Mit Promille vom Rad gefallen: ein schmerzhafter Vatertag
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 29. Mai 2019
Für viele Männer gehört ein bierseliger Ausflug an Himmelfahrt zum Pflichtprogramm. Ein 38-jähriger Kulmbacher hat den Freizeitspaß 2018 schmerzhaft zu spüren bekommen - weil er mit über zwei Promille im Blut vom Fahrrad gestürzt ist.
Sven Müller (Name geändert) ist ein geselliger Typ. Dass er mit seinen Kumpels am Vatertag unterwegs ist und sich als Genuss-Mensch da auch das eine oder andere Bier gönnt - bis dato war das eine Selbstverständlichkeit. In diesem Jahr sieht das anders aus. Der 38-Jährige hat den Freunden abgesagt. Er unternimmt einen Familienausflug - und wird auf Alkohol ganz verzichten.
"Was im Vorjahr passiert ist, hat mein Leben verändert", sagt der Kulmbacher, der sich mit Schaudern an den 10. Mai 2018 erinnert. Es war wie heute Himmelfahrt. Der Vatertag, der auch für Sven Müller schön begonnen hatte. In Ziegelhütten hat er sich um 10 Uhr mit Bekannten getroffen. "Ich bin die viereinhalb Kilometer mit dem Rad zum Treffpunkt bei einem Kumpel gefahren." Das Mountain-Bike hat er in der Garage des Freundes abgestellt, mit einem Zahlenschloss gesichert. "Ich hatte nicht vor, mich noch einmal auf den Sattel zu setzen."
Nach Sturz bewusstlos
Nach dem bierseligen Ausflug kam alles anders als geplant. Er und ein Freund haben gegen 20.30 Uhr doch noch einmal in die Pedale getreten. Warum? "Weil die Frau, die uns mit dem Auto nach Hause fahren sollte, schon geschlafen hat." Klar denken habe er nicht mehr können, sagt der 38-Jährige. Kein Wunder, hatte er doch nach dem ganztägigen Ausflug acht Bier und einige alkoholische Mixgetränke intus. Das hatte fatale Folgen. Nach 200 Metern auf dem Rad touchierte der Kulmbacher mit dem Vorderrad den Randstein, stürzte auf den Gehweg und blieb bewusstlos liegen. Der Freund verständigte den Notarzt, in dessen Schlepptau die Polizei zur Unfallstelle kam.
2000 Euro Geldstrafe
Sven Müller kam mit einer Schädelprellung, Abschürfungen, einer Schulter-Prellung und einer Alkoholvergiftung ins Klinikum. Er hatte großen Schmerzen - die Folgen seiner Trunkenheitsfahrt konnte er im Krankenbett aber noch nicht abschätzen. Erst vier Wochen später, als er einen Anruf der Polizei erhielt, wurde ihm das ganze Ausmaß bewusst. Die gerichtsverwertbare Blutentnahme hatte einen Wert von 2,15 Promille ergeben - das juristische Nachspiel begann. Im Juli 2018 wurde ihm ein Strafbefehl zugestellt. Der 38-Jährige musste 2000 Euro Geldstrafe zahlen. Was ihm noch mehr zusetzte: Das Kulmbacher Landratsamt hat als Führerscheinstelle eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet, im Volksmund oft "Idiotentest" genannt. Damit hatte er nicht gerechnet.
Das sagt die Führerscheinstelle
Die MPU muss die Führerscheinstelle verpflichtend anordnen, wenn Radfahrer mit über 1,6 Promille Alkohol im Blut ertappt werden, sagt deren Leiter Manfred Amschler. Mit zehn Fällen solch stark alkoholisierter Radfahrer habe es die Behörde durchschnittlich im Jahr zu tun. Fällt das MPU-Gutachten negativ aus, muss der Alkoholsünder Amschler zufolge den Führerschein abgeben. Doch nicht nur das. "Die meisten dürfen während der Zeit des Entzugs dann auch kein Fahrrad oder Mofa mehr fahren."
Sven Müller durfte weiter Fahrrad fahren - seinen Führerschein musste aber auch er abgeben, nachdem ihm im November bei der MPU die Fahruntauglichkeit bescheinigt worden war. Dabei hatte er sich auf die Untersuchung gut vorbereitet, aus eigener Initiative eine Verkehrspsychologin aufgesucht, Haarproben und Urintests abgegeben, an einem Abstinenzprogramm teilgenommen. "Ich habe nichts mehr gegessen und getrunken, wo auch nur irgendwo Spuren von Alkohol hätten drin sein können."