Mindestlohn im Sicherheits-Gewerbe: Sicherheit hat ihren Preis
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Sonntag, 04. Januar 2015
Der Geschäftsführer der Firma SEK, Herbert Singer, ist für den bundesweiten Mindestlohn. Damit wird das Lohnniveau über die Landesgrenzen hinweg angeglichen und eine Wettbewerbsverzerrung verhindert, sagt er.
Mit der Sicherheitsbranche ist es ein wenig wie mit Kleidung oder Autos: Der eine legt Wert auf Qualität und ist bereit, dafür zu zahlen. Für den anderen gilt nur: Hauptsache billig. Herbert Singer weiß das aus Erfahrung. Der 54-Jährige ist Geschäftsführer der Firma SEK Unternehmenssicherheit mit Sitz in Kulmbach.
Knapp 40 Mitarbeiter
Knapp 40 Mitarbeiter hat das Unternehmen, dessen Büro sich in der Gummistraße befindet. Dort stehen die grün-silbernen Fahrzeuge mit dem großen SEK-Schriftzug. Die Sicherheitskräfte tragen auch grüne Polo-Shirts mit dem Firmen-Logo - allerdings nur bei Veranstaltungen wie dem Bierfest. Wenn sie für den Werkschutz in Unternehmen verantwortlich sind, dann ist dezente Kleidung selbstverständlich. Auf ein seriöses Auftreten seiner Mitarbeiter legt Singer besonderen Wert. "Vertrauen ist in meiner Branche wichtig", sagt er.
Im bayerischen Sicherheitsgewerbe wird seit 1. Mai 2014 mit 8,79 Euro Stundengrundlohn mehr gezahlt, als der gesetzliche Mindestlohn mit Wirkung ab 1. Januar 2015 mit 8,50 Euro vorsieht. In anderen Bundesländern war der Verdienst niedriger. Deshalb ist Singer froh, dass durch den Mindestlohn dort die Löhne steigen. "Dann wird der Wettbewerb nicht mehr so verzerrt", erklärt er mit Blick auf grenznah angesiedelte Betriebe.
Doch nicht nur deswegen ist er für den Mindestlohn. "Es ist eine Schande für Deutschland, dass nicht mehr als 8,50 Euro bezahlt werden." Der SEK-Chef weiß auch, dass Mitbewerber ("Es gibt welche, denen es nur um Kohle geht") alle Tricks versuchen, um möglichst viel Gewinn zu machen. Diese würden mit unrealistischen Pauschalpreisen versuchen, den Mindestlohn zu umgehen und die Aufträge zu ergattern. Und dabei noch die Lohnnebenkosten einzusparen. Viele Firmen würden aber nach zwei, drei Jahren vom Markt verschwinden, "weil sie sich verkalkuliert haben".
Guten Ruf zu bewahren
Irgendwelche Tricks kommen für Singer nicht in Frage. "Ich kann mir so etwas nicht erlauben, das ist es mir einfach nicht wert", sagt er mit Blick auf den guten Ruf, den er sich erarbeitet habe. Vor allem bei der Polizei. "Es gibt kein schöneres Lob nach der Bierwoche als ein positives Feedback von der Polizei."
Deshalb wählt Singer, der früher bei einer bundesweiten Sicherheitsbehörde gearbeitet hat, seine Mitarbeiter sorgfältig aus. Ein einwandfreies Führungszeugnis ist dabei ebenso Voraussetzung wie eine abgeschlossene Berufsausbildung. Es gibt einen psychologischen Test, mit dem Risikobereitschaft und Pflichtbewusstsein herausgefunden werden sollen.
Junge Leute, "die sich nichts sagen lassen und meinen, alles zu wissen", passen jedenfalls nicht in sein Team, sagt Singer. Denn er weiß, dass das Image von Sicherheitspersonal oft nicht das beste ist. "Ich hasse den Begriff Security, der inzwischen negativ behaftet ist. Aber was soll ich machen. Es ist einfach zu leicht, ein Sicherheitsunternehmen aufzumachen. Es wird nach keiner Qualifikation gefragt", bedauert der Mann, der Sicherheitsmanagement an der Verwaltungsfachhochschule Schleswig-Holstein "Fachbereich Polizei" studiert hat.
Dabei geht es nicht nur um spezielle Themen wie Objektsicherung, Strafrecht, Hausrecht, den Notwehrparagrafen sowie Sicherheits- und Videotechnik, sondern auch um Betriebsführung. Dass sich seine Firma (SEK steht für Sicherheitsdienstleistungen, Ermittlungen, Krisenmanagement) einen guten Ruf erarbeitet hat, ist für den Chef wichtig. "Unser Geschäft ist ein Geschäft des Vertrauens. Dieses Vertrauen gilt es täglich unter Beweis zu stellen."
Vertrauen genießt Singer unter anderem bei der Kulmbacher Brauerei. Deren Pressesprecherin Helga Metzel verweist auf eine gute, lange Zusammenarbeit.
"Die SEK ist seit vielen Jahren ein zuverlässiger Partner, der für die Sicherheit der Gäste bei Veranstaltungen sorge. "Und die steht für uns an oberster Stelle", so Helga Metzel.