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Narren stürmen das Kulmbacher Rathaus


Autor: Werner Reißaus

Kulmbach, Sonntag, 18. November 2018

Es war zwar nicht mehr der 11.11., an dem die Kulmbacher Showtanzgarde das Rathaus stürmte, aber zumindest Samstag um punkt 11.11 Uhr.
Kinderprinzessin Marielle entmachtet Bürgermeister Ralf Hartnack.Werner Reißaus


Es war ein November-Samstag wie aus dem Bilderbuch, an dem viele Faschingsfreunde und Schaulustige den Marktplatz zwischen dem Winterdorf und dem Rathaus säumten. Mit dem Spielmannszug zog die Narrenschar durch die Fußgängerzone, derweil versteckten sich die Stadträte mit den beiden Bürgermeistern Ralf Hartnack und Frank Wilzok im Rathaus. Oberbürgermeister Henry Schramm wurde nicht gesichtet; es wurde das Gerücht verbreitet, dass er auf der Zugspitze die Wahl zum Bezirkstagspräsidenten feiert, was sich allerdings als Fake-News aus dem Rathaus herausstellte.

Nur wenige CSU-Stadträte sahen sich dazu aufgerufen, den amtierenden Bürgermeister vor dem Ansturm der Narrenschar zu schützen. Stadtrat Michael Pfitzner: "Wir üblich, verteidigen wir das Rathaus - wahrscheinlich wieder hoffnungslos." Doch der neu gewählte Bürgermeister Ralf Hartnack (WGK) hatte sich zusammen mit seinem Amtskollegen Frank Wilzok (CSU) etwas Besonderes einfallen lassen. Sie hatten sich ein riesiges Banner anfertigen lassen mit der Aufschrift "Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte". Bürgermeister Frank Wilzok: "Wir hoffen natürlich, dass die Kulmbacher Narren davon absehen, und deshalb sind wir heute als Einsatzkräfte der Feuerwehr und des BRK verkleidet." Stadtrat Michael Pfitzner stellte treffend fest: "Eine ideale, strategische Vorgehensweise, wie sie auch im Stadtrat üblich ist." Sogar eine "Hundertschaft" der Stadtfeuerwehr hatte man angefordert, wie CSU-Stadträtin Heike Vogel verlauten ließ.

Damit hatten die Faschingsjecken natürlich nicht gerechnet, so dass der Vorsitzende der Kulmbacher Showtanzgarde, Bernd Neidhart, spontan die Strategie ändern musste. Er hatte einen glänzenden Einfall: "Wir werden uns den Weg freiküssen!" Die ersten Stadträte zuckten dann auch schon zusammen, als sie das Männerballett zielsicher auf sie zukommen sahen, doch die Aufgabe blieb letztlich der Kinderprinzessin, ihre Lieblichkeit Marielle I., vorbehalten. Dank ihres Charmes erfolgte die Übergabe des Rathausschlüssels durch Bürgermeister Ralf Hartnack an das Kinderprinzenpaar dann auch "gewaltfrei".

Unter den Klängen des Markgrafen-Spielmannszuges unter der Leitung von Frank Ramming ging es dann vom Rathaus ins Winterdorf, und dort begrüßte Bürgermeister Ralf Hartnack die Narrenschar ganz offiziell, natürlich wie es sich für die Faschingssession gehört, in wohl geschliffenen Reimen: "Grüß Gott Ihr Narren, hier in diesem Haus vom Nikolaus! Die Warnung von unserem OB hab ich schon vernommen: Die Narren wollen ins Rathaus kommen! Mit Frank, Kulmbachs Bürgermeister der Dritte, wollt ich heut' retten unser Rathaus hier in der Stadtmitte. Nun ist das Rathaus eingenommen, da gab es wieder kein Entkommen. Doch sei es drum - jetzt ist's egal, a Party mach mer allemal. So viele Narren sind dabei, im Kopf nur Jux und Tollerei. Und auch das königliche Prinzenpaar, gibt sich die Ehr - das ist doch klar! Prinzessin Marielle und ihr Jonas der Erste, für Euch gibt's auch ein paar kleine Verse. So einiges hab ich erfahren, über Euch, das kann ich sagen. Unsre Prinzessin strebt schon hoch hinaus, ich hab gehört, im Klettern ist sie flink wie eine Maus. Unser Prinz Jonas taucht da lieber ab, lieber Jonas, mit zu viel Klöß im Bauch wird die Luft fei knapp. Es hat kein Zweck, wir haben es versucht, die Rettungsaktion war von Anfang verflucht. Ihr Narren seid schneller als die Feuerwehr, der Schlüssel zum Rathaus ist eure Ehr‘. Mein kleines Gedicht das neigt sich dem Schluss, so schließe ich mit einem Faschingsgruß! Die Faschingszeit - wie wunderbar, ein Hoch auf unser Prinzenpaar! Kulmbach Helau!"