Moderner Brandschutz für den Amtshof
Autor: Holger Peilnsteiner
Kulmbach, Montag, 06. Juli 2020
Das Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert erhält eine automatische Alarmanlage. Die Sanierungsgesellschaft verbessert so auch den Schutz der Altstadt.
Unbemerkt von den meisten Bewohnern Kulmbachs und sogar von vielen Schülern der Lehranstalten im Langheimer Amtshof wurde in den vergangenen 18 Monaten das Barockgebäude im Rentamtsgäßchen unterhalb der Plassenburg mit einer modernen Brandmeldeanlage ausgestattet. Der Geschäftsführer der Langheimer Amtshof Sanierungs- und Verwaltungs-GmbH, Rolf Peilnsteiner, hatte zusammen mit der Bauabteilung der Stadt Kulmbach noch vor dem Brand der Kathedrale Notre Dame de Paris 2018 eine Initiative zur Verbesserung der Sicherheitsausstattung des riesigen Baukomplexes in der Kulmbacher Altstadt gestartet.
"Der Brand des Pariser Wahrzeichens hat uns dann deutlich vor Augen geführt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind - ein in enger historischer Bebauung stehendes Großgebäude kann von Feuer vernichtet und auch noch zur Gefahr für die Umgebung werden", so der Jurist. Von Anfang an trug der Aufsichtsrat der Gesellschaft diese Maßnahmen und deren Finanzierung stets einstimmig mit.
Mehr als Mindeststandards
Zwingend notwendig sei eine Ausrüstung mit einer Brandmeldeanlage nicht gewesen, da das Anfang der 1980er Jahre von Grund auf sanierte Bauwerk nach den damals geltenden Brandschutzvorschriften eingerichtet und genehmigt wurde. Peilnsteiner wollte sich darauf aber nicht ausruhen: "Gesetzlich vorgegebene Mindeststandards sind das eine, sinnvolle moderne Technik für die Sicherheit von weit über einhundert Lehrkräften, Mitarbeitern, Studenten und Schülern das andere."
Brandschutz stehe seit der Übernahme des Gebäudes durch die Sanierungs- und Verwaltungsgesellschaft im Jahr 1981 im Zentrum aller Bau- und Sicherungsmaßnahmen. Dabei geht es nach Angaben des Geschäftsführers erst in zweiter Linie um den Schutz des kulturhistorisch wertvollen Barockgebäudes. Wichtiger sei der Schutz der Menschen. Dies gelte für die im Gebäude arbeitenden und lernenden Menschen wie auch für die Nachbarschaft. "Hier in der Kulmbacher Altstadt stehen die Häuser dicht an dicht und die Straßen Röthleinsberg und Rentamtsgäßchen sind sehr eng und stellen für die Feuerwehr und ihre Fahrzeuge ein Nadelöhr dar." Es galt daher zu verhindern, dass Brände entstehen können und einmal begonnene Feuer sich auf Nachbargebäude ausbreiten würden.
Der Klosterhof erhielt schon zu Beginn der 1980er Jahre ein zusätzliches breites Treppenhaus im nördlichen Teil des Bauwerks, dem sogenannten Zehntstadel. Die Planungen lagen seinerzeit beim Kulmbacher Architekten Fritz Schmidt. Wo es aus denkmalpflegerischer Sicht möglich war, wurde damals eine ganze Reihe selbstschließender, feuerhemmender Türen eingebaut. Zusätzlich wurde der mehr als 70 Meter lange, mehrstöckige Dachstuhl aus dem 17. Jahrhundert mit seinen über 60 Gauben mittels Mauern und Stahltüren in mehrere Brandabschnitte unterteilt. Der Amtshof wurde 1983 mit einer manuell auszulösenden Brandmeldeanlage mit direkter Verbindung zur Notrufzentrale ausgestattet, deren Auslöser in kleinen feuerroten Kästchen im gesamten Haus verteilt sind. Zudem erhielt der Hof die notwendige Anzahl an Feuerlöschern und Notausgängen sowie ausgeschilderte Fluchtwege.
Keine Zuschüsse vom Landesamt
Dennoch hält es Peilnsteiner für unumgänglich, die Sicherheit weiter zu verbessern. Ohne automatische Brandmeldeanlage bliebe es oft dem Zufall überlassen, ob ein Brand bereits in der Entstehungsphase bemerkt wird. Für Peilnsteiner galt es, die vielen Beteiligten an den Planungen zu koordinieren, die federführend von Kreisbaumeister Andreas Schülein in Abstimmung mit Kreisbrandrat Stefan Härtlein und Stadtbrandinspektor Heinrich Poperl entwickelt wurden.
Auch die Gebietsreferentin des Landesamts für Denkmalpflege, Kathrin Gentner, war eingebunden. "Leider beschied uns das Landesamt, dass die Brandmeldeanlage, obwohl sie dem Schutz des historischen Barockgebäudes dient, keinen denkmalpflegerischen Mehraufwand darstellen würde und somit von dieser Behörde nicht gefördert werden könne", bedauerte der Geschäftsführer. Die Kosten von rund 85 000 Euro tragen Stadt und Landkreis Kulmbach als Eigentümer der Langheimer Amtshof Sanierungs- und Verwaltungs-GmbH gemeinsam.