Druckartikel: Mit Pioniergeist in die Bierstadt

Mit Pioniergeist in die Bierstadt


Autor: Dagmar Besand

Mainleus, Mittwoch, 25. Mai 2022

Eine Professur am Campus Kulmbach zu ihrem Lieblingsthema "Biochemie der Ernährung": Für Janin Henkel-Oberländer war das ein unwiderstehliches Angebot, für das sie gerne von Potsdam nach Oberfranken gezogen ist.
Janin Henkel-Oberländer, ihrem Mann Jan und Tochter Mila gefällt es in Mainleus. Vor allem der zum Wohnhaus gehörende große und schön angelegte Garten hat es Familie angetan.


In diesem Umfeld fühlt man sich sofort wohl: ein gemütliches Haus mit großem Garten und altem Baumbestand. "Da haben wir wirklich Glück gehabt, auch wenn es erstmal nur zur Miete ist", sagt Janin Henkel-Oberländer. Sie kam als eine der ersten Professoren ins Team des Campus Kulmbach der Universität Bayreuth. "Wir haben vorher in Potsdam-Babelsberg gewohnt, einem Familienviertel, in dem es auch viel Grün gibt. Aber so naturnah wie hier war es natürlich nicht."

Das Landleben ist für die Oberländers nicht neu: "Mein Mann und ich sind beide auf dem Dorf groß geworden und erst als junge Erwachsene in die Stadt gezogen." Das Kulmbacher Land gefiel dem Ehepaar auf Anhieb. "Das ist eine Gegend, wo man sonst Urlaub macht." Auch Kulmbach als Stadt hat mich gleich angesprochen, obwohl es damals Februar war, als ich das erste Mal hier war, regnerisch und kalt. Ich fand es trotzdem schön", erinnert sich Janin Henkel-Oberländer.

Die Potsdamerin gehörte 2020 zu den ersten Wissenschaftlern, die am Uni-Standort Kulmbach anfingen. Nach Oberfranken umgezogen ist die Familie aber erst im August vergangenen Jahres, denn wegen der Pandemie fanden die Vorlesungen zunächst nur online statt.

"Das ist genau mein Ding!"

Die 40-Jährige hat Ernährungswissenschaften studiert, später im Fach Biochemie promoviert. Als der Lehrstuhl für Biochemie der Ernährung in Kulmbach ausgeschrieben wurde, war für Janin Henkel-Oberländer klar: "Das ist genau mein Ding!" Sie bewarb sich und wurde eingeladen: Es gab ein Vorstellungsgespräch, eine Probelehrstunde, auch einen Besuch in Kulmbach mit Stadtführung.

"Ich habe mich über die Zusage unglaublich gefreut. Das ist mein erster eigener Universitätslehrstuhl mit Forschungs- und Lehraufgaben. Und das auch noch in meinem Wunschbereich. Besser geht's gar nicht." Wenn die Professorin über ihre neue Aufgabe in Kulmbach spricht, dann tut sie dies mit leuchtenden Augen und Enthusiasmus. "Ich fühle mich schon ein wenig wie eine Pionierin, und diesen Geist spüre ich auch bei meinen Kollegen. Alle brennen dafür, den Campus zu einer Erfolgsgeschichte zu machen, hier etwas Besonderes aufzubauen, das international einen guten Ruf hat."

Das Besondere am Campus Kulmbach: "Alles ist interdisziplinär ausgerichtet, und das macht es einzigartig in Deutschland. Die Kombination Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit gibt es so an keinem anderen Standort."

Für Jan Oberländerländer war der Umzug von Potsdam in den Landkreis Kulmbach kein Problem: Der Software-Entwickler ist in Berlin angestellt und nach wie vor bei seiner bisherigen Firma tätig. "Ich arbeite fast vollständig im Home-Office. Für mich war das schon immer eine Option." Während der Corona-Pandemie habe man sich allgemein an Online-Konferenzen gewöhnt, "und das funktioniert ja auch gut". Bei Bedarf fährt er auch mal zum Firmensitz.

Zum Ausgleich treibt der 41-Jährige gern Sport. Im Volleyballteam des Kulmbacher ATS kann er sich auspowern.

Ob am Arbeitsplatz in der Uni, im Sportverein oder in der Nachbarschaft: Die Oberländers haben sich überall willkommen gefühlt. Die Kulmbacher erleben sie als herzlich und aufgeschlossen.

Auch Tochter Mila hat sich in in der neuen Heimat schnell eingelebt. Die Neunjährige besucht die dritte Klasse der Grundschule Mainleus: "Mir gefällt es hier sehr gut, und ich habe schon viele Freunde gefunden", erzählt sie. Wie viele Mädchen in ihrem Alter liebt Mila Pferde, geht regelmäßig zum Voltigieren nach Schimmendorf. Auch ihre Mutter war früher eine begeisterte Reiterin. "Das würde ich auch gerne wieder tun."

Das wird wohl noch etwas warten müssen, denn aktuell hat die Professorin alle Hände voll zu tun. Die Pandemie hat manches ausgebremst, das sie noch nachholen möchte: Ihre ersten Kulmbacher Master-Studenten stehen kurz vor dem Abschluss, und auch ihre öffentliche Antrittsvorlesung steht noch aus.

Auf Entdeckungstour mit dem Rad

In ihrer Freizeit entdeckt Familie Oberländer jetzt erst einmal mit großer Freude ihre neue Heimat, am liebsten bei ausgiebigen Radtouren. Aktuell sind die Drei vor allem im Garten anzutreffen: "Den genießen wir sehr." Janin Henkel-Oberländer mag Gartenarbeit: "Das ist für mich eine wunderbare Entspannung und macht den Kopf frei." Am Fenster im Wohnzimmer zog die Familie schon einige Gemüsepflanzen, vor allem Tomaten und Paprika vor, die nach und nach in die vorbereiteten Beete wanderten. "Das ist einfach schön, wenn man die Möglichkeit hat, auch ein paar Salate, Gemüse und Kräuter selbst anzubauen."