Druckartikel: Tödlicher Flugzeugabsturz in Kulmbach: Ursache ist geklärt

Tödlicher Flugzeugabsturz in Kulmbach: Ursache ist geklärt


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Dienstag, 21. Februar 2017

Im August 2014 war ein Ultraleichtflugzeug am Kulmbacher Flugplatz zerschellt. Ein Mann starb. Eine Untersuchung kommt zu einem überraschenden Ergebnis.
Das Ultraleichtflugzeug brannte völlig aus. Foto: Archiv/Jürgen Gärtner


Es war der 8. August 2014, an dem am Kulmbacher Flugplatz ein Ultraleichtflugzeug abstürzte und der 60 Jahre alte Pilot ums Leben gekommen ist. Das Fluggerät war in eine Wiese neben der Piste geprallt und in Flammen aufgegangen. Jetzt, etwa zweieinhalb Jahre später, liegt der abschließende Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig vor.


In psychiatrischen Kliniken

Ergebnis: Der Mann, der sich schon mehrfach aufgrund von Depressionen stationär in psychiatrischen Kliniken aufgehalten hatte, stand zum Zeitpunkt des Absturzes unter Medikamenteneinfluss. Nach Ansicht der Ermittler hatten die gesundheitlichen Auffälligkeiten und die medikamentöse Therapie einen wesentlichen Anteil an der Absturzursache.

Der Mann hatte seine Erkrankung offensichtlich beim Fliegerarzt verschwiegen, der das letzte Tauglichkeitszeugnis ausgestellt hatte. Ebenso hatte der Mann bei der Ärztin, die ihm die Medikamente verordnet hatte, nichts von seinem fliegerischen Engagement erzählt.

Mit der Verwendung der Medikamente verstieß der 60-Jährige gegen eine EU-Verordnung, wonach er nicht hätte fliegen dürfen, wenn er ein Arzneimittel einnimmt, das ihn in der sicheren Ausübung der Fluglizenz beeinträchtigen kann.

Der Pilot hatte in den Jahren 1999, 2010 und 2011 mehrere stationäre Aufenthalte in psychiatrischen Abteilungen aufgrund depressiver Verstimmungen hinter sich. Ihm waren zur Behandlung verschiedene Medikamente verschrieben worden, unter anderem die Antidepressiva Mirtazapin und Venlafaxin.

Bei der Einnahme von Mirtazapin sollen Patienten Arbeiten meiden, die potenziell gefährlich sind sowie Wachsamkeit und eine gute Konzentrationsfähigkeit erfordern. Bei Venlafaxin wird darauf hingewiesen, dass jedes psychoaktive Arzneimittel das Urteils- und Denkvermögen sowie die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigen kann. Daher sollte ein Patient, der Venlafaxin erhält, vor einer Einschränkung gewarnt werden, ein Fahrzeug zu führen oder gefährliche Maschinen zu bedienen.

Im Rahmen der rechtsmedizinischen Obduktion des Piloten wurden diese Medikamente sowohl im Magen als auch im Urin des Verunglückten nachgewiesen. Auch im Hotelzimmer des Piloten wurden diverse Medikamente in nach Tagen aufgeteilten Tablettenboxen gefunden, wie es in dem Bericht heißt.

Der Pilot war zum Zeitpunkt des Unglücks knapp zwei Jahre im Besitz eines Luftfahrerscheins für Ultraleichtflugzeuge. Seine Gesamtflugerfahrung auf diesen Fluggeräten betrug 75 Stunden.

Der Ultraleichtflieger war erst wenige Wochen vor dem Absturz am 22. Juli 2014 gewartet worden.


Die Chronologie

Flugpause Am 6. August 2014 fuhr der Pilot aus seinem Heimatort zum Flugplatz Burg Feuerstein. In den darauf folgenden Tagen wollte er seine Ultraleichtflugzeug-Lizenz auf die Passagierflugberechtigung erweitern. Da er eine längere Flugpause hatte, flog er am 7. August 2014 zunächst Platzrunden mit einem Fluglehrer auf einem Ultraleichtflugzeug (UL) und anschließend fünf Platzrunden im Alleinflug. Anschließend absolvierte er einen Solo-Flug von 54 Minuten in der Umgebung des Flugplatzes.

Mit Fluglehrer Am nächsten Tag waren weitere Flüge mit einem Fluglehrer geplant. Nach Angaben des Fluglehrers sollte der Mann zunächst Überlandflüge für die geforderte Passagierflugberechtigung absolvieren. Nach einer Platzrunde auf dem Flugplatz Burg Feuerstein erfolgte um 11.56 Uhr der Start zum 50 Kilometer entfernten Flugplatz Haßfurt. Nach Aussage des Flugleiters begann der Anflug aus einer Platzrunde heraus. Anflug und Landung seien gut verlaufen. Der Rückflug und die Landung auf dem Flugplatz Burg Feuerstein waren ereignislos.

Unglücksflug Um 15.04 Uhr des 8. August 2014 startete der 60-jährige Pilot zu einem Überlandflug zum 45 Kilometer entfernten Flugplatz Kulmbach. Dort stürzte das Flugzeug gegen 15.45 Uhr ab.