die gefährdeten Birkenzipfelfalter oder das Trauer-Grün-Widderchen finden in einer solchen Hecke Lebensraum und Nahrung.
Dem Naturschutz will der neue Vereinsvorsitzende viel Platz einräumen - und das in Kombination mit der Integration von Menschen mit Behinderung. Aus diesem Grund soll die Einbindung der Bewohner des Herramhofes intensiviert werden. Die erste tatkräftige Unterstützung, das Pflanzen von stolzen 240 Weißdornen, war schon einmal ein voller Erfolg. "Eine wirklich klasse Aktion", lobt auch Benno Pieger, der zuständige Verwaltungsrat für die städtischen Kleingartenanlagen.