Mission erfüllt!
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Sonntag, 20. Juli 2014
In acht Wochen von Null auf Triathlon: BR-Reporterin Dagmar Besand hat gemeinsam mit dem Kulmbacher ASV-Team ihr großes Ziel erreicht. Sie hat am Sonntag ihren ersten Triathlon gefinisht.
Erschöpft, glücklich und schweinezufrieden: Ich hab' es tatsächlich geschafft, meinen ersten Triathlon zu finishen - und das in einer für meine Verhälntnisse phänomenalen Zeit von 1:32. Es ist "nur" die Jedermann-Distanz, aber für mich ein Grund zu feiern - natürlich nicht allein, sondern mit all denen, die in den vergangenen acht Wochen gemeinsam gekämpft, gelacht und manchmal auch ein bisschen gelitten haben.
Gegen 8 Uhr bin ich im Schwimmbad. Startnummer abholen, Wechselplatz einrichten, damit ich nach dem Schwimmen so schnell wie möglich auf's Rad komme. Dazwischen schnell noch ein Gruppenfoto mit unseren neuen gelben Team-Trikots.
Die Nervosität steigt
In das Vorfreude-Kribbeln mischt sich ein bisschen Nervosität. Ich sehe die Anspannung in den Gesichtern meiner Mitstreiter und spüre sie als leicht flaues Gefühl im eigenen Magen.
Mit der Startnummer 59 gehöre ich zur zweiten Startgruppe. Unser Startschuss fällt um 9.20 Uhr: Sieben Leute in der Bahn versuchen gleichzeitig, gut wegzukommen. Davor habe ich mich schon im Vorfeld gefürchtet. Ellenbogen von links, Füße von vorne, die Hände des Hintermanns an meinen Beinen. Bis zum Ende der ersten Bahn haben wir uns sortiert. Danach läuft's prima. Bis ich plötzlich einen Hustenanfall bekomme. Atemnot. Jetzt bloß keinen Fehler machen. Ein paar Züge Brustschwimmen, tief atmen, dann geht's wieder.
500 Meter sind geschafft. Ich bin nicht die Letzte. Das ist schon mal gut. Jetzt nur keine Zeit vertrödeln: Raus aus dem Wasser und schnell zum Rad. Füße auf das bereit gelegte kleine Handtuch, mit einem zweiten grob abrubbeln, Trikot und Hose drüber, Startnummer umhängen, festklippen, Socken, Schuhe, Helm - los.
Auf der Radstrecke lässt sich am ehesten Zeit gut machen. Trotzdem erstmal moderat Richtung Untersteinach. Unterwegs ein paar Mal trinken, denn es wartet: der Anstieg nach See, zwei Kilometer steil bergauf. Das erste Drittel ist giftig, die Muskeln fangen an zu brennen. Runter nach Ludwigschorgast rollt es dafür fast von allein. Jetzt noch mal volle Kraft voraus, bis das Freibad in Sicht ist.
Die Beine wollen nicht mehr
Rad abstellen, Helm runter und weiter. Angefeuert von Familie, Freunden und vielen Schaulustigen fallen die ersten hundert Meter der Laufstrecke leicht. Danach kommt der Anstieg in der Unteren Buchgasse, die Beine wollen nicht plötzlich nicht mehr. Sie müssen aber!
Ein paar Minuten später ist der Einbruch überwunden. An der Strecke warten Freunde: "Du schaffst das!" Wende punkt, zwei gierige Schluck Wasser und zurück. Noch zweieinhalb Kilometer. Die schaff' ich auch noch. Mein Laufrhythmus ist gleichmäßig. Auf den letzten Metern kann ich sogar noch mal Gas geben.
Dann endlich: Im Ziel! Glückwünsche, Umarmungen. Der Puls rast, aber ich bin nicht halb so fertig wie ich erwartet hatte. Aus dem Gewusel an Menschen leuchten die gelben Trikots von "Jeder kann Triathlon!" heraus. Von 28 Kursteilnehmern gingen 24 an den Start, 23 kamen ins Ziel. Wir freuen uns miteinander über die Erfolge jedes Einzelnen und das schöne Gruppenerlebnis!
Ein Team im Einzelkämpfer-Sport
Das ist nämlich das Besondere an "Jeder kann Triathlon!": Aus einem Sport für Einzelkämpfer wurde eine Teamleistung, eine Gruppe, die in schwachen Momenten motiviert und mitgezogen hat. Dazu ein Trainerteam, das für uns viele ehrenamtliche Einsatzstunden auf sich genommen und dafür ein dickes Dankeschön verdient hat!
Manche schöne Erfolggeschichte wurde am Sonntag geschrieben: Bozena Schiepert (49) konnte zu Projektbeginn fast nicht schwimmen, jetzt ist sie eine Triathlon-Finisherin: "Ich freue mich! Jetzt bin ich würdig, unser Team-Trikot zu tragen!"
Kollektiver Respekt gilt unserem Senior Michael Reich. Der 73-Jährige hat sich bei einem Radunfall eine Rippe gebrochen und Schürfwunden erlitten. Aber aufgeben kam für ihn nicht in Frage: "Ich hatte in den letzten 50 Jahren nicht so viel Spaß wie in diesen acht Wochen."
Das Team Triathlon hatte eine tolle Zeit. Wenn wir dürften, wären wir nächstes Jahr alle wieder dabei. Aber andere wollen ja auch einmal diese Chance haben. Macht mit, Leute. Es lohnt sich!