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Mittelmeer, Karibik: Kulmbacherin lebt ihren Traum als Skipperin


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Montag, 08. April 2019

Die Kulmbacherin Eunike Schu arbeitet dort, wo andere Urlaub machen. Auf Segelbooten kreuzt sie durch das Mittelmeer und die Karibik.
Eunike Schu. Foto: privat


1200 Kilometer Anreise zum Arbeitsplatz. Eunike Schu nimmt regelmäßig eine weite Fahrt für ihren Traumjob in Kauf: Die junge Frau aus Kulmbach ist Skipperin und steuert regelmäßig Traumziele an. Ein Bericht über eine ungewöhnliche Berufswahl.

Die Liebe zum Segeln ist bei der 25-Jährigen früh erwacht - bei einer Klassenfahrt an der Ostsee. Mit einem alten, knarrenden Segelschiff schipperten acht Schüler damals mit ihrem Lehrer, dem Kapitän und einem Skipper die Küste hinauf nach Dänemark. Jeden Tag ein anderer Hafen, jeden Tag eine andere Bucht. 14 Tage lang. Eunike war begeistert.

Dass sie diese Begeisterung später einmal an Traumziele führen sollte, in die Südsee, auf die Seychellen oder nach Kuba - daran verschwendete die Schüler keinen Gedanken. Und dann auch Geld damit verdienen? Das konnte sie sich noch nicht vorstellen, als sie nach der Klassenfahrt immer wieder ihre Freizeit auf Segelbooten auf Binnenseen und dem Mittelmeer verbrachte.

Sie und eine Klassenkameradin beschlossen jedenfalls, den Segelschein zu machen. Doch bis das so weit war, sollten noch ein paar Jahre ins Land gehen. Nach dem Schulabschluss mit der Mittleren Reife entschloss sich die Kulmbacherin zunächst, einen "anständigen Beruf" zu erlernen und in Leipzig eine Ausbildung zur Physiotherapeutin zu beginnen.

Der Zufall half mit

Wie es der Zufall wollte, war einer der Lehrer dort im Besitz eines Segelscheins. Für die junge Frau ein Wink des Schicksals. "Seitdem war ich nicht mehr zu bremsen." Sie erkundigte sich, wo sie den Segelschein machen kann. Und da musste sie nicht lange suchen: Beim Club Nautique in Leipzig belegte sie einen Kurs für den Erwerb des Motorbootscheins. Der ist Voraussetzung für den Segelschein, dessen theoretischer Ausbildung sich ein Praxisunterricht am Mittelmeer anschloss.

"Als ich dann auf dem Boot saß, erzählte mir der Skipper der Segelschule, dass er auf der Suche nach anderen Skippern ist - vor allem nach Frauen, weil das Team fast nur aus Männern bestand." Ein Angebot, das ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen sollte. Dennoch beendete die reiselustige Kulmbacherin zunächst die Ausbildung als Physiotherapeutin.

Das ist jetzt rund fünf Jahre her. Seitdem hat sich das Leben der jungen Frau sehr verändert. Seit drei Jahren ist sie selbstständige Skipperin. Sie ist wie ein Kapitän verantwortlich für Schiff, Crew und Passagiere sowie für die Ausbildung der Segelschüler.

Von Mai bis Oktober verbringt sie jeden Monat etwa zwei Wochen in Italien, um Segeltörns durchzuführen. Dem Club Nautique ist sie dabei treu geblieben. Dessen Schiffe liegen in Porto Santo Stefano, einem kleinen Hafen nördlich von Rom auf Höhe der Insel Korsika.

Mitreisende sind Urlauber oder Segelschein-Anwärter, die in die Ausbildung gut 1000 Euro investieren müssen. "Alle Altersgruppen kommen an Bord, sogar knapp 80-Jährige sind schon mitgesegelt." Jeder kann bei den Törns mit anpacken - keiner muss. Wer die Reise nur genießen will, kann das tun. Zu sehen gibt es genug. "Am Mittelmeer ist es landschaftlich sehr schön. Auf Elba gibt es viele kleine Häfen und Städtchen, die nicht so touristisch geprägt sind." Und sie schwärmt von der Vielfältigkeit Korsikas.

Im Winter geht es dann zu weiter entfernten Traumzielen: "Heuer war ich sieben Wochen in der Karibik." Mit einer Flotte von sieben Katamaranen war sie unterwegs. "Gegessen und geschlafen wird auf den Booten", erzählt sie. Landausflüge fänden aber natürlich statt, genauso Schnorcheltrips. Begegnungen mit Meeresbewohnern wie Schildkröten inklusive. Auf den Katamaranen steht das Urlauben im Mittelpunkt.

Wer so eine Reise unternehmen will, der sollte schon etwas seefest sein, empfiehlt die 25-Jährige, die in Kulmbach im Winter Theoriekurse für den Motorboot- und Segelschein anbietet (eunike@clubnautique). Infoabende dazu veranstaltet sie am 16. und 18. April in der Kommunbräu in Kulmbach (Beginn jeweils 19 Uhr). Der Praxisteil folgt auf einem Boot im Mittelmeer.

Wie lange die 25-Jährige als Skipperin arbeiten will? Das weiß sie noch nicht. Eine Altersgrenze gibt es eigentlich nicht. Wichtig ist nur, dass man einigermaßen fit ist. Dann kann man den Job lange machen. "Ich habe Kollegen, die schon auf die 60 zugehen", sagt sie.