Mit der Einsernote in den Stall
Autor: Werner Reißaus
Lanzendorf, Freitag, 26. Juli 2019
Louisa Riedl ist die beste Absolventin der Carl-von-Linde-Realschule. Obwohl ihr viele Wege offenstehen, will sie den Hof ihrer Eltern übernehmen.
Nicht alle verstanden die Entscheidung von Louisa Riedl, die beim Abschluss an der Carl-von-Linde-Realschule zusammen mit Nico Dörfler mit einem Notendurchschnitt von 1,09 das beste Zeugnis in den Händen hielt. Die erst 16-jährige Lanzendorferin entschied sich zur Freude ihrer Eltern, den Beruf der Landwirtin zu erlernen, um später einmal das Werk ihrer Großeltern und Eltern fortzusetzen.
Louisa weiß, was auf sie zukommt, aber auch, welch schöne Seiten dieser Beruf oder besser gesagt die Selbständigkeit hat, denn sie ist von klein auf in den landwirtschaftlichen Betrieb reingewachsen. Das beste Zeugnis stellte ihr aber ihre Mutter Andrea Riedl aus: "Sie hat noch keinen Fehlerpunkt in ihrem Leben gemacht! Sie war immer ein Kind, das warum und wieso gefragt hat."
Ihre Schulzeit begann Louisa Riedl an der Grundschule Himmelkron-Lanzendorf nicht etwa als Ausnahmeschülerin, sondern als ganz normale Grundschülerin. Ihre Leistungen steigerten sich, so dass sie sich mit ihren Eltern entschloss, nach der 4. Klasse an die Carl-Von -Linde Realschule nach Kulmbach zu wechseln. Hier erfolgte dann auch der "Durchbruch" und ab der 5. Klasse hatte Louisa immer einen Einserschnitt im Zeugnis.
Ans Gymnasium?
Louisa Riedl: "Ab der 5. Klasse hatten mit die Lehrer auch nahegelegt, an das Gymnasium zu wechseln, aber für mich war da entscheidend, dass ich eine längere Schulzeit hätte durchlaufen müssen und das wollte ich damals einfach nicht. Ich wäre immer später von der Schule heimgekommen und ich hätte mich viel mehr hinsetzen müssen zum Lernen. Wenn ich jetzt überlege, dass ich noch zwei Jahre in der Schule wäre, bin ich auch froh drum."
Und ihre Entscheidung war auch im Sinne ihrer Eltern, Markus und Andrea Riedl, denn schon während ihrer Realschulzeit war Louisa nicht selten eine willkommene Mithilfe in der Landwirtschaft. Die sechs Jahre in der Realschule meisterte sie ohne Probleme und die Eins vor dem Komma war bis zum Abschluss schon Standard. Dass sie am Ende einen Notendurchschnitt von 1,09 im Zeugnis hatte, kam dann auch nicht von ungefähr: "Ich bin sehr froh über dieses Ergebnis, aber überrascht war ich nicht, denn ich wusste ja meine Noten von der Vorzensur."
Direkt angepeilt hat Louisa diesen Schnitt allerdings nicht: "Ich wollte auf alle Fälle gute Noten haben und meine Eltern haben mich einfach immer unterstützt und gut entwickeln lassen." Vater Markus Riedl wirft ein: "Einen Stress hat es da von uns nicht gegeben."
Ohne Druck geht's besser
Und genau darin sieht Louisa Riedl auch ein klein wenig das Geheimnis ihres Erfolges: "Ich denke, es ist ein großer Unterschied, ob man unter Druck gesetzt wird, oder wie ich die Schule von sich aus macht. Ich muss dazu sagen, dass ich so viel auch nicht gelernt habe, sondern immer im Unterricht aufgepasst und auch mitgearbeitet habe. Da muss man einfach nicht so viel lernen, wie Jemand, der schwätzt."