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Musik in der "Frankensprooch" in Trebgast


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Montag, 11. Mai 2015

Während die Gesangvereine reihenweise aussterben, haben lockere Musiker-Treffen Hochkonjunktur. In Trebgast pflegen die Musikfreunde Obermain das "freie Musizieren für alle, die ein Instrument spielen können oder gut bei Stimme sind".
Wiener Lieder spielten der Vorsitzende der Musikfreunde Obermain, Rainer Batz (links), und Berthold Ganzleben beim "Freien Musizieren" im Trebgaster Landgasthof Friedrich. Foto: Dieter Hübner


Es ist fast etwas paradox. In gleichem Maße, wie sich ein Gesangverein nach dem anderen auflöst, nehmen das Wirtshaussingen und die Wirtshausmusik zu. Fast kein Wochenende, an dem man sich nicht in einen Gasthof der näheren Umgebung setzen kann und, bei einem Glas Bier oder Wein, gemütlich der Musik lauschen, oder selbst mitsingen kann. Und das alles völlig ungezwungen und ohne jede Verpflichtung.

Ihren regelmäßigen "Musiker-Stammtisch" haben die Musikfreunde Obermain im Landgasthof Friedrich in Trebgast. Deren Motto "Freies Musizieren für alle Musikfreunde, die ein Instrument spielen können oder gut bei Stimme sind" garantiert dabei immer eine breite musikalische Palette und ein volles Haus. Vorsitzender Rainer Batz (Akkordeon) fungiert gleichzeitig als Moderator.

Nach dem zünftigen Start mit der gemeinsam gesungenen ersten Strophe des "Oberfranken-Liedes", der "Amsel-Polka" (Rainer Batz und Berthold Ganzleben mit Akkordeon und Zither), einem deftigen "Kerwa-Liedla" aus der Hummeltaler Gegend und der "Musik aus Böhmen" folgten Gerald Rambitsch (Steirische) und Manfred Holl (Gitarre und Gesang). Als Kontrastprogramm zum "Fränkischen" intonierten Horst Sinder (Saxophon, Klarinette) und Hermann Potzel (Gitarre) eindrucksvoll den Billy-Vaughn-Sound mit "Sail along Silvery Moon".

Mit historischen Instrumenten

Extrem andere Töne erklangen von Jenny und Gerhard Escher, die mit ihren historischen Instrumenten ein Lied des Mönchs Valentin Rathgeber, der um 1750 unter anderem auch in Vierzehnheiligen gelebt hat, vorstellten: "Alleweyl a wenig lustig, alleweyl a wenig durstig."

Gerhard Escher, Studienrat und Historiker aus Kulmbach, erklärte den Besuchern die nicht alltäglichen Instrumente, die bei dieser Musik zum Einsatz kommen: Die "Zister", ein Zupfinstrument, das zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert von der Laute abgeleitet wurde, im Gegensatz zu dieser aber Doppelsaiten aus Stahl, Messing, Eisen, und gelegentlich auch Silber, hat; die "Schlüsselfiedel", ein Streichinstrument, dessen Saiten mit einem kurzen Bogen in Schwingung versetzt werden; und das "Hümmelchen", eine Sackpfeife, die sich aufgrund ihrer Lautstärke und ihrer Klangcharakteristik zum Musizieren in kleineren Räumen eignet.

Zusammen mit Anja Wichmann will die Gruppe "Alleweyl" mit Liedern und Tänzen aus dem deutschsprachigen Raum historische Orte beleben. Dazu tragen sie historische Gewänder nach Vorbildern um 1600. Durchaus hörens- und sehenswert.

Der harte Umbruch vom Mittelalter zur volkstümlichen Musik folgte prompt. Auf dem Keyboard gab Harald Hornfischer den Karel-Gott-Hit "Fang das Licht" und den "Weißen Mond von Maratonga" zum Besten.
"Wir wollten außer Akkordeon, Konzertina und Steirischer auch einmal etwas anderes anbieten", begründete Vorsitzender Batz diesen Schritt. Den Bogen von der Nordsee in die Steiermark spannten Gerald und Manfred. Auf "Keine Frau ist so schön wie die Freiheit", "Heut geh"n wir an Bord", folgte "I bin a Steirer Bua".

Nach dem "Gebläse" (Ingeborg Lindner und Karola Schmidt, Saxophon, und Rainer Gill, Klarinette) mit "Spanish Eyes" brachte Manni Schill mit seiner Konzertina und dem "Galopp vom "Bareither Schorschla", "Gi na her, du bist mei guta Sau" und "Mei Schatz, des is a Schlamperer" Humor und Stimmung in den Saal, begleitet von seinem Gitarrist Robert.

"Schnerpfl, schenk nuch ans ei"

Nachdem Horst und Hermann ein "Rehragout" servierten, ließen Rainer und Berthold zuerst die "Tulpen aus Amsterdam" und danach die "Bäume im Prater" wieder blühen. Noch einen Vers für den Wirt ("Du Schnerpfl, schenk' uns nuch ans ei"), dann schauten die Musiker, dass es ihnen nicht so geht wie dem Drossenfelder Bauern, der so spät nach Hause kam, dass er versehentlich im Schweinestall übernachtete. Nach den restlichen Strophen des Oberfranken-Liedes hieß es abschließend: " Servus, Pfüat Gott und Auf Wiederseh'n, die Musi ist leider jetzt aus ...
Aber nur bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: "Freies Musizieren für alle, die ein Instrument spielen können oder gut bei Stimme sind".