Mutmaßliche Übergriffe auf zwei Behinderte in den Himmelkroner Heimen: Die Kripo ermittelt
Autor: Jochen Nützel
Himmelkron, Donnerstag, 14. Februar 2019
In einer Wohngruppe der Himmelkroner Heime soll eine Pflegekraft Behinderte verbal und körperlich attackiert haben. Die Eltern erstatteten Anzeige.
Die beiden Mütter sprechen von einem Skandal. Von unhaltbaren Zuständen, was ihren Kindern in einer Wohngruppe der Himmelkroner Heime widerfahren sei. Eine Pflegerin soll sich nicht nur im Ton vergriffen haben, sondern auch handgreiflich geworden sein. Von üblen Beleidigungen ist die Rede, von gewaltsam verabreichten Medikamenten und einem Schlag mit dem Zahnputzbecher. Zunächst war die Fachkraft suspendiert worden - doch mittlerweile ist sie zurück auf der Gruppe. Und das erschüttert die Mütter zutiefst.
Brigitte Döbereiners Sohn Martin ist schwer behindert; er kann weder sprechen noch sich mitteilen. Ihn soll die Pflegerin als ,hirnloses Arschloch' tituliert haben, wie die Mutter gegenüber der Nachrichtenagentur "News5" berichtete. Die Hoferin kann nicht fassen, wie eine gelernte Fachkraft derart würdelos mit einem Schutzbefohlenen umgehe.
Ihr Sohn war zunächst in einer Einrichtung in Rehau, nachdem er mehrere Anfälle gehabt habe und dabei um sich schlug. Sie und ihr Mann hätten sich nicht mehr länger um ihn kümmern können - und so waren sie froh, als im Juni vergangenen Jahres für Martin ein Platz in den Himmelkroner Heimen frei wurde.
Im Dezember, kurz vor Weihnachten, sei Brigitte Döbereiner von der Heimleitung angerufen worden. Es habe "Vorkommnisse" gegeben, sagte man ihr. "Es hieß: Angestellte hätten berichtet, Martin sei mit Gewalt ein Medikament eingegeben worden, es sei Blut geflossen." Die Pflegerin habe ihn zudem massiv beleidigt. Auch andere Bewohner sollen von ihr geschlagen worden sein. Doch die Pflegerin habe geäußert, es sei nicht so gewesen.
Die Mutter habe den Rat bekommen, sich an die Polizei zu wenden. "Die Beamten sagten uns: So, wie wir den Fall schildern, bliebe nichts anderes übrig, als Anzeige zu erstatten", wird die Hoferin zitiert.
Vorfall im November 2018
Das tat auch Britta Preißinger, deren Tochter Sandra ebenfalls zum "Opfer" der besagten Fachkraft geworden sei. Gegenüber "News5" schilderte sie wie folgt einen Anruf aus dem Heim am 16. November. "Da wurde mir mitgeteilt, dass es einen Vorfall gab: Die Sandra wurde geschlagen, sie lag am Boden. Man sagte ihr, sie dürfe nicht mehr nach Hause, wenn sie nicht aufsteht. Als sie aufgestanden ist, hat meine Tochter eine Praktikantin leicht geschlagen - und daraufhin hat eine Mitarbeiterin ihr mit dem Zahnputzbecher auf die Hände geschlagen."
Die Hoferin räumt allerdings ein, ihre Tochter sei schwierig. "Sie kann ja nicht reden, hat ihre Wutausbrüche und schlägt dann mit den Armen ein bisschen um sich." Die Praktikantin habe entgegnet, der Schlag gegen sie sei nicht schlimm gewesen. Umso mehr verurteilt Britta Preißinger das Vorgehen der Pflegefachkraft.