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Monstertrasse geht an Kulmbach vorüber


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 03. Juli 2015

Nach dem Beschluss der Koalition in Berlin wird die neue Gleichstrompassage von Magdeburg nach Landshut zum Teil mit dem Ostbayernring zusammengelegt. Aber die Landkreise Kulmbach und Lichtenfels sollen nicht betroffen sein.
So verläuft der Ostbayernring in den Landkreisen Kulmbach und Lichtenfels.


Bekommen wir nach dem Kompromiss der Koalition zum Ausbau des Stromnetzes nun doch eine Monstertrasse durch die Hintertür? Wenn die Gleichstrompassage Ost-Süd von Magdeburg bis Landshut gebaut wird, soll ein Teil auch mit dem Ostbayernring zusammengelegt werden. Der Ostbayernring ist eine in den siebziger Jahren gebaute Trasse, die modernisiert werden soll. Diese Stromleitung (siehe Grafik) beginnt beim Umspannwerk Redwitz, kreuzt die Landkreise Lichtenfels, Kulmbach, Hof und Wunsiedel und geht weiter durch die Oberpfalz nach Schwandorf.

Die Befürchtungen, dass Kulmbach und Lichtenfels eine Monstertrasse abkriegen könnten, teilt die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) nicht. Sie gibt Entwarnung und erklärt auf Anfrage, dass man sich nur den Beginn und den Endpunkt der Ost-Süd-Passage auf der Landkarte anschauen müsse. Denn da sei bereits ersichtlich, dass eine Trasse nach Redwitz geographisch keinen Sinn ergibt. "Über Redwitz - das wäre ein Umweg."

Zeulner: Redwitz ist ausgelastet

Außerdem, so Zeulner weiter, seien so genannte Strom-Drehscheiben politisch nicht gewollt. Redwitz sei mit der Thüringer Strombrücke und dem Ostbayernring ausgelastet. Eine neue Stromtrasse durchs Maintal sei durch den Kompromiss der Koalition unwahrscheinlicher geworden, betont sie.

Allerdings habe die Politik nicht genau festgelegt, wo die neue Trasse exakt verlaufen soll. Dafür sei die nachgelagerte Bundesnetzagentur zuständig.

Zeulner hält es für sinnvoll, neue und bestehende Trassen - wie in diesem Fall - zu bündeln. Nach ihrer Ansicht wird es ohnehin keine Monstertrasse geben. Es werde so kommen, dass die Gleichstromleitung in die Erde gelegt und darüber der neue Ostbayernring gebaut wird.

Auf weitere Einzelheiten will sie sich nicht festlegen. "Das ist alles noch offen", sagt die CSU-Bundestagsabgeordnete.

Allerdings offenbart der Blick auf die Karte, wo die beiden Trassen wahrscheinlich zusammentreffen werden. Die von Norden kommende Gleichstrompassage wird wohl im Landkreis Hof auf den Ostbayernring einschwenken.

Söllner: Wachsam bleiben

Den Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner hat Zeulner gleich nach dem Koalitionsbeschluss telefonisch informiert. "Sie hat Entwarnung für unseren Landkreis signalisiert", so Söllner, der volle Transparenz fordert: "Wir haben aber noch keine offiziellen Informationen. Wir werden weiter wachsam bleiben."

Der Koalitionsbeschluss hat auch beim Netzbetreiber Tennet in Bayreuth, der den Ostbayernring modernisieren will und bereits die betroffenen Gemeinden informiert hat, viele Fragen aufgeworfen. Nach den Worten von Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht könne man noch nicht abschätzen, was der politische Beschluss für konkrete Auswirkungen hat. Dazu müsse man den Netzentwicklungsplan abwarten, "der uns als Netzbetreiber die Rahmenbedingungen vorgibt". Für konkrete Aus sagen sei es jetzt allerdings noch zu früh.

Tennet: Planungen hinfällig?

Lieberknecht weiter: "Wenn wir über den Ostbayernring eine Gleichstrompassage führen müssen, dann kann es sein, dass wir mit unseren Planungen und der Bürgerbeteiligung von vorn beginnen müssen." Überdies sei es technisch nicht geklärt, ob man neben der Wechselstromleitung gleichzeitg Gleichstrom auf einem Mast führen kann.