Milbe, Klima & Co.: Bienenzüchter haben es schwer
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Sonntag, 18. Januar 2015
Wenn zum ersten Mal die Bienen ausfliegen, schlägt den Kulmbacher Imkern das Herz höher. Trotz Schwierigkeiten wollen die Vereinsmitglieder Ferdinand Schmidt und Otto Müller auch nach 50 Jahren ihr liebstes Hobby weiterführen.
Otto Müller ist ein Imker mit Leib und Seele. Obwohl er 82 Jahre alt ist, hat er derzeit acht Völker. "Ich schaue, dass ich immer so fünf Zentner Honig ernte. Aber im vergangenen Jahr hatte ich viel weniger." Für Müller ist die Imkerei mehr als nur ein Hobby. Er macht alles alleine - die Völker beaufsichtigen, Ableger machen, den Honig ernten, den Honig in Gläser abfüllen. "Das gehört für mich einfach dazu."
Ähnlich geht es seinem Imkerkollegen Ferdinand Schmidt aus Neudrossenfeld. Der 79-Jährige hat seit 1963 Bienen. "Ich bin durch den Schwieger opa drauf gekommen. Was mich an den Bienen reizt, ist, dass man nie auslernt. Jedes Jahr ist alles anders. Man kann sich kein Programm zurechtlegen." 2014 war kein gutes Jahr für die Imker. Aktuell hat Schmidt zehn Völker. "Aber ich bin schon dabei, meine Völker zu übergeben." Er legt großen Wert darauf, dass die Bienen bei ihm weiterfliegen, auch wenn er einmal nicht mehr die ganze Arbeit alleine schafft.
Bei der Hauptversammlung der Imker zeichnete der Vorsitzende des Imkervereins Kulmbach und Umgebung, Hermann Lochner, die beiden Jubilare aus, die schon ein halbes Jahrhundert beim Verein mit von der Partie sind. Aber nicht nur sie, sondern auch Klaus Einsiedler, der seit vierzig Jahren beim Imkerverein Mitglied ist.
Aktuell stehen Bienen und Bienenhaltung offensichtlich hoch im Kurs. Der Imkerverein Kulmbach und Umgebung freute sich im vergangenen Jahr über sieben Neuzugänge. Auch jüngere Menschen haben Interesse an der Bienenzucht. Und die Imkerkei ist längst keine Männerdomäne mehr, auch Frauen haben Interesse an dem Hobby. Aktuell betreuen die 45 Mitglieder rund 320 Völker. "Damit sind die Völkerzahlen deutlich angestiegen", zieht Vorsitzender Lochner eine Bilanz.
Ein Winter, der keiner war
Doch wenn es um die Honigernte geht, dann kann der Vorsitzende des Imkervereins über das abgelaufene Jahr nur mit dem Kopf schütteln: Der Januar war ein Wintermonat, das keines war. Dann gab es leichten Frost, das Wetter wurde aber schnell milder und schon Anfang April blühten die Obstbäume. Die Bienen flogen, Anfang Mai gab es erste Schwärme. Und Ende Mai schleuderten die Imker bereits den ersten Blütenhonig. "Alles war vier Wochen früher dran als sonst", erinnerte Lochner. Doch obwohl das Jahr so positiv angefangen hat, war die Honigernte schnell wieder vorbei. Das Fazit: nicht einmal die halbe Ausbeute.
Und es kam noch schlimmer. Im August regnete es; die Imker hatten Schwierigkeiten, die Bienen gegen die bösartige Varroa-Milbe zu behandeln. Schon im September gab es die ersten Völkerverluste. "Im Oktober und November war das Wetter dann so mild, dass die Bienen flogen und Pollen eintrugen", zog Lochner ein Fazit. Bis Weihnachten blieb es mild - und auch das brachte wieder Schwierigkeiten für die Bekämpfung der Varroamilbe mit sich. "Die Oxalsäurebekämpfung war eine Gratwanderung, weil man immer mit Restbrut in den Völkern rechnen musste. Wer noch nicht behandelt hat, muss unbedingt noch eine Möglichkeit im Januar nutzen", appelliert Lochner an alle.
Völkerverluste erwartet
Schon jetzt rechnen die Kulmbacher Imker mit hohen Völkerverlusten über den Winter. "Im Frühling müssen wir damit rechnen, dass Bienen gesucht werden - von Neueinsteigern ebensow wie von Imkerkollegen, die große Völkerverluste hatten. Wir müssen deshalb zusammenhelfen, um diese Lücken zu schließen für eine flächendeckende Bestäubung."
Neuerungen gibt es auch bei der Imkerversicherung. Denn nach den neuen Richtlinien sind Bienenhäuser nicht mehr automatisch mitversichert. Auch die Unfallversicherung (bislang zahlte die Imkerglobalversicherung bei Tod 1300 Euro, bei Invalidität 6500 Euro und auf erforderliche Heilkosten 250 Euro) ist nicht mehr vorhanden. Die Versicherungssummen des generellen Versicherungsschutzes allerdings sind erhöht worden. So zahlt die Versicherung jetzt je Bienenvolk inklusive Königin 100 Euro statt bisher 42 Euro, je Ableger inklusive Königin 50 Euro statt bisher 21 Euro und je Beute - sofern diese mit Bienen besetzt sind - 100 Euro statt bislang 42 Euro. Auch der eingetragene Honig ist mitversichert. Bislang zahlte die Versicherung je Beute 36 Euro Entschädigung, ab diesem Jahr ist die Versicherungssumme auf 100 Euro erhöht. "Bienenhäuser können mit einer Zusatzprämie versichert werden", erklärte Lochner die Änderungen.
Neuer Schriftführer Bei der Hauptversammlung wählten die Imkervereinsmitglieder Rainer Knaus zum neuen Schriftführer. Er folgt auf Günter Blüchel, der 2014 verstarb.
Beitrag Beschlossen wurde auch eine Beitragsanpassung ab 2016: Der Beitrag ohne Versicherung wird dann von 19 auf 23 Euro erhöht, mit Versicherung werden 33 statt 29 Euro fällig.