Mitarbeiter steuern Mainleuser Firma erfolgreich selbst
Autor: Ursula Prawitz
Mainleus, Donnerstag, 23. Dezember 2021
Der Chef, der seinen Beschäftigten das Unternehmen vererbt: In Mainleus ist das wahr geworden - und zum Erfolg.
Die Mitarbeiter der Firma Elektro Frank GmbH fühlen sich - auf die vergangenen drei Jahre rückblickend - wie in einem Film. "Der ehemalige Firmeninhaber Wolfgang Frank war sehr krank - und wir Mitarbeiter machten uns Sorgen um die Nachfolge und die Weiterführung des Unternehmens", erklärt Martina Rödel, Mitarbeiterin in der Verwaltung. Als sie merkte, dass es dem Chef zunehmend schlechter ging, schaltete sie den Anwalt seines Vertrauens ein, der schließlich das Gespräch mit ihm suchte.
"Wir alle hatten Angst, keiner hatte eine Unterschriftenvollmacht, wir wussten nicht einmal, wie wir im Falle seines Ablebens die Löhne bezahlen sollten", erinnert sie sich. Wolfgang Frank verfasste auf den anwaltlichen Rat hin ein Nottestament - zum richtigen Zeitpunkt, denn wenige Wochen später starb er.
Testament zugunsten der Mitarbeiter
In diesem Nottestament bekundete der ehemalige Chef sein Vermächtnis: die langjährigen Mitarbeiter sollten die Firma erben und weiterführen. Eine Generalvollmacht, die auf Martina Rödel und Tommi Matysiak ausgestellt worden war, half dem Team über die erste Zeit der Unternehmensfortführung.
"Dass diese Phase aber zwei Jahre dauern sollte, hätte keiner von uns gedacht", sagt Matthias Hahn, der inzwischen Geschäftsführer des Unternehmens ist. Seit 24 Jahren arbeitete er im Betrieb, fing kurz nach seiner Lehre bei Elektro Frank an. Seine aktuelle Position bekleidet er allerdings erst seit einem Jahr, denn erst als das Testament für rechtskräftig erklärt wurde, konnte auch das Vermächtnis vollzogen werden.
Ziel: Arbeitsplätze retten
Der Anwalt hatte zwar mit Wolfgang Frank die Angelegenheit in trockene Tücher gebracht, aber die eigentlichen Erben des Verstorbenen zweifelten die Rechtmäßigkeit des Testaments an und zogen vor Gericht.
Für die Mitarbeiter stand mit dem Tod des Inhabers fest: "Wir wollen unsere Arbeitsplätze retten." Was Wolfgang Frank noch alleine gemacht hatte, verteilten sie nun auf mehrere Schultern. "Es geht nur gemeinsam", sagt Matthias Hahn.
Natürlich hätten sie sich reiflich überlegt, ob sie diesen Schritt tatsächlich wagen sollten, schließlich habe es auch Schulden gegeben. "Aber wir haben in die Hände gespuckt und die Sache in Angriff genommen." Skepsis begleitete das Team dennoch in der Anfangszeit, "ich war aber froh, dass es weiter ging, und inzwischen klappt es besser als zuvor", sagt Alexander Zeitler, mitarbeitender Gesellschafter.