Mit Liebe zum perfekten Produkt
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Mittwoch, 17. Juni 2020
Das Interesse, direkt ab Hof zu kaufen, wächst. Wir haben auf dem Kulmbacher Biohof Distler den Weg von der Aussaat bis zum fertigen Erzeugnis verfolgt.
Der Laden ist klein, die Anbauflächen sind überschaubar. Doch auf dem Biohof der Familie Distler in Esbach geht es nicht um Masse, sondern allein um Klasse. Erst vorgestern stand Manfred Distler an seiner Ölpresse und produzierte frisches Leinöl - die Leinsaat dafür hat er selbst gesät und geerntet.
Mit Leidenschaft und Engagement baut die Familie verschiedene Ölsaaten wie Hanf, Lein, Senf, Leindotter und Saflor an. Von der Aussaat ausgewählter Sorten über das Ernten und Trocknen bis zum Reinigen der Saaten machen die Distlers alles selbst. "Nur so ist eine konstante Qualität möglich."
So hat man auf dem Esbacher Biohof die seltene Gelegenheit, den kompletten Weg von der Aussaat bis zum flüssigen Gold mitverfolgen zu können. Ein Rundgang führt zunächst auf die Felder: Leuchtend gelb blüht zurzeit der Raps: Wer eine Blüte in den Mund nimmt und kaut, schmeckt sofort: Hier wächst Aroma pur heran. Die ätherischen Senföle sorgen schon jetzt für den typischen, kräftigen Geschmack, die Regenfälle der letzten Tage haben den Pflanzen einen ordentlichen Entwicklungsschub verpasst.
Beste Partner: Lein und Linsen
Eine Besonderheit ist der Anbau von Belugalinsen. Die Hülsenfrüchte sind nicht nur für sich genommen ein delikates Produkt, sondern auch ein idealer Partner für den Lein. "Ich säe beides zusammen aus, die Linsen fungieren als Bodendecker", erläutert Manfred Distler.
Spezialität des kleinen Nebenerwerbsbetriebs mit einer bewirtschafteten Fläche von 45 Hektar sind kaltgepresste Pflanzenöle. Manfred Distler trocknet und reinigt die von ihm angebauten Saaten und presst die Öle auch selbst. Getrocknet wird sofort nach der Ernte. Zur Reinigung der Saaten dient eine gebraucht erworbene Maschine aus den 1950er Jahren - ein Stück alte Ingenieurskunst: In vier Phasen werden über verschiedene Siebe alle Verunreinigungen sowie fremde und zu leichte Samen aussortiert. Gibt es etwas zu reparieren oder anzupassen, ist das für den Maschinenbautechniker kein Problem.
Die kleine Landwirtschaft ist ein echter Familienbetrieb und ein Stück Familiengeschichte. Birgit Distler ist auf dem Hof aufgewachsen. Ihre Eltern arbeiten heute noch mit, ebenso die drei Töchter. "Wir haben treue Abnehmer und müssen nicht viel Werbung machen", sagt Birgit Distler, die beruflich am Amt für Landwirtschaft und Ernährung tätig ist.
Für Direktvermarkter sehr hilfreich sei ein gutes Netzwerk: "Wir unterstützen uns gegenseitig, kaufen auch voneinander. Man kennt sich und weiß zu schätzen, welche Arbeit hinter den Erzeugnissen steckt, wo die Pflanzen gewachsen sind, wie die Tiere aufgezogen werden."