Naturbühne Trebgast: Ein Volksstück, wie es sein muss
Autor: Klaus Klaschka
Trebgast, Sonntag, 16. Juni 2019
Am Wehlitzer Berg in Trebgast wurde die vierte Premiere gefeiert: Mit dem Volksstück "Das sündige Dorf", das alles bietet, was ein solches Stück haben muss.
Auch die vierte Premiere der diesjährigen Sommerspiele auf der Trebgaster Naturbühne zeigte, welches schauspielerische Potential immer wieder auf dem Wehlitzer Berg geweckt wird, und dass das Wort "Amateur" aus der Bezeichnung "Deutschlands schönste Amateur-Naturbühne" eigentlich gestrichen gehört.
Nach zwei Dramen und dem Kinderstück nun am Freitagabend das Volksstück "Das sündige Dorf" - der Klassiker unter den Volksstücken überhaupt. Rainer Streng (Regie) hat aus dem bayerischen ein fränkisches Stück gemacht. Aber ohne neumodisches Zeug wie Smartphone-Chat und Social-Network-Bashing: Alle reden direkt miteinander, und die Schlampen im Dorf werden auf eine Gemeindetafel geschrieben. So war das früher, und so gehört sich das auch bei einem 80 Jahre alten Volksstück-Klassiker.
Dass die Bürgermeisterin (Gabi Bähr) im Hosenanzug zwar Angela, wenn auch Meisel, heißt und sich zweimal mit Merkel-Raute präsentiert, ist genug Zeitgeist. Denn die Verhältnisse, deren Rahmen das Stück absteckt, sind heute nicht mehr so. Ein Klassiker eben, aber trotzdem immer wieder unterhaltsam, wenn er engagiert gespielt wird. Und da ist Marion Regnet, als Großbäuerin Hahn der unbestreitbare Star im Trebgaster Ensemble.
Worum geht‘s? Richtig: Am Ende kriegen sie sich doch - sonst wär‘s kein Volksstück. Im "Sündigen Dorf" aber erst nach Hindernissen.
Der Gerch (Marcus Hentschel) will die Evi (Sonja Zech) heiraten, darf es aber nicht, weil die Evi nicht wirklich die Tochter vom Kunz (Georg Küfner) ist, sondern nach einer jugendlichen Leichtsinnigkeit die von Gerchs Vater, dem Großbauern Hahn (Werner Eberhardt). Also seine Schwester; aber auch wieder nicht, weil der Gerch eigentlich nicht der Sohn seines Vaters, sondern auch aus einer jugendlichen Leichtsinnigkeit seiner Mutter der des Viehhändlers Lauterbach (Siegfried Küspert), womit die Evi dann in Wirklichkeit dann doch wieder nicht die Schwester vom Gerch ist.
Der Hochzeit steht also nichts im Wege, sobald sich die physischen Verwandschaftsverhältnisse als mit den Scheinverwandschaften identisch herausgestellt haben, wenn auch etwas anders herum. So kompliziert ist die Welt - und lustig dazu.