Dann die Katastrophe für die Ehefrau und Mutter: Ihr Mann lernt eine andere Frau kennen, verlässt seine Familie und will die Scheidung.
Ursel Hanf ist 48 Jahre alt und fühlt sich schrecklich: "Es war schwierig für mich. Das kratzt schon sehr am Selbstwertgefühl, wenn einem so etwas passiert. Ich fühlte mich dumm, alt und hässlich. Und ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte."
Sie darf zunächst im Pfarrhaus wohnen bleiben. "Die Gemeinde und die Landeskirche waren sehr gut zu mir", erinnert sich Ursel Hanf-Sauer mit großer Dankbarkeit.
Trotzdem: Sie muss eine neue Bleibe finden. Für eine alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern ist das heute noch ein großes Problem, damals war es um ein Vielfaches schwieriger. Schließlich findet Ursel Hanf in Kulmbach eine Wohnung. Da ihr geschiedener Mann zu dieser Zeit selbst kaum Einkünfte hat und nur minimal Unterhalt zahlt, geht es finanziell sehr eng zu. "Ich musste zusehen, dass ich Geld verdiene. Ich hätte alles gemacht, auch geputzt."
Doch am liebsten will Ursel Hanf natürlich zurück in ihren Beruf, den sie liebt. Aber wo? Wieder als Krankenschwester in eine Klinik? Wegen der Schichtdienste schwierig. Die Lösung ist die Sozialstation. Geteilte Dienste mit Arbeitszeiten am Morgen und am Abend, die für viele ungünstig sind, sind ihr recht. So bleibt ein Mindestmaß an Zeit, um zwischendurch die Kinder und den Haushalt zu versorgen.
Sparen und kreativ werden
Die gemietete Wohnung ist in schlechtem Zustand, immer feucht, eigentlich zu klein. Ursel Hanf findet eine ideale Alternative, ein Reihenhaus, doch die Miete ist zu hoch. "Wir waren der Vermieterin sympathisch, und so erlaubte sie uns, ein Dachzimmer und die Garage unterzuvermieten. So hat es finanziell funktioniert."
Nach dem Tod der Vermieterin wieder Unsicherheit: Das Haus soll verkauft werden. Freunde raten Ursel Hanf: "Kauf es doch!" Aber wovon? Es findet sich eine Lösung, mit der die Familie nie gerechnet hätte. Die Freunde helfen mit zinslosen Krediten, die sie zurückzahlen kann, wie es ihr möglich ist. Ursel Hanf nimmt die Hilfe dankbar an. "Ich hatte in dem Haus mit meinen Kindern eine neue Heimat gefunden. Die konnte ich uns allen auf diese Weise erhalten."
Bis zu ihrem 70. Geburtstag hat Ursel Hanf gearbeitet, ehrenamtlich engagiert sich die mittlerweile 82-Jährige heute noch auf vielfältige Weise.
Der Blick zurück ist ohne Zorn und ohne Traurigkeit. "Heute kann ich sagen: Ich bin dankbar für die schwere Zeit, weil ich da gelernt habe, nichts für selbstverständlich zu nehmen. Ich musste sehr sparen, aber ich habe gelernt, mit wenig auszukommen, aus allem etwas zu machen. Mein Glaube an Gott hat mir die Kraft gegeben, die ich gebraucht habe. Ich habe immer viel Vertrauen gehabt, dass alles gut wird, und gespürt: Gott trägt mich."
Und 2008 hat das Schicksal überraschend noch einmal ein spätes Liebesglück gesracht. Sie lernte ihren zweiten Mann kennen: "Er war ein sehr liebevoller Mensch, mit dem ich sehr glücklich war." 2016 ist er gestorben. "Es war ein großes Geschenk, dass ich das erleben durfte. Aber es war auch ein Wagnis, mich darauf einzulassen und noch einmal Ja zu einem Partner zu sagen."