Mit 65 zu alt für die Feuerwehr?
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Sonntag, 05. Dezember 2021
Wenn Horst Tempel in wenigen Monaten Geburtstag feiert, ist für ihn nach 50 Jahren Schluss mit dem aktiven Dienst in der Feuerwehr.
15 Jahre alt war Horst Tempel, als er in die Feuerwehr seines Heimatortes eintrat. Heute, fast 50 Jahre später, ist er immer noch für die Wehr im Einsatz. Doch im Februar ist Schluss: Dann wird der Pressecker 65 und muss aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Ein bisschen wehmütig stimmt ihn der Gedanke schon. "Aber irgendwann muss ja auch mal Schluss sein. Dann sind die Jungen dran."
Die Jungen. Gibt es die noch ausreichend in den Feuerwehren auf dem Land? In jüngster Zeit haben sich mehrere kleine Wehren aufgelöst, zu klein geworden, um noch eigenständig handlungsfähig sein zu können. Aufgegeben haben beispielsweise die Wehren von Grünlas und Losau. Andere kleine Wehren sind zu Löschgruppen geschrumpft, die sich größeren Nachbarfeuerwehren angeschlossen haben: Gumperdorf (Anschluss an Untersteinach), Heinersreuth (Presseck), Trumsdorf (Alladorf), Zultenberg (Azendorf). Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.
Ist es angesichts dieser Entwicklung noch zeitgemäß, das Dienstalter für den aktiven Feuerwehrdienst ausnahmslos auf 65 Jahre zu begrenzen? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Einig sind sich die Feuerwehrleute jedoch darin: Ihre ehrenamtliche Arbeit kostet nicht nur viel Zeit. Sie ist auch anstrengend, sowohl körperlich als auch mental. Niemand kann das bis ins hohe Alter leisten, nur weil nicht genügend Kräfte nachrücken.
"Die Altersstruktur auf dem Land wird zunehmend zum Problem", sagt Stefan Härtlein, Kreisbrandrat und Vorsitzender des Feuerwehrkreisverbands Kulmbach. Die Einwohnerzahlen sind rückläufig, berufliche Verpflichtungen machen die Entscheidung für ein Engagement bei der Feuerwehr nicht leicht. "In den kleinen Gemeinden haben wir leider kein steigendes Potenzial zu erwarten."
Derzeit gibt es 117 eigenständige Feuerwehren im Landkreis, in denen rund 3380 Feuerwehrleute Dienst tun, davon 480 Frauen. "Mit etwa 580 Atemschutzgeräteträgern stellt der Landkreis sicher, dass die Feuerwehren auch für Brände in Innenräumen und Fahrzeugbrände gerüstet sind", so Yves Wächter, Pressesprecher der Feuerwehren.
Jugendarbeit lohnt sich
Viele Wehren kümmern sich intensiv um die Nachwuchsarbeit: Insgesamt 42 Jugendgruppen haben 350 Aktive, davon 100 Mädchen. Dazu gibt es im Landkreis noch 26 Kinderfeuerwehren mit 193 Jungen und 119 Mädchen, die dort spielerisch lernen, was es rund um die Feuerwehr und Notfälle zu wissen gibt. Die Zahl der Jugendlichen ist aktuell etwas rückläufig. "Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Gruppen unter Corona-Bedingungen nicht üben dürfen", sagt Yves Wächter.
Das Engagement lohnt sich in jedem Fall: 21 Jugendliche konnten im vergangenen Jahr in die Einsatzabteilungen ihrer Wehren übernommen werden.