Millionen-Schäden im Wald bei Presseck
Autor: Sonja Adam
Presseck, Dienstag, 22. März 2022
Umgestürzte Bäume sind jetzt "tickende Zeitbomben" im Wald, warnt der Forstexperte Michael Schmidt.
Im Pressecker Oberland, wo einst dichte Fichtenwälder waren, ist nichts mehr. Der Borkenkäfer und die Stürme der letzten Wochen haben Millionenschäden angerichtet. Mancherorts ist fast nichts mehr vom Charme der dunklen Wälder übrig. Doch die Waldbesitzer nutzten die Aufforstungsprogramme nur spärlich.
Presseck. Erwin Söll setzt die Motorsäge an. Mit gekonntem Schnitt macht er aus den umgestürzten Bäumen Brennholz. Er sägt meterlange Stücke ab. "Ich habe einen Kachelofen. Da braucht man immer ein bisschen Holz", sagt Söll pragmatisch, der jede freie Minute im Wald verbringt. Auch wenige Hundert Meter weiter hört man eine Motorsäge kreischen. Es ist ebenfalls ein Waldbesitzer, der versucht zu retten, was noch zu retten ist.
Die umgefallenen Bäume müssen raus
"Die Waldbesitzer geben ihr Bestes. Das sind fleißige Leute, die jede freie Minute in den Wäldern verbringen. Aber das ist auch nötig", kommentiert der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michael Schmidt, die Aktivitäten bei einem Streifzug mit Dackel Wally durch das Pressecker Oberland. "Diese Bäume, die durch den Sturm umgefallen sind, sind eine tickende Zeitbombe", sorgt sich Schmidt. Denn die umgefallenen Bäume könnten, wenn sie zu lange im Wald bleiben, zu einer explosionsartigen Vermehrung der Borkenkäfer führen. Und das wäre dann die endgültige Katastrophe, vielleicht das Aus des typisch fränkischen Waldes.
Stürme schlugen riesige Schneisen
Die orkanartigen Stürme der letzten Wochen, namens Ylenia, Zeynep und Antonia, haben im Pressecker und Stadtsteinacher Oberland glücklicherweise nicht für komplette Kahlschläge gesorgt, sondern nur Einzelbäume und Baum-Nester - also Baum-Gruppen - wurden umgeworfen. Dennoch haben die Wälder riesige Schneisen. Die Flächen sind zehn Hektar groß oder mehr und sehen geradezu apokalyptisch aus. Statt saftigem Grün sind nur noch Stümpfe im Boden zu sehen. Schuld an der dramatischen Situation ist nicht der Wind, sondern die Borkenkäfer.
"Hier im Landkreis Kulmbach ist die Situation nicht mal so übel. Denn hier sind die Kahlflächen nicht so groß. Im Landkreis Kronach gibt es ganze Bereiche, auf denen kein Baum mehr steht", vergleicht Schmidt und betont, dass Naturverjüngung stattfinden kann, wenn die Schneisen nicht zu groß sind. Trotzdem bezeichnet der Experte die Situation auch in Kulmbach als "brutal" und spricht von Millionenschäden.
"Es sind der Klimawandel und die Trockenheit - alles spielt zusammen. Da hat der Käfer leichtes Spiel", sagt Schmidt. Die Bäume haben kaum noch Harz, können so keine Abwehr gegen die Einbohrversuche bilden. Bis April sollen alle Bäume aus dem Wald entfernt sein. Ansonsten bohren sich die Borkenkäferlarven, die im Boden sind, in genau diese Bäume ein - und befallen dann auch andere.