Kritisch ist es für die kleineren Wehren vor allem tagsüber, denn die wenigsten Aktiven arbeiten an ihrem Wohnort, so Kreisbrandrat Härtlein. "Bisher hatten wir glücklicherweise immer genug Leute, um einsatzfähig zu sein." Für die Zukunft wagt der Feuerwehr-Chef keine Prognose: "Wir wissen nicht, wie sich Corona auswirken wird."
Von einer Erhöhung der Altersgrenze für die Feuerwehrdienstleistenden hält Härtlein nichts. "Mit 60 reicht es eigentlich schon." Das war früher in Bayern die Grenze, bevor sie zunächst auf 63 und schließlich auf 65 Jahre angehoben wurde." In Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern dürfen Aktive bis 67 bleiben.
Würde auch Horst Tempel gerne länger machen? "65 als Grenze ist schon in Ordnung, auch wenn mir der Abschied schwer fallen wird. Ein wenig länger würde ich schon bleiben können." Doch Tempel sagt auch: "Der Dienst in der Feuerwehr ist anstrengender geworden, es wird viel mehr alarmiert als früher. Wir kommen ja nicht nur, wenn's brennt. Die Feuerwehr wird bei Unfällen gerufen, zur Beseitigung von Ölspuren, zur Patientenrettung oder für Türöffnungen." Dabei sei die Belastung für den Einzelnen vom Einsatzort abhängig. "Manche Wehr im Oberland ist nur einbis zwei Mal im Monat gefordert, in Kulmbach gibt es mehr Einsätze als das Jahr Tage hat." Dazu kommen noch die nötigen Ausbildungen und Übungen.
Horst Tempel hat sich hochgedient in der Feuerwehr. Mit 15 folgte er dem Beispiel seines Vaters und trat in die Jugendfeuerwehr ein, mit 25 war er bereits Kommandant. Heute ist er als Kreisbrandinspektor für 28 Wehren im ehemaligen Landkreis Stadtsteinach verantwortlich. Fünf Jahrzehnte bei der Feuerwehr - das Ehrenamt ist ein wichtiger Teil in Tempels Leben. Neben der Aufgabe selbst, anderen in Not helfen zu können, schätzt der 64-Jährige die Kameradschaft, den Zusammenhalt, die vielen Freundschaften, die über die Jahre gewachsen sind.
Die Verbindung zu seinen Kameraden wird also auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst nicht abreißen.
Stadtbrandmeister Michael Weich, Kommandant der Kulmbacher Feuerwehr, sieht das Thema Altersgrenze differenziert: "Das hängt auch von den Aufgaben ab. Mit Vollendung des 55. Lebensjahres ist bei uns in der Regel mit dem Atemschutz Schluss. Mit der Schutzausrüstung in geschlossenen Gebäuden im Feuer zu arbeiten, das kann man älteren Kollegen nicht mehr zumuten." Wer trotzdem weitermachen will, darf das jedoch - nach ärztlicher Untersuchung. Weniger anstrengende Aufgaben seien auch im höheren Alter kein Problem, wenn man fit sei, meint Weich.
Kulmbacher haben wenig Sorgen
Die personelle Lage bei der Feuerwehr Kulmbach ist recht komfortabel. "Wir haben viele junge Leute und 44 einsatzfähige Atemschutzgeräteträger. Da können wir uns den Luxus leisten, dass diejenigen, die älter als 55 sind, nur den normalen Feuerwehrdienst machen müssen." Das war nicht immer so: "Vor zehn Jahren hatten wir eine flaue Zeit. "
Auch tagsüber sind die Kulmbacher nicht in Nöten, dank der Tatsache, dass im Städtischen Bauhof etliche Feuerwehrleute Dienst tun, sechs davon aus anderen Feuerwehren im Landkreis, die das Kulmbacher Team verstärken. "Grundsätzlich darf man maximal bei zwei Wehren aktiven Dienst leisten, am Wohnort und am Arbeitsort", erläutert Weich. Bei der Stadt und anderen Behörden sind weitere Feuerwehrleute tätig, die bei Alarmierungen kurzfristig für den Einsatz freigestellt werden.
Ob Stadt oder Landkreis - personelle Verstärkung tut jeder Wehr gut. Nachwuchs in den Kinder- und Jugendfeuerwehren ist immer willkommen. Aber auch Erwachsene, die Dienst leisten und die Ausbildung machen möchten, können quereinsteigen. Interessierte melden sich bei den Kommandanten ihrer Feuerwehr oder bei ihrer Gemeinde.