Druckartikel: Mit geliehenen Instrumenten fing alles an

Mit geliehenen Instrumenten fing alles an


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Montag, 19. Mai 2014

Lob und Anerkennung von allen Seiten gab es für denTrebgaster Posaunenchor, der mit einem Festgottesdienst sein 60-jähriges Bestehen feierte. Im Mittelpunkt standen Adolf Lauterbach (77) und Hellmuth Müller (73), die von Anfang an dabei sind. Ans Aufhören denken sie noch lange nicht.
Der Trebgaster Posaunenchor beim Festgottesdienst. Fotos: Dieter Hübner


1954 haben Lauterbach und Müller neben acht weiteren Bläsern, Obmann Hanns Lauterbach und dem Kirchenvorstand, die Gründungssatzung mit unterschrieben. Beide erhielten, ebenso wie Chorleiter Werner Gräbner für den Chor, eine Urkunde des Verbandes evangelischer Posaunenchöre in Bayern.

Das Mitglied des Landesposaunenrats, Karl-Heinz Färber aus Selbitz, nahm die Ehrungen vor. Er konnte auch Hermann Korn und Hermann Seiferth zum 50-jährigen Bläserjubiläum die goldene Nadel überreichen. Eine Urkunde für 45-jährige Mitgliedschaft im Posaunenchor durfte Manfred Hoffmann in Empfang nehmen. Färber betonte die Wichtigkeit solcher Stabilitätsfaktoren für einen Chor und verwies auf die fast 900 Posaunenchöre mit etwa 18 000 Bläserinnen und Bläsern, die im Landesverband zusammengeschlossen sind.

Und Färber hatte noch erstaunliche Dokumente aus dem Archiv des

Landesposaunenchor-Verbandes mitgebracht, mit denen er sogar Werner Gräbner, der den Chor bereits seit 47 Jahren dirigiert, überraschte: So schrieb der frühere Trebgaster Pfarrer Wilhelm Mädl am 6. Januar 1947 an den Verband, dass es ihn ohne Posaunenchor nicht recht gefalle, und er sich schon länger mit dem Gedanken trage, auch in Trebgast einen solchen ins Leben zu rufen. "An Interesse bei den jungen Männern würde es nicht fehlen", ergänzte er und fragte gleichzeitig nach Instrumenten.

Am 6. Mai 1953 schrieb Landesobmann Martin Schlee erfreut an das Trebgaster Pfarramt: Der Bezirksobmann, Pfarrer Johann Pickel aus Rugendorf, teile mit, dass in Trebgast ein Posaunenchor gegründet werden solle. In einem weiteren Brief vom 24. November 1953 teilte Pfarrer Mädl mit, dass es durch Kauf und Ausleihung von Instrumenten endlich gelungen sei, zu einem Posaunenchor zu kommen. Der Grundstock waren drei B-Trompeten, eine F-Trompete, ein Tenorhorn, eine Zugposaune und ein Helikon. Der Verband solle die Grundausbildung übernehmen.

Lachgummi und Beruhigungstee

Bezirks-Posaunenchorleiter Hermann Weiß wusste, woran es manchmal in einem Chor krankt, und hatte als Geschenk die Gegenmittel dabei: Für die Trompeterinnen und Trompeter "ein hohes C", für gute Stimmung einen "Lachgummi" und für den Chorleiter einen Beruhigungstee. "Und weil immer jemand seinen Notenständer vergisst", überreichte Weiß einen solchen noch als Geschenk.

Pfarrer Peter Ahrens sprach von einem besonderen Grund zum Feiern, von einem "Glück für unsere Gemeinde, als sich 1953/54 eine Handvoll Leute daran machten, einen Posaunenchor ins Leben zu rufen". Er erzählte auch davon, wie aus den Anfängen mit geliehenen und geschenkten Instrumenten eine Erfolgsgeschichte geworden ist.

"60 Jahre, und kein bisschen leise". Als wichtigen Baustein für alle Festlichkeiten in der Gemeinde lobte Bürgermeister Werner Diersch den Jubelchor. Er vermutete vor 60 Jahren eine Art "kultureller Aufbruchsstimmung" in Trebgast, nachdem bereits im Vorjahr die Naturbühne 60 Jahre alt wurde.

Der Rest war viel Musik. Beim Kanon "Lobe den Herrn, meine Seele" musizierten beide Chöre in der Kirche zum ersten Mal ein Stück gemeinsam. Zum Standkonzert nach dem Gottesdienst begrüßte Chorleiter Werner Gräbner die befreundeten Gastchöre aus Neuenmarkt und Hiltpoltstein sowie eine sechsköpfige Bläsergruppe der evangelischen Studentengemeinde aus Dresden.

Blech meets Dudelsack

Ursprünglich als Veranstaltung auf dem Kirchplatz geplant, mussten die Musiker nach einer halben Stunde ihr Konzert aufgrund einsetzenden Nieselregens in der Kirche fortsetzen. Dabei gab es eine weitere Premiere: Das Mitglied des Treb gaster Chores, Hans Küspert, tauschte seine Posaune mit einem Dudelsack und spielte gemeinsam mit den Bläsern aus Hiltpoltstein. Ein gelungenes Experiment, für das die Zuhörer viel Beifall spendeten.