Mit dem 9-Euro-Ticket zur Arbeit: Funktioniert das bei uns?
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Mittwoch, 08. Juni 2022
Nutzt uns in einr ländlichen Region das 9-Euro-Ticket was? Der Selbstversuch: So umständlich komme ich mit dem Öffentlichen Personennahverkehr von meinem Wohnort zur Arbeit.
Es wird viel diskutiert über das 9-Euro-Ticket. Von überfüllten Zügen über Chaos auf den Bahnsteigen bis hin zu schlechten Anbindungen auf dem Land ist die Rede. Ich habe den Selbstversuch unternommen: Wie komme ich mit dem ÖPNV zur Arbeit?
Die Ausgangssituation: Zu meinem Arbeitsplatz von Weismain nach Kulmbach sind es einfach 20 Kilometer. Dafür brauche ich mit dem Auto 20-25 Minuten.
Der Sprit: Bei einem Verbrauch von knapp 7 Litern auf 100 Kilometer kostet mich die Fahrt hin und zurück bei einem Preis von 2 Euro für den Liter Super etwa 5,50 Euro. Verschleiß und Wertverlust und all das nicht mitgerechnet. Das heißt: Zwei Mal das 9-Euro-Ticket für die Fahrt zur Arbeit genutzt und ich bin sprittechnisch im Plus. Das klingt schon mal gut. Punkt für das 9-Euro-Ticket.
Die Zeit: Aber: Auch das 9-Euro-Ticket hat seinen Preis: Neben Geld kostet es vor allem eines: Zeit. Zum knapp 6 Kilometer entfernten Bahnhof in Burgkunstadt fahre ich mit dem Rad: 18 Minuten. Puffer zum Fahrrad abstellen und zum Gleis laufen: 8 Minuten. Fahrtzeit mit dem Zug: 10 Minuten. Vom Bahnhof Kulmbach zu Fuß in die Redaktion: 13 Minuten. Insgesamt: 49 Minuten. Das heißt, ich bin eine halbe Stunde länger unterwegs als mit dem Auto. Punkt für das Auto.
Die Gesundheit: Da ich mich gerne bewege und mir das Radfahren und das Laufen Spaß machen, macht mir das nichts aus - im Gegenteil. Deshalb: auch ein Punkt für das 9-Euro-Ticket (wie es im Winter und bei Schmuddelwetter aussehen würde, weiß ich aber nicht).
Das Rad: Kommen wir zur Fahrradgarage am Burgkunstadter Bahnhof: Da wird es mir himmelangst. Zertretene Räder, hingeschmissene Rahmen, dunkel, schmuddelig. Es sieht aus wie auf dem Schrottplatz. Ob am Abend mein Fahrrad noch heil ist? Ist es überhaupt noch da? Kein gutes Gefühl. Dagegen sieht der Fahrradparkplatz in Kulmbach aus wie Fort Knox. Sicher, hell und sauber. So muss es sein. Der Fahrradstellplatz in Burgkunstadt ist ein Ort des Grauens. Punkt für das Auto.
Im Zug: Der Zug ist pünktlich und sehr gut besetzt. Zum Glück habe ich an die Maske gedacht. Die braucht man da ja noch. Der Schaffner kontrolliert nicht nur das 9-Euro-Ticket, sondern will sogar einen Ausweis sehen. Im Gedränge ist das Herauskramen für den einen oder anderen eine Herausforderung. Aber gut.