Mutter Courage und ihre Kinder
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Sonntag, 07. Juli 2019
Fünf Kinder, vom Partner verlassen: Ursel Hanf-Sauer hat diese Lebenskrise gemeistert. Ihr starker Glaube und gute Freunde haben ihr dabei geholfen.
In der Mitte des Lebens vom Partner verlassen zu werden, als Mutter von fünf Kindern deren Erziehung und alle Probleme allein meistern zu müssen - das ist hart. Sich trotzdem durch alle Krisen zu kämpfen, die Familie zusammenzuhalten und schließlich im Alter sogar der Liebe noch eine zweite Chance zu geben - das ist bewundernswert.
Mit Mut und Gottvertrauen hat Ursel Hanf-Sauer alle Widrigkeiten überstanden und sich dabei ihren Humor und ihre Lebensfreude erhalten. Viele Kulmbacher kennen und schätzen die mittlerweile 82-Jährige, die als "Schwester Ursel" von der Awo-Sozialstation zahlreiche Pflegebedürftige und ihre Familien begleitet hat.
Ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte ist ein Beispiel dafür, dass man vieles schaffen kann, wenn man stark ist und Freunde hat, die einem in der Not zur Seite stehen.
Ursel Hanf ist ein Kriegskind, Jahrgang 1937, geboren in Gunzenhausen als ältestes von fünf Geschwistern. Als Dreijährige erlebt sie den Tod ihrer kleinen Schwester. Als sie 14 Jahre alt ist, stirbt ihr Vater. Sie ist eine gute Schülerin und die Stütze ihrer Mutter.
Nach dem Schulabschluss geht sie nach Erlangen ans Uniklinikum und wird Krankenschwester. Sie bleibt nach dem Staatsexamen dort, steigt schnell in eine leitende Position in der Chirurgie auf. Ihr damaliger Chef ist der bekannte Arzt Julius Hackethal.
1961 lernt sie ihren Mann kennen, den sie zwei Jahre später heiratet. Dessen Eltern sind Inhaber eins Textilgeschäfts, das der Sohn übernehmen soll. Ursel Hanf hat von dieser Arbeit wenig Ahnung, will aber ihren Mann auf jeden Fall unterstützen: "An jedem freien Tag war ich mit den Lehrlingen im Geschäft, um mit ihnen zu lernen."
Die Arbeit im Geschäft macht beiden allerdings wenig Freude und ist nicht lukrativ. Ursel Hanfs Mann, der sehr gläubig und kirchlich engagiert ist, entschließt sich, Pfarrer zu werden. Das Paar, mittlerweile Eltern eines kleinen Sohnes, zieht nach Neuendettelsau. Die erste Pfarrstelle bringt die junge Familie 1974 in den Landkreis Kronach, die zweite ein paar Jahre später in den Raum Kulmbach. Zu dieser Zeit hat Ursel Hanf fünf Kinder, vier Buben und ein Mädchen.