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Michl &Metzler: Fränkischer geht's nicht


Autor: Horst Wunner

Kulmbach, Montag, 06. Januar 2020

Das Duo Michl & Metzler unterhielt sein Publikum in Kulmbach bestens. Ihr Erfolgsrezept: bekannte Songs musikalisch frei und in Mundart neu interpretiert.
Siggi Michl und Klaus Metzler haben ihren ganz eigenen Musikstil entwickelt und begeisterten in Kulmbach ihre Fans. Foto: Horst Wunner


Da stehen zwei auf der Bühne, die fränkischer nicht sein könnten: Der Siggi Michl aus Döhlau bei Weidenberg und der Klaus Metzler aus Lehenthal. Sie treffen mit dem selbst Geschriebenen und ihren unverwechselbaren Stimmen genau den Nerv des Publikums, beherrschen ihre Instrumente perfekt und mit Liebe.

Das Publikum im Saal der Kommunbräu jedenfalls ging beim Auftritt des Duos Michl & Metzler vor dem Dreikönigstag voll mit, sang die Refrains mit und schnippte mit den Fingern.

Das Geheimnis der Zwei: Bekannte Gassenhauer der Popgeschichte mit beziehungsreichen eigenen Texten neu interpretieren, mal überraschend nah und dann wieder etwas entfernt vom Orginal.

Heraus kommt Witziges und auch mal Frivol-Derbes. All das garniert mit oberfränkischen "Feingefühl".

Siggi an der Gitarre und am Schlagzeug, Klaus am Kontrabass und am Helikon, einer Art Tuba, vermochten mit wuchtiger Dynamik und vollem Einsatz ihre Zuhörer und sicherlich auch Fans zu überzeugen. Der Abend endete mit Zugaben und begeistertem Finalbeifall.

Wobei schon während der Stücke Applaus aufbrandete. Da wurde der Song "I wish" von Steve Wonder in "Ich wisch" umgemünzt oder von Dahlia Lavi "o laskusa" mit "Oh, lass guud saa" übersetzt, einfach köstlich.

"Ihr müsst gleich mitmachen", forderte der Michl auf, und keiner im Saal ließ sich zweimal bitten. Das Stimmungsbarometer stieg kontinuierlich an, von wegen fränkische Zurückhaltung, da gab es kein Halten mehr.

Nicht das gute Kommunbier machte trunken, sondern die mitreißende Art der Beiden oben auf der Bühne. Herrlich galoppierend der Ohrwurm "Im Wagen vor mir fährt ein Mädchen" à la Siggi, die Reise an den Untreusee bei Hof war hintergründig und gespickt mit dem gewöhnungsbedürftigen fränkischen Humor. Sie können richtig lautstark, überziehen damit manchmal, aber treffen den Kern der Sache fast immer.

Was besonderen Spaß machte: Die dumpf-schillernden Tonkaskaden des Helikons, Klaus ist da ein echter Virtuose. Ein paar Botschaften wollten sie auch mitgeben: Nicht Verzagen, nicht Aufgeben, "es werd scho widder wern" und "Grein hald ned, des werd scho widder". Was das Publikum gerne skandierte.

Vielfältig unterhatlsam

Und "Leck mich am Arsch" in der netten Version gehörte ebenso zum Programm. Es kommt da auf die Reflexe an, die beherrschen sie. Lauthals sangen die Besucher "Rutsch merr, rutsch merr, Buckel runter" mit, der fränkisch-musikalische Virus hatte sie endgültig alle erwischt. Der Siggi bestach dann zwischendurch mit verblüffender Tierlautmalerei, vom Kikeriki bis zum Schnalzen, viel Gebärdensprache und Mimik inbegriffen. Nach gut zwei Stunden war Schluss - leider.